- Brictius thon Norde
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Brictius thom Norde, (auch: Brictius von Norden, Brictius Nordanus, Brictius thon Norde; * um 1490 in Schöppingen; † 4. August 1557 in Lübeck) war ein lutherischer Theologe und Reformator
Leben
Brictius thom Norde stammte aus Schöppingen bei Horstmar. Nach unsicherer Überlieferung war sein Vater aus Norden (Ostfriesland) eingewandert und hatte als Kapitän in Dortmund gelebt. Über seine Jugend und Ausbildung ist nichts bekannt. 1528 half er Gerd Omeken in Büderich (Wesel), nachdem Johann Klopreis dort gefangen genommen und nach Köln gebracht worden war. Die kirchlichen Maßnahmen des Herzog Johann von Kleve veranlassten ihn, nach Münster zu gehen.
Im Frühjahr 1532 wirkt er als Gehilfe Bernt Rothmanns, wird im September 1532 Prediger an St. Martini und heiratet Rothmanns Schwester. Seitdem ist er an den turbulenten Ereignissen in Münster beteiligt, wirkt auch mit bei der Einführung der Reformation in Ahlen und übersetzt auch die Schrift Martin Bucers „Handlung mit Melchior Hofman“ ins Niederdeutsche (gedr. in Münster 1533). Während Rothmann ab 1532 mit den nach Münster gezogenen Wassenberger Prädikanten sympathisierte und infolge dessen bald die Kindertaufe ablehnte, blieb thom Norde seinen lutherischen Prinzipien treu. Bei einer am 7./8. August 1533 vom Syndikus der Stadt Münster, Dr. von der Wieck, angesetzten Disputation aufgrund der bestehenden Spannungen zwischen Rothmann und den Prädikanten auf der einen, und dem Rat der Stadt Münster – bei der Disputation vertreten durch die lutherisch gesinnten Predigern – auf der anderen Seite, erschien thom Norde noch im Gefolge Rothmanns, isolierte sich aber bald von diesem.
Er beteiligte sich nicht unmittelbar an der Disputation, jedoch wurde sein zuvor schriftlich eingereichtes Bekenntnis verlesen, in dem er sich zu den strittigen Fragen über Abendmahl und Taufe äußert. Thon Norde befürwortet weiterhin die Kindertaufe: „De parvulorum Baptismo dico, quod impius non sit.“So stellt er sich zusammen mit dem Schulrektor Johann Glandorp gegen die Wassenberger und ihre Sakramentsauffassung. Am 1. Januar 1534, kurz bevor die niederländischen Melchioriten nach Münster gelangen, verlieren thom Norde und Glandrop das Predigtamt. Brictius geht nach Soest als Prediger und wird dort im Herbst 1534 Superintendent und Pfarrer an St. Petri, als Nachfolger von Jan de Brunes.
Als Anfang 1535 in Soest eine aus Frankreich stammende Flugschrift samt eines gefälschten Gutachtens Philipp Melanchthons unter den evangelischen Predigern der Stadt für Aufregung sorgt, da sie nicht wissen, dass es sich um eine Fälschung handelt, bittet thom Norde in seinem Amt als Superintendent der Stadt Martin Luther um Hilfe, der ihm das Gutachten korrigiert zurücksendet: „Etliche Artickel, so von den Papisten jetzt newlich verfelscht und böslich gerhümet widder uns Luthrische, sampt einem Briefe.“
1537 reist Superintendent thom Norde zusammen mit den beiden Ratsverwandten Hermann Riemenschneider und Hermann Osterkamp als Vertreter der Stadt Soest zu einer Versammlung des Schmalkaldischen Bundes nach Schmalkalden. Dort unterzeichnete er im Namen der Kirche von Soest die „Confessio Augustana“, die „Apologie der Confessio Augustana“, den Traktat „De postestate et primatu papae“ sowie die „Schmalkaldischen Artikel“. Trotz seiner Unterschrift trat die Stadt Soest dem Schmalkaldischen Bund nicht bei.
Als die Stadt Soest 1548 verpflichtet wurde, das Augsburger Interim anzuerkennen, forderten Abgesandte des Herzogs Wilhelm V. von Kleve die Ausweisung der evangelischen Prediger aus der Stadt. Thom Norde, ein entschiedener Gegner des Interim, verließ Soest daraufhin am 4. September 1548. Er findet Aufnahme in Lübeck. Dort verbrachte er seine letzten Jahre als Diakon an der Aegidienkirche.
Literatur
- Luthers Werke Weimarer Ausgabe, Band 38, Seite 386
- Luthers Werke Weimarer Ausgabe, Band 7 Seite 318
- C. Cornelius: Geschichte des Münsteraufruhrs. 2. Leipzig 1860, 330ff.
- C. Krafft: Mitteilungen aus der niederrheinischen Reformationsgeschichte (Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 6, 1869, Seite 282)
- J. Holtmans: Brictius von Norden (Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 11, 1876, 202)
- H. Schwartz: Geschichte der Reformation in Soest. Soest 1932
- Robert Stupperich: Die Schriften Bernhard Rothmanns, in Veröffentlichungen der Historischen Kommission Westfalens; 32: Die Schriften der münsterische Täufer und ihrer Gegner; T. 1, Münster 1970.
- Robert Stupperich: Westfälische Reformationsgeschichte. Historischer Überblick und theologische Einordnung, in Blätter für württembergische Kirchengeschichte (BWKG) 9, Bielefeld 1993.
Weblinks
- Brictius thom Norde. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Brictius thom Norde. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 335.
- Eintrag in Zedlers Universallexikon, Band 24, Blatt 692.
Personendaten NAME Norde, Brictius thom ALTERNATIVNAMEN Brictius von Norden, Brictius Nordanus KURZBESCHREIBUNG lutherischer Theologe und Reformator GEBURTSDATUM 1490 GEBURTSORT Schöppingen STERBEDATUM 4. August 1557 STERBEORT Lübeck
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