- Bundespressekonferenz
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Die Bundespressekonferenz (BPK) in Deutschland ist ein Zusammenschluss von hauptberuflich tätigen Journalisten, die ausschließlich für deutsche Medien aus Berlin und Bonn ständig und weit überwiegend über die Bundesrepublik berichten.
Inhaltsverzeichnis
Verein
Gegründet wurde die Institution im Herbst 1949 zunächst als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). Seit dem 19. Mai 1953 ist sie ein eingetragener Verein, dessen Zweck es ist, Pressekonferenzen zu veranstalten und den Mitgliedern „Möglichkeiten einer umfassenden Unterrichtung der Öffentlichkeit zu verschaffen“, wie es in der Satzung heißt. Sie finanziert sich aus den Mitgliedsbeiträgen.
An ihrem sechzigsten Jahrestag im Oktober 2009 hatte die Bundespressekonferenz 922 Mitglieder. 93 Journalisten arbeiteten zu diesem Zeitpunkt[1] noch in der früheren Bundeshauptstadt Bonn, da in ihr als Bundesstadt weiterhin wichtige politische Aufgaben wahrgenommen werden.
Seit dem Jahr 2000 besitzt der Verein ein eigenes Haus im Zentrum Berlins, das auch Büros für Korrespondenten zur Verfügung hält. Das Gebäude der Bundespressekonferenz wurde von den Architekten Johanne und Gernot Nalbach 1998 entworfen und zwei Jahre später fertiggestellt.
Vorgeschichte
Die frühesten Wurzeln der heutigen Bundespressekonferenz liegen in den vom Großen Generalstab des Kaiserlichen Heeres organisierten Pressekonferenzen während des Ersten Weltkrieges. Abgehalten wurden diese ab 1915 von dem früheren Börsenjournalisten Major Georg Schweitzer, der schon zu den Gründungsmitgliedern des kaiserlichen Presseballs gehörte. Diese „Unterrichtung des Volkes“ verlief der damalig vorherrschenden patriotischen Grundstimmung entsprechend.
Nach der Abschaffung der Monarchie nahmen die in Berlin tätigen Journalisten der führenden deutschen Tageszeitungen die Organisation der Pressekonferenzen in die eigenen Hände: Politiker und Regierungssprecher wurden als Gäste der Korrespondenten geladen, nicht etwa umgekehrt.
Bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 beendeten die neuen Machthaber diese Praxis und machten aus der Reichspressekonferenz ein Propagandainstrument und Mittel zur Gleichschaltung und Lenkung der Presse.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Form der Pressekonferenzen aus der Weimarer Republik wieder aufgegriffen. 1947 entstand zunächst die Landespressekonferenz in Hannover, 1948 schließlich die Frankfurter Pressekonferenz beim Wirtschaftsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes. Sie löst sich mit der Gründung der Bundesrepublik Ende 1949 wieder auf, gilt als direkter Vorläufer der Bonner BPK. Viele ihrer Gründungsmitglieder waren aus der Frankfurter Pressekonferenz nach Bonn gewechselt, nachdem sich dort 1949 Bundesregierung und Parlament konstituiert hatten.
Geschichte der Bundespressekonferenz
Am 15. September 1949, dem Tag der ersten Bundeskanzlerwahl, rief eine Gruppe von Zeitungskorrespondenten per Aushang im Bonner Bundeshaus „alle beim Bundestag akkreditierten Journalisten zur Gründung einer Bundespressekonferenz“ auf. Vier Tage später fand die Gründungsversammlung statt, offiziell konstituierte sich die BPK allerdings erst am 11. Oktober 1949 mit der Wahl eines geschäftsführenden Ausschusses.
Auf der ersten Bundespressekonferenz in eigener Verantwortung standen Bundeskanzler Konrad Adenauer und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard den Mitgliedsjournalisten Rede und Antwort.
