- Bukranienfries
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Das Bukranion (Mehrzahl: Bukranien) (gr. το βουκράνιον, Rinderschädel), wird auch Rindsschädel oder Aaskopf genannt. Die klassische Archäologie bezeichnet damit die Nachbildung eines Rinderschädels als Schmuckmotiv. [1]
Inhaltsverzeichnis
Klassische Archäologie
Der Bukranion kann in Frontalansicht gemalt oder plastisch sein und kommt sowohl in naturalistischen als auch in stilisierten Ausführungen vor. Zumindest ursprünglich verweist es auf Opfertiere. Das klassische Bukranion ist seit dem 4. Jh. v. Chr. bekannt und wurde im Hellenismus und von den Römern häufig als Ornament.
In hellenistischen und römischen Dekorationen werden die einzelnen Schädel häufig durch darüber gehängte Girlanden, auch Festons genannt, und dazwischen angeordneten Schalen oder Rosetten zu einem durchlaufenden Bukranien-Fries verbunden. Als ein Beispiel eines römischen Bauwerks lässt sich das Grabmal der Caecilia Metella anführen. Häufig sind Bukranienfriese auch in der römischen Wandmalerei zu finden.
Seit der Renaissance wurde das Motiv als Dekorationselement aufgegriffen, so u. a. in der Architektur und bei Möbeln wie Tischen oder Schränken als Bukranionfries.[2]
Vorgeschichte
Von James Mellaart wurden Stierhornpfeiler oder Nachbildungen von Stierhörnern in Çatal Höyük als Bukranien bezeichnet[3] G. Daniel übernahm die Bezeichnung in seiner Enzyklopädie[4].
Ein überzeugender Nachweis von Rinderschädeln als Bauornament stammt aus der Pfyner Kultur und wurde in Schicht III der Feuchtbodensiedlung Arbon-Bleiche im schweizerischen Arbon gefunden. Hier wurden insgesamt 22 Stirnschädel mit Hornzapfen entdeckt, bei denen der Rest des Kraniums scheinbar mit einem stumpfen Instrument abgetrennt war.[5] Es handelte sich um 14 Rinder, sechs Ziegen, einen Ur und ein Wisent. Diese Schädelteile wurden meist in der Nähe der Hauswände gefunden,[6] wobei Häuser mit bis zu vier Schädeln versehen sein konnten. Hirschschädel als Bauornamente, allerdings im Hausinneren sind aus dem Bereich der Vinca-Kultur nachgewiesen, z. B. in Uivar, Rumänien.[7] Bukranien umstehen, wie ein Chevaux de Fries einen etwa 4000 Jahre alten Grabhügel in der Nähe der sudanesischen Stadt Kerma[8],
Volkskundliches
In einigen Gemeinden der Schweiz werden rezent Bukranien von Rindern und Ziegen an den Außenwänden der Stallungen befestigt, darunter auch komplette Rinderschädel wie in Menzberg (LU)[9].
Literatur
- Glyn Daniel: Enzyklopedie der Archäologie S. 89 1996 ISBN 3-930656-37-X
- Sabine Deschler-Erb u.a.: Bukranien in der jungsteinzeitlichen Siedlung Arbon-Bleiche 3 - Status, Kult oder Zauber? In: Archäologie der Schweiz 2002/4
- Adolf Ernst Napp: Bukranion und Guirlande : Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der hellenistischen und römischen Dekorationskunst, Wertheim a. M., 1933, Heidelberg, Phil. Diss., 1930[10]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Wolf-Dietrich Niemeier:"Eine knossische Palaststilscherbe mit Bukranion-Darstellung aus Mykene", Archäologischer Anzeiger (1989) S. 5-10
- ↑ http://berliner-schloss.de/start.php?navID=62&PHPSESSID=66b302979a40c88d788564533eef3b4f
- ↑ James Mellaart, Çatal Höyük, Stadt aus der Steinzeit(Bergisch-Gladbach 1967) S. 111f. Er verwies auch auf Widderköpfe.
- ↑ G. Daniel: Enzyklopädie der Archäologie, bearbeitet von Joachim Rehork (Herrsching : Pawlak 1986, Originaltitel: The illustrated encyclopedia of archaeology, New York 1977), S. 89
- ↑ Sabine Deschler-Erb, Martin-Grädel und Jörg Schiebler, Bukranien in der jungsteinzeitlichen Siedlung Arbon-Bleiche 3 - Status, Kult oder Zauber? Archäologie der Schweiz 25, 2002/4, 25-33
- ↑ Sabine Deschler-Erb, Martin-Grädel und Jörg Schiebler, Bukranien in der jungsteinzeitlichen Siedlung Arbon-Bleiche 3 - Status, Kult oder Zauber? Archäologie der Schweiz 25, 2002/4, 28
- ↑ W. Schier (Hrsg.), Katalog zur Ausstellung „Masken, Menschen, Rituale“, Martin von Wagner-Museum der Universität Würzburg, 21. April – 10. Juli 2005 (Würzburg 2005) 9-18, 54-61
- ↑ Archäologie der Schweiz 32, 2009/3, S. 5
- ↑ S. Deschler-Erb u.a.: Bukranien in der jungsteinzeitlichen Siedlung Arbon-Bleiche 3 - Status, Kult oder Zauber? In: Archäologie der Schweiz 2002/4
- ↑ http://dispatch.opac.ddb.de/DB=4.1/SET=3/TTL=1/REL?PPN=125399243
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