Briand-Kellogg-Pakt

Briand-Kellogg-Pakt
Frank B. Kellogg
Aristide Briand

Der Briand-Kellogg-Pakt (auch Kellogg-Pakt oder Pariser Vertrag) ist ein Kriegsächtungspakt, der am 27. August 1928 in Paris von zunächst elf Nationen unterzeichnet wurde und seinen Namen vom US-Außenminister Frank Billings Kellogg und dem französischen Außenminister Aristide Briand bekam.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt des Vertrages

Die unterzeichnenden Staaten verzichteten darauf, den Krieg zum Werkzeug ihrer Politik zu machen. Sie erklärten, in Zukunft Streitigkeiten friedlich zu lösen. Insbesondere der aus nationalen Interessen geführte Angriffskrieg wurde für völkerrechtswidrig erklärt. Davon ausgenommen blieb das Recht auf Selbstverteidigung und die Teilnahme an Sanktionen des Völkerbundes. Da der Vertrag außerhalb des institutionalisierten Völkerbundes verhandelt und abgeschlossen wurde, behielt er seine Gültigkeit über das Ende des Völkerbundes hinaus. Der Vertrag enthält keine Kündigungsklausel und ist somit auf unbeschränkte Dauer gültig.[1]

Unterzeichnerstaaten

Die elf Erstunterzeichner waren die USA, Australien, Kanada, die Tschechoslowakei, das Deutsche Reich, Großbritannien, Indien, der Freistaat Irland, Italien, Neuseeland und Südafrika. Vier weitere Staaten unterzeichneten den Vertrag noch vor der Proklamation: Polen, Belgien und Frankreich im März 1929 und Japan im April. Am 24. Juli 1929 trat der Vertrag in Kraft. Bis Ende 1929 ratifizierten noch 40 weitere Staaten den Kellogg-Pakt, letztlich wurde er von insgesamt 62 Nationen unterzeichnet. Eine Initiative des sowjetischen Außenministers Litwinow führte zum vorfristigen Inkraftsetzen des Vertrages in Osteuropa durch das sogenannte Litwinow-Protokoll vom 9. Februar 1929.

Politische Auswirkungen

Abgeschlossen wurde der Pakt allerdings nicht, um den Krieg wirklich zu ächten. Der französische Außenminister Briand war besorgt, weil das Deutsche Reich nach dem Ersten Weltkrieg allmählich wieder erstarkte und besonders seine guten Beziehungen zu den USA benutzte, um seine Position innerhalb Europas auszubauen. Um öffentlich zu demonstrieren, dass auch Frankreich herausragend gute Beziehungen zu den USA hatte, bemühte er sich darum, mit Kellogg einen völkerrechtlichen Vertrag abzuschließen. Gustav Stresemann hielt das für eine Schwächung der deutschen Position und sorgte dafür, dass auch Deutschland an dem Pakt beteiligt wurde. Das war eine deutliche diplomatische Schlappe für Frankreich.

Die Signatarstaaten des Vertrages 1928 und 1929


Folgen

In der Außenpolitik der Vereinigten Staaten erfuhr der Pakt eine Fortsetzung durch die Hoover-Stimson-Doktrin von 1932 aus Anlass der japanischen Okkupation der Mandschurei in Nordostchina.

Rechtsgeschichtlich bedeutsam ist er, da er eine wichtige, aber auch stark umstrittene, rechtliche Grundlage für die Anklage wegen Verbrechens gegen den Frieden im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher nach dem Zweiten Weltkrieg darstellte.

Die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 unterzeichnete Charta der Vereinten Nationen geht über das bloße Kriegsverbot des Briand-Kellogg-Pakts deutlich hinaus, indem in Art. 2 Nr. 4 der Charta ein allgemeines Gewaltverbot etabliert wird. Damit ist heute nicht nur der Krieg völkerrechtswidrig, sondern jede Gewaltanwendung in den internationalen Beziehungen. Ein konkretes Beispiel sind etwa gewaltsame Repressalien unterhalb der Schwelle des Krieges, die nach dem Briand-Kellogg-Pakt noch zulässig waren, heute aber gegen Art. 2 Nr. 4 der Charta verstoßen. Die wesentliche Ausnahme vom allgemeinen Gewaltverbot in der Charta der Vereinten Nationen ist das Recht zur Selbstverteidigung aus Art. 51 der Charta, auf das sich Staaten im Falle eines bewaffneten Angriffs berufen können, bis der Sicherheitsrat die zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit erforderlichen Maßnahmen getroffen hat.