Auch ausländische Korrespondenten gehörten anfangs noch der BPK an, bis im Januar 1951 der 1906 gegründete Verein der ausländischen Presse (VAP) wieder entstand. Die im VAP zusammengeschlossenen Auslandskorrespondenten behielten allerdings bis heute ihr Teilnahme- und Fragerecht in den Bundespressekonferenzen.
Schon unmittelbar nach der Gründung der BPK 1949 wurden bestimmte Mitglieder des Vorstandes mit einer der dringlichsten organisatorischen Aufgaben der Nachkriegszeit betraut: der Beschaffung von Wohnraum für die Bonner Journalisten. Es konnte damals eine Quote von 10 % für die ortsansässigen Mitglieder bei der Belegung von Sozialwohnungen durchgesetzt werden, die ursprünglich nur für Angestellte des Bundestages vorgesehen waren. Daher wohnten eine Reihe von Journalisten auch in der Reutersiedlung. Nachdem noch weitere Beihilfen (wie z. B. die Unterstützung Hinterbliebener) dazukamen, wurde der Sozialfonds Bundespressekonferenz e. V. ins Leben gerufen.
Nach dem Fall der Mauer unterstützte die BPK im Frühjahr 1990 die Gründung der „Pressekonferenz Hauptstadt Berlin“, aus der sich nach der deutschen Einheit die „Außenstelle Berlin der BPK“ entwickelte.
Mit dem Umzug von Regierung und Parlament im Jahre 1999 verlegte auch die BPK ihren Hauptsitz nach Berlin. Der Raum, in der die Bundespressekonferenz stattfindet, sowie die Büros der Vereinsmitarbeiter sind dabei von der Allianz gemietet, der das Gebäude gehört. Auch nach dem Umzug nach Berlin ist die Bundespressekonferenz jedoch weiterhin mit einer Außenstelle auch im Bonner Bundesviertel vertreten.
In der Abschlussrede der damaligen stellvertretenden Pressesprecherin Charima Reinhardt am 4. August 1999 im Bonner Tulpenfeld wurde die Anzahl der dort abgehaltenen Pressekonferenzen mit „zwischen 9.000 und 10.000“ angegeben.[2]
Besonderheiten
Im Gegensatz zur Praxis in vielen anderen Staaten sind die „Hausherren“ bei den Bundespressekonferenzen die Journalisten selbst und nicht die Regierung, Ministerien, Parteien, Verbände, Kirchen oder einzelne Politiker. Dadurch kommen auch Journalisten, die für ihre kritischen Fragen bekannt sind, stets zu Wort, während in vergleichbaren Veranstaltungen in anderen Staaten diese Journalisten vielfach keine Möglichkeit haben, ihre Fragen zu stellen. Genau aus diesem Grund verzichten auch einige Gäste darauf, vor der Bundespressekonferenz zu erscheinen. Die Bundeskanzler etwa kommen in der Regel nur einmal im Jahr zur Bundespressekonferenz und veranstalten ansonsten ihre eigenen Pressekonferenzen im Kanzleramt. Auch Joschka Fischer war bekannt dafür, in seiner Zeit als Außenminister die Bundespressekonferenz zu meiden.
Drei Mal wöchentlich (montags, mittwochs und freitags) findet eine sogenannte Regierungspressekonferenz statt. Dazu werden routinemäßig der Pressesprecher der Bundesregierung und der Ministerien eingeladen, die nach ihren kurzen einleitenden Statements auf spontane Fragen der Journalisten antworten.
Die Gäste in der Pressekonferenz haben die Möglichkeit, einzelne Erläuterungen als vertraulich zu kennzeichnen und es entspricht der im Pressekodex festgehaltenen freiwilligen Selbstverpflichtung der Journalisten, diese Vertraulichkeit auch zu wahren. In der Praxis nutzen die Gäste diese Möglichkeit aber fast nie, sondern geben alle Statements zur uneingeschränkten Verwendung frei.
