- Burg Chojnik
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Burg Chojnik Die Kynastburg im frühen 20. Jahrhundert
Alternativname(n): Kynastburg Entstehungszeit: 1292 Burgentyp: Höhenburg Erhaltungszustand: Ruine Ort: Jelenia Góra Geographische Lage 50° 49′ 59″ N, 15° 38′ 48″ O50.83305555555615.646666666667627Koordinaten: 50° 49′ 59″ N, 15° 38′ 48″ O Höhe: 627 m Die Burg Chojnik (deutsch Kynastburg) ist eine Festungsanlage in der Nähe von Jelenia Góra (Hirschberg) im Riesengebirge auf polnischer Seite. Sie war ein Teil der dem Grafen Schaffgotsch gehörenden Standesherrschaft Kynast im preußischen Regierungsbezirk Liegnitz und bot sich mit ihren Legenden und Mythen zahlreichen Schriftstellern, darunter Theodor Körner und Adam Chodyński, als Schreibvorlage an. Die bekannteste Sage ist die Geschichte von der schönen Prinzessin Kunigunde.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Burg Chojnik befindet sich im Umland von Jelenia Góra im Ortsteil Sobieszów und liegt damit in der Woiwodschaft Niederschlesien im Hirschberger Tal.
Die Festungsruine liegt auf dem bewaldeten Chojnik (deutsch Kynast), einem 627 m hohen Berg am Fuß des Riesengebirges, auf dessen südöstlicher Seite sich ein 150 m abfallender Steilhang hinunter ins sogenannte Höllental befindet. Die Burg befindet sich auf dem Gebiet eines Naturreservats, das eine Exklave des Nationalparks Riesengebirge bildet.
Geschichte
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtete der Piastenherzog Bolesław II. auf dem Gipfel des Berges Kynast einen Jägerhof, den sein Sohn Bolko I. ausbaute und befestigte. Dessen Enkel Bolko II., der letzte unabhängige Piastenherzog in Schlesien (mütterlicherseits ein Enkel von Władysław I. Ellenlang), erbaute hier in den 1350er Jahren eine steinerne Burg. 1364 gab der Herzog, da er Geld für den Kauf der Rechte zur Verwaltung der Niederlausitz sammelte, die Burg als Pfand an Thimo von Colitz ab. Der trat noch im selben Jahr für den Betrag von 2500 Schock Prager Groschen seine Rechte an den böhmischen König Karl IV. ab. Bolko kaufte jedoch nach kurzer Zeit die Besitzung wieder zurück. Nach dem Tode des Herzogs schenkte seine Frau, Agnes von Habsburg, die Kynastburg dem Ritter Gotsche Schoff, dem Begründer des Geschlechts der Schaffgotsch, eine der mächtigsten Adelsfamilien in Schlesien.
Schon um das Jahr 1393 begann Gotsche Schoff mit dem Bau der Burgkapelle aus rotem Sandstein in Gestalt eines Erkers über der Toreinfahrt. Der Bau wurde vermutlich im Jahre 1405 beendet und kurz danach der weitere Ausbau der Festung begonnen. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurden von der Burg aus die Angriffe der einfallenden Hussiten wirksam zurückgeschlagen. Kurze Zeit später war die Burg ein berüchtigtes Raubritternest. Von ihr aus wurde die Bevölkerung der Umgebung sowie die vorbeiziehenden Kaufleute ausgeplündert.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erfolgte unter Ulrich Schaffgotsch ein Ausbau der Burg, die gleichzeitig befestigt wurde.
Während des Dreißigjährigen Krieges war Hans Ulrich von Schaffgotsch Parteigänger von Kaiser Ferdinand II. von Habsburg und diente in dessen Armee unter dem Befehl Albrecht von Wallensteins. Als der Kaiser das Vertrauen in seinen General verlor, wurde Hans Ulrich als dessen Untergebener 1634 arrestiert und ein Jahr später, nach einer Anklage wegen Verrats, enthauptet. Alle Güter der Familie Schaffgotsch wurden konfisziert. Noch vor Ende des Krieges besetzten kaiserliche Truppen unter dem Kommando von Rudolf Hieronymus Eusebius von Colloredo-Waldsee die Burg, der die Festung gegen die Angriffe der Schweden verteidigte. Nach dem Ende der Kriegshandlungen wurde der Sohn von Hans Ulrich Christoph Leopold von Schaffgotsch 1649 von Kaiser Ferdinand III. von Habsburg zum schlesischen Oberamtsrat ernannt. Ein Jahr später bekam er seinen Besitz auf dem Berg Kynast zurück. 1662 erhielt er den Titel eines ungarischen Barons.
Während eines Unwetters am 31. August 1675 traf ein Blitzschlag die Burg, die dadurch vollständig ausbrannte. Ein Wiederaufbau wurde nicht unternommen, so dass die Ruinen der Burg verödeten.
Nachdem die Ruine schon im frühen 19. Jahrhundert zur Touristenattraktion wurde (unter diesen die preußische Königsfamilie, Heinrich von Kleist, Johann Wolfgang von Goethe und Theodor Körner), bauten die Schaffgotschs 1822 eine Gaststätte und eine Bergführer-Basis an. Drei Jahre später bauten sie den Turm wieder auf.
Die Ruine blieb bis zur Enteignung 1945 im Besitz der Schaffgotschs.
1960 wurde in der umgebauten Nordbastei die Baude des Polnischen Verbands für Touristik und Landeskunde eröffnet, die bis heute in Betrieb ist. 1964 wurde die Burg von Grund auf instandgesetzt. Seit Anfang der 1990er Jahre dient die Festung als Sitz der Ritterbrüderschaft