- Bundesratswahlen 1999 (Ersatzwahlen)
-
Die Bundesrats-Ersatzwahlen 1999 fanden am 11. März 1999 in der Schweiz statt.
Aufgrund ihrer schwindenden Wählerstärke musste die CVP 1999 befürchten, nach den im Oktober anstehenden Parlamentswahlen eigentlich nicht mehr Anspruch auf zwei Sitze im Bundesrat zu haben. Deshalb traten die beiden CVP-Bundesräte Arnold Koller und Flavio Cotti schon im Frühling, neun Monate vor dem ordentlichen Auslaufen ihrer Amtszeit, zurück, um unverbrauchten Kräften als Wahllokomotiven Platz zu machen und in der Hoffnung, dass es das Parlament nicht wagen würde, bei der Bestätigungswahl der Landesregierung im Herbst ein eben erst gewähltes Mitglied der Landesregierung schon wieder abzuwählen.
Inhaltsverzeichnis
Ersatzwahl für Arnold Koller
Für die Nachfolge des Appenzeller Bundesrates Arnold Koller trat dabei schon früh eine Frauenkandidatur in den Vordergrund. Die ausserhalb Appenzells gänzlich unbekannte Ruth Metzler galt zunächst aufgrund ihrer geringen Erfahrung und ihrer fehlenden Kenntnisse des eidgenössischen Politbetriebes nur als Aussenseiterin. Jedoch vermochte sie mit ihrer Jugend und ihrem unbekümmerten, sympathischen Auftreten bald eine positive Grundstimmung aufzubauen. So wurde sie von der CVP neben der St. Galler Volkswirtschaftsministerin Rita Roos als offizielle Kandidatin aufgestellt.
Ruth Metzler wurde im vierten Wahlgang und mit acht Stimmen Mehrheit (126:118) von der Schweizerischen Bundesversammlung in den Bundesrat gewählt. Die Stimmen kamen dabei hauptsächlich aus dem rechten Parteienspektrum, da Ruth Metzler als technokratischer und weniger sozial eingestellt galt als Rita Roos. Noch im 3. Wahlgang war das Rennen völlig offen, da sowohl Metzler wie Roos exakt 122 Stimmen erhielten. Möglicherweise verdankt Metzler ihr Wahl aber einem nachlässigen Parlamentarier, der im 3. Wahlgang "Roth" auf den Wahlzettel schrieb. Dieser Zettel wurde ungültig erklärt, da nicht klar war, ob dieser Parlamentarier Rita Roos gemeint oder den im zweiten Wahlgang ausgeschiedenen und damit nicht mehr wählbaren Mitkandidaten namens Jean-François Roth (CVP/JU) aufgeschrieben hatte.[1]
1. Wahlgang 2. Wahlgang 3. Wahlgang 4. Wahlgang ausgeteilte Wahlzettel 244 245 245 245 eingegangene Wahlzettel 244 245 245 244 leer/ungültig 0/0 0/0 0/1 0/0 gültig total 244 244 244 244 absolutes Mehr 123 123 123 123 Ruth Metzler 95 106 122 126 Rita Roos 87 113 122 118 Rosmarie Simmen 33 23 – – verschiedene 29 2 – – Ersatzwahl für Flavio Cotti
Joseph Deiss wurde als Nachfolger von Flavio Cotti in den Bundesrat gewählt. Er war einer der drei offiziellen Kandidaten der CVP, neben Adalbert Durrer und Remigio Ratti. Im sechsten Wahlgang setzte er sich schliesslich äusserst knapp gegen den inoffiziellen Kandidaten Peter Hess durch, mit 120 zu 119 Stimmen.[1]
1. Wahlgang 2. Wahlgang 3. Wahlgang 4. Wahlgang 5. Wahlgang 6. Wahlgang ausgeteilte Wahlzettel 245 245 245 245 244 244 eingegangene Wahlzettel 245 244 244 245 244 244 leer/ungültig 0/0 0/0 0/1 0/0 0/0 5/0 gültig total 245 244 244 245 244 239 absolutes Mehr 123 123 123 123 123 120 Joseph Deiss 20 34 37 51 104 120 Peter Hess 54 66 82 98 117 119 Jean-François Roth 60 73 81 78 23 – Adalbert Durrer 34 35 32 18 – – Remigio Ratti 33 17 – – – – Bruno Frick 16 11 – – – – Eugen David 14 – – – – – verschiedene 14 8 12 – – – Fazit
Die Taktik der CVP ging insofern auf, als dass die beiden neuen Bundesräte bei den Gesamterneuerungswahlen im gleichen Jahr wieder gewählt wurden. Vier Jahre darauf, bei den Bundesratswahlen 2003, wurde Ruth Metzler jedoch zu Gunsten von Christoph Blocher (SVP) abgewählt.