Nur ein einziges Mal in der über 40jährigen Geschichte der Bonner Republik gab es ein Ausschlussverfahren gegen akkreditierte Journalisten: die ADN-Korrespondenten wurden im Spätherbst 1961, nach dem Bau der Mauer, von allen folgenden Pressekonferenzen ausgeschlossen. Erst im Jahre 1990 wurden diese wieder offiziell als vollwertige Mitglieder in die BPK aufgenommen.
Nur (zahlende) Mitglieder der BPK haben ein „Fragerecht“.
Sozialfonds Bundespressekonferenz e. V.
Der Sozialfonds Bundespressekonferenz e. V. ist eine unabhängige Selbsthilfeeinrichtung von Mitgliedern der Bundespressekonferenz. Er ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin.
Die Mitglieder des Vereins stammen aus dem Kreis der Bundespressekonferenz. Die einmal jährlich zusammentretende Mitgliederversammlung berät soziale Maßnahmen und überwacht die Finanzen des Vereins. Aus dem Kreis der Mitglieder wird ein dreiköpfiger Vorstand gewählt, der seinen Vorsitzenden bestimmt.
Der Sozialfonds hat den Zweck, in Not geratene Journalisten oder ihre Hinterbliebene durch laufende finanzielle Zuwendungen oder einmalige Beihilfen zu unterstützen. Die Hilfsgelder des Sozialfonds stammen vor allem aus dem Ertrag der Tombola des jährlichen Bundespresseballs in Berlin. Daneben erhält der Verein unregelmäßig Zuwendungen von Sponsoren. Empfänger dieser Leistungen sind vorzugsweise ehemalige oder gegenwärtige Mitglieder der Bundespressekonferenz. Über Zuwendungen entscheidet der Vorstand nach Prüfung der Einzelfälle.
Landespressekonferenzen
In den Bundesländern gibt es Landespressekonferenzen, die vom Verein der Bundespressekonferenz völlig unabhängig sind.
Justizpressekonferenz Karlsruhe
Zusätzlich besteht die Justizpressekonferenz Karlsruhe am Sitz von Bundesverfassungsgericht, Bundesgerichtshof und Generalbundesanwalt als fachlich gebundener Verein.
siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Bundespressekonferenz feiert 60. Geburtstag, Artikel im Bonner General-Anzeiger vom 8. Oktober 2009
- ↑ zur letzten Bundespressekonferenz in Bonn am 4. August 1999
Literatur
- Gunnar Krüger, Wir sind doch kein exklusiver Club! Die Bundespressekonferenz in der Ära Adenauer, LIT-Verlag, Münster 2005, ISBN 3-8258-8342-6
- Eckart Klaus Roloff, Bundespressekonferenz. Kommentierte Materialien zur beruflichen Organisation von Bonner Korrespondenten. In: Publizistik, 22. Jahrgang 1977, Heft 2, S. 248 - 256 (ausführlicher Literaturüberblick zum Thema)
- Eckart Klaus Roloff, Die Bundespressekonferenz - ein Klüngel? In: Der Journalist, 25. Jahrgang 1975, Heft 3, S. 25 - 27
- Eckart Klaus Roloff und Walter Tausch (nach einem Konzept von Günter Kieslich) sowie weitere Mitarbeiter: Input-Output-Analyse der Informationsleistung staatspolitischer Organe in der Bundesrepublik Deutschland. Leitstudie an Hand der Befragung von Mitgliedern der Bundespressekonferenz (...), masch. vervielf. Salzburg, Institut für Publizistik und Kommunikationstheorie 1972
- Manfred Koch und Waltraud Hausmann: 'Auf ewig'. Inhaltsanalytische Untersuchung über den Kommunikationsfluß nach der Bundespressekonferenz vom 9. Mai 1969. In: Publizistik, 16. Jahrgang 1971, Heft 4, S. 369 - 378
Weblinks
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