- Bramo 323
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Der Bramo 323 Fafnir war ein Neunzylinder-Sternflugmotor.
Der Motor basierte auf den Erfahrungen bei Siemens & Halske/Bramo mit dem unter Lizenz gebauten Bristol Jupiter und war dementsprechend nicht besonders modern und technologischen Grenzen unterworfen.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Die Entwicklung des Bramo 323 begann mit dem Bau des Jupiters in einer "deutschen Version", den Sh.20 und Sh.21 im Jahr 1929. Mit Vergrößerung der Bohrung entstand 1930 der Sh.22 mit 950 PS (708 kW). Analog dem Jupiter sah der Sh.22 mit den vorn liegenden Ventilsteuerungsstangen recht altmodisch aus. In den mittleren 1930er Jahren (1933/34) wurden die Flugmotorbezeichnungen geändert, wobei Bramo den 300-Block zugewiesen bekam. So wurde der Sh.14 fortan in Bramo 314 sowie der Sh.22 in Bramo 322 umbenannt. Der Bramo 322 wurde während der Entwicklungszeit nie serienreif. Die Entwicklung konzentrierte sich auf das Basisdesign und sah eine Benzineinspritzung sowie einen Lader für die Konstruktion des Bramo 323 vor. Der Motor wies einen Hubraum von knapp unter 27 l auf und produzierte 900 PS Startleistung bei 2.500/min, welche geringfügig auf 1.000 PS in 3.100 m anstieg. Der Leistungsabfall auf Meereshöhe ist prinzipbedingt durch den mechanisch angetriebenen Lader, welcher erst über der kritischen Flughöhe einen konstanten Ladedruck aufbaut.
Der ursprüngliche Bramo 323 wurde in einer A- und B-Variante hergestellt, welche sich durch die Drehrichtung unterschieden. Die Motoren waren für den paarweise vorzunehmenden Einbau in zweimotorige Flugzeuge vorgesehen, womit sich das Drehmoment der Propeller ausgleicht. Analog verhält es sich mit den C und D-Varianten bei denen die Laderübersetzung für eine bessere Leistung in geringer Höhe reduziert wurde. Damit erhöhte sich die Startleistung auf 1.000 PS, jedoch wurde die kritische Flughöhe herabgesetzt.
Die endgültigen Versionen P, R und T waren mit einem zwischen zwei Stufen schaltbaren mechanischen Lader ausgerüstet für eine höhere Leistung bei allen Flughöhen. Damit erreichte man 1.000 PS in Meereshöhe wie in der C/D-Variante, jedoch eine verbesserte Höhenleistung mit 940 PS in 4.570 m Höhe. In der R-2 Variante wurde eine MW-50-Wasser-Methanoleinspritzung für eine Leistungssteigerung in geringen Flughöhen, welche 1.200 PS bei 2.600/min brachte, vorgesehen.
Anwendungen
Mit dem Bramo 323 Fafnir wurden einige deutsche Vorkriegsmodelle angetrieben, so z. B. die Focke-Wulf Fw 200, Henschel Hs 126, Dornier Do 24 und Dornier Do 17, sowie der Focke-Achgelis Fa 223 Drache Hubschrauber. Durch den recht hohen Kraftstoffverbrauch kam es zu keiner großen Verbreitung des Motors, da die meisten Flugzeuge auf den ähnlichen BMW 132 setzen, welcher mit 0,30 und 0,35 kg/kWh, je nach Modell, einen geringeren spezifischen Kraftstoffverbrauch aufwies als frühe Versionen des Fafnir mit 0,37 kg/kWh. Bei den aufgeladenen Varianten C und D sank der Wert auf 0,31 kg/kWh, jedoch war dieser Motor, aufgrund des Laders, nur für geringe Flughöhen geeignet.
BMW kaufte 1939 Bramo und führte die Produktion des Fafnir für die wenigen Flugzeuge, welche diesen Motor verwendeten, fort; insbesondere für die Dornier Do 17. Es wurden ca. 5.500 Stück hergestellt, bevor die Produktion 1944 eingestellt wurde.
Am 10. August 1938 flog eine Focke-Wulf Fw 200 Condor der Lufthansa als erstes landgestütztes Passagierlangstreckenflugzeug mit vier Bramo 323 nonstop in 24,5 Stunden von Berlin nach New York City und stellte somit die damalige Spitzentechnik im zivilen Flugzeugbau dar. Die Maschine konnte 25 Passagiere aufnehmen und 3000 km weit fliegen. Mit einer Flügelfläche von 118 Quadratmeter war die Condor insoweit fast so groß wie eine Airbus 320. Die Passagiermaschine wurde dann für Kriegszwecke umgebaut. Auch das Wasserflugzeug Dornier Do 24 wurde letztlich mit diesen Motoren ausgestattet. Des Weiteren wurde er auch im Arado Ar 232 eingesetzt. Beim Blohm & Voss BV 222 Wiking, einem weiteren Flugboot, wurden die ersten Exemplare mit den Bramo 323 R-2 ausgestattet.
Technische Daten
Bramo 323 A / B
- Bauart: aufgeladener, luftgekühlter, Neunzylinder-Sternmotor
- Leistung: 900 PS (670 kW) in Meereshöhe, 1.000 PS (745 kW) auf 3.100 m
- Spezifische Leistung 27,8 kW/l
- Hubraum: 26,82 l
- Durchmesser: 1.388 mm
- Länge: 1.420 mm
- Bohrung: 154 mm
- Hub: 160 mm
- Gewicht: 550 kg
- Ventiltrieb: Ventilschubstange
- Lader: mechanisch über Getriebe angetrieben
- Verdichtung: 6,4:1
- Spezifischer Verbrauch: 0,348 kg/kWh
- Leistungsgewicht: 1,36 kW/kg
Flugzeuge mit dem Bramo 323
- Arado Ar 196
- Arado Ar 232
- Dornier Do 17
- Dornier Do 24
- Focke-Achgelis Fa 223
- Focke-Wulf Fw 200
- Henschel Hs 126
- Junkers Ju 252
- Junkers Ju 352
Siehe auch
- Flugzeugmotor (Abschnitt BMW)
Quellen
- Axel Vogel: Bald hat die Condor wieder Flügel, in der NZZ vom 6. August 2007, Seite 8
- http://en.wikipedia.org/wiki/Bramo_323 (Englischer Wikipediabeitrag)
Kategorien:- Propellertriebwerk
- Sternmotor (Luftfahrt)
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