Einzelnachweise
- ↑ a b parlament.ch: Rücktritt von Bundesrat Arnold Koller und Bundesrat Flavio Cotti. Abgerufen am 8. September 2009.
Gesamterneuerungswahlen: 1919 | 1922 | 1925 | 1928 | 1931 | 1935 | 1939 | 1943 | 1947 | 1951 | 1955 | 1959 | 1963 | 1967 | 1971 | 1975 | 1979 | 1983 | 1987 | 1991 | 1995 | 1999 | 2003 | 2007 | 2011
Ersatzwahlen: 1920 | 1929 | 1934 | 1940 | 1944 | 1950 | 1953 | 1954 | 1958 | 1961 | 1962 | 1965 | 1966 | 1969 | 1973 | 1977 | 1982 | 1984 | 1986 | 1989 | 1993 | 1995 | 1998 | 1999 | 2000 | 2002 | 2006 | 2008 | 2009 | 2010
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Bundesratswahlen 1995 (Ersatzwahlen) — Am 27. September 1995 fand in der Schweiz eine Bundesrats Ersatzwahl statt. Die Ersatzwahl wurde nötig durch den Rücktritt von Bundesrat Otto Stich (SP). Er begründete seinen Rücktritt vor allem mit seinem Alter. Später gestand er, dass es einen… … Deutsch Wikipedia
Bundesratswahlen 1999 — Am 15. Dezember 1999 fanden in der Schweiz die Gesamterneuerungswahlen des Bundesrates statt. Die beiden Kammern des neu gewählten Parlaments, die Vereinigte Bundesversammlung, wählten die Schweizer Regierung, den Bundesrat, für die von 2000 bis… … Deutsch Wikipedia
Bundesratswahlen 2008 — Offizielle Kandidaten Christoph Blocher Ueli Maurer … Deutsch Wikipedia
Bundesratswahlen 1998 — Am 11. März 1998 fand in der Schweiz eine Bundesrats Ersatzwahl statt. Bundesrat Jean Pascal Delamuraz (FDP) reichte am 14. Januar 1998 aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt ein. Deshalb musste die Vereinigte Bundesversammlung einen… … Deutsch Wikipedia
Bundesratswahlen 2000 — Bei der Bundesratswahl 2000 wurde am 6. Dezember 2000 in einer Ersatzwahl Samuel Schmid (SVP) von der Vereinigten Bundesversammlung als Nachfolger für den zurückgetretenen Adolf Ogi (SVP) in den Schweizer Bundesrat gewählt. Ausgangslage Gemäss… … Deutsch Wikipedia
Bundesratswahlen 2002 — Bei der Bundesratswahl 2002 wurde am 4. Dezember 2002 in einer Ersatzwahl Micheline Calmy Rey (SP) von der Vereinigten Bundesversammlung als Nachfolgerin für die zurückgetretene Ruth Dreifuss (SP) in den Schweizer Bundesrat gewählt.… … Deutsch Wikipedia
Bundesratswahlen 2006 — Bei der Bundesratswahl 2006 wurde am 14. Juni 2006 in einer Ersatzwahl Doris Leuthard (CVP) von der Vereinigten Bundesversammlung als Nachfolgerin für den zurückgetretenen Joseph Deiss in den Schweizer Bundesrat gewählt. Sie war von der… … Deutsch Wikipedia
Bundesratswahlen 1995 — Am 27. September 1995 fand in der Schweiz eine Bundesrats Ersatzwahl statt. Die Ersatzwahl wurde nötig durch den Rücktritt von Bundesrat Otto Stich (SP). Er begründete seinen Rücktritt vor allem mit seinem Alter. Später gestand er, dass es einen… … Deutsch Wikipedia
Bundesratswahlen — Zimmer der Schweizer Regierung, in dem sie die Bundesratswahlen abwartet und dann ihr neu gewähltes Mitglied empfängt. Als Bundesratswahlen wird in der Schweiz die Wahl der Mitglieder der Landesregierung, des Bundesrates, bezeichnet. Sie werden… … Deutsch Wikipedia
Bundesratswahlen 2010 — Gewählt: Simonetta Sommaruga und Johann Schneider Ammann … Deutsch Wikipedia