Einzelnachweise

  1. Eva Buchheit: Der Briand-Kellog-Pakt von 1928 – Machtpolitik oder Friedensstreben? (Studien zur Friedensforschung, 10), Lit Verlag, Münster 1998, S.358

Literatur

  • Helmuth K. G. Rönnefahrt, Heinrich Euler: Konferenzen und Verträge. Vertrags-Ploetz. Handbuch der geschichtlich bedeutsamen Zusammenkünfte und Vereinbarungen. Teil II. 4. Band: Neueste Zeit, 1914–1959. 2. erweiterte und veränderte Auflage, A.G. Ploetz Verlag, Würzburg 1959, S. 103 f.
  • Harald Zaun: Als der Angriffskrieg geächtet wurde. In: Telepolis. 24. August 2008 (HTML, abgerufen am 24. August 2008).

Weblinks

 Wikisource: Kellogg-Briand Treaty – Quellen und Volltexte (Englisch)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?
Synonyme:

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Briand-Kellogg-Pakt — Pariser Vertrag; Kellogg Pakt * * * I Briand Kellogg Pakt   Der nach dem amerikanischen Außenminister Kellogg benannte Pakt, durch den zukünftig jeder Krieg moralisch unmöglich gemacht werden sollte deshalb auch Kriegsächtungspakt genannt , war… …   Universal-Lexikon

  • Briand-Kellogg-Pakt — Bri|and Kẹl|logg Pakt [bri ã:... ], der; [e]s {{link}}K 136{{/link}} <nach dem französischen Außenminister A. Briand und dem nordamerikanischen Außenminister F. B. Kellogg> (Kriegsächtungspakt von 1928) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Kellogg-Pakt — Briand Kellogg Pakt; Pariser Vertrag * * * Kellogg Pakt   [ kelɔg ], ein internationaler Vertrag, Briand Kellogg Pakt …   Universal-Lexikon

  • Kellogg-Pakt — Frank B. Kellogg Aristide Briand …   Deutsch Wikipedia

  • Kellogg-Pakt — D✓Kẹl|logg Pakt, Kẹl|logg|pakt vgl. Briand Kellogg Pakt …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Briand —   [bri ã], Aristide, französischer Politiker, * Nantes 28. 3. 1862, ✝ Paris 7. 3. 1932; Rechtsanwalt und Journalist, 1901 05 Generalsekretär des »Parti Socialiste Français« (PSF), 1905/06 Mitglied der »Section Française de l Internationale… …   Universal-Lexikon

  • Kellogg — ist der Name folgender Orte in den USA: Kellogg (Idaho) Kellogg (Iowa) Kellogg (Minnesota) Kellogg (Oregon) Kellogg bezeichnet Kellogg Company (auch Kellogg’s), eines der weltweit größten Unternehmen für Getreideprodukte Kellogg ist der… …   Deutsch Wikipedia

  • Kellogg-Briand-Pakt — Frank B. Kellogg Aristide Briand …   Deutsch Wikipedia

  • Friedensnobelpreis 1929: Frank Billings Kellogg —   Der amerikanische Anwalt und Politiker erhielt den Nobelpreis für seine Mitwirkung am Briand Kellogg Pakt zur Ächtung von Kriegen.    Biografie   Frank Billings Kellogg, * 22. 12. 1856 Potsdam (New York), ✝ 21. 12. 1937 Saint Paul (Minnesota);… …   Universal-Lexikon

  • Frank B. Kellogg — Frank Billings Kellog 1912 Frank Billings Kellogg (* 22. Dezember 1856 in Potsdam, N.Y.; † 21. Dezember 1937, St. Paul, Minnesota) war ein US amerikanischer Jurist und Diplomat. Als Verhandlungspartner des …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”