Aachener Domchor

Aachener Domchor

Der Aachener Domchor, auch Capella Carolina genannt, ist ein der Tradition der Chorschule schola cantorum am Hofe Karls des Großen und der von ihm gemeinsam mit Alkuin von York als Knabenchor gegründeten Schola Palatina verbundener Chor. Unter den verschiedenen Stifts- und Domkapellmeistern erlangte der Chor in seiner 1200-jährigen Geschichte einen international renommierten Ruf und profitierte dabei musikalisch wie auch personell von der Kooperation mit der früheren mittelalterlichen Stiftsschule, der heutigen Aachener Domsingschule, sowie mit dem 1881 gegründeten "Gregoriushaus", der ersten westdeutschen Organistenschule mit angeschlossenem Internat, der späteren Katholischen Hochschule für Kirchenmusik St. Gregorius.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliches

In seiner Anfangszeit bestand der Domchor überwiegend aus Klerikern des Domstifts, denen durch das Konzil zu Aachen (816–819) in der Verfügung institutio canonicorum die gesangliche Gestaltung des täglichen Offiziums vorgeschrieben wurde und denen im Jahre 826 durch eine byzantinische Gesandtschaft eine Orgel zur musikalischen Unterstützung geschenkt worden war. Im 12./13. Jahrhundert verbreitete sich durch den Münsterchor vor allem das Karlsoffizium regali natus, ein dichterisch-musikalisches liturgisches Reimwerk zu Ehren Karls des Großen. Der klerikale Männerchor und der Knabenchor aus der Stiftsschule begleiteten nun über sechs Jahrhunderte lang die musikalischen Zeremonien zu den Krönungsfeierlichkeiten in Aachen. Mit Beginn der Aachener Heiligtumsfahrt ab dem 14. Jahrhundert war der Chor für die spezielle geistliche Liedgestaltung dieser Veranstaltung verantwortlich. Zwischen 1567 und 1577 leitete Johannes Mangon als Succentor den Aachener Münsterchor und vermachte diesem 19 von ihm niedergeschriebene Messen, 45 Motetten, 42 Antiphone und andere Werke.

Anfang des 17. Jahrhunderts verfügte der Stiftschor über ca. 12 teilweise instrumentenkundige Mitglieder, die bis in das Jahr 1826 auf lediglich 24 Musiker angewachsen waren und mehrheitlich ebenfalls dem städtischen Orchester angehörten und an jedem Sonntag die Liturgie zu begleiten hatten. Zwischenzeitlich wurde 1707 dem Domkapitel durch Johann Leonhard Blanche ein Choralenhaus gestiftet, welches mit anfangs 7 Choralen (Chorsängern) seine Erziehungsarbeit für den liturgischen Gesang aufnahm. In den Jahren 1835 bis 1840 betreute Anton Felix Schindler den Domchor, der in Personalunion ebenfalls städtischer Musikdirektor war und als ein ausgewiesener Beethoven-Biograph galt. Massive Unterstützung erhielt der Chor schließlich 1844 durch die Gründung des Vereins für Kirchenmusik und vor allem durch die Gründung der Kirchenmusikschule Gregoriushaus mit angeschlossenem Internat durch ihren Stiftskapellmeister Heinrich Böckeler im Jahr 1881. Bis zum Jahre 2007, als diese spätere Hochschule für Kirchenmusik aus finanziellen Gründen geschlossen werden musste, rekrutierte der Domchor, der jetzt als "capella carolina" bezeichnet wurde, aus dieser Institution heraus immer wieder hervorragende Sänger, Organisten und Kapellmeister für ihren eigenen Bedarf wie beispielsweise anfangs Franz Nekes oder die späteren Leiter Rudolf Pohl, Hans-Josef Roth und Berthold Botzet.

Im Jahr 1930 fand schließlich die erste Auslandstournee ins benachbarte Belgien sowie nach dem Zweiten Weltkrieg 1946 die erste gemeinsame Teilnahme mit dem städtischen Orchester bei dem Ersten Musikfest im Kloster Steinfeld statt. Weitere Auftritte des Domchores folgten nach Frankreich, Spanien, Italien, Österreich, Berlin, Paris und 1963 in Rom vor dem Papst und dem Zweiten Vatikanischem Konzil und hier erneut im Jahr 2004 im Rahmen der außerordentlichen Karlspreisverleihung an Papst Johannes Paul II.. Später wurde das Ansehen dieser Institution durch anspruchsvolle Schallplatten-, Fernseh- und Rundfunkaufnahmen gefördert. Besonders von der Neuordnung und der institutionellen Sicherung der angeschlossenen Domsingschule im Jahr 1960 konnte der Domchor maßgeblich profitieren und sich in Zusammenarbeit mit dem Aachener Sinfonieorchester und weiteren Gastorchestern an die großen Meisterwerke der geistlichen Musik von Palestrina, Lassus, Bach, Händel, Haydn, Mozart, Ludwig van Beethoven, Brahms, Bruckner, Verdi, Kodály und Britten wagen.

Stifts- und Domkapellmeister (soweit bekannt)

Einzelnachweise

  1. http://www.aachendom.de/index18-0.aspx Vita Berthold Botzet

Literatur und Quellen

  • Rudolf Pohl: Musik im Dom zu Aachen, 1200 Jahre Chorschule am Hofe Karls des Großen, Aachen 1981, S.3–18
  • August Brecher: Musik im Aachener Dom in zwölf Jahrhunderten, Aachen 1998, 260 S., zahlreiche Abbildungen, ISBN 3-930701-57-X

Weblinks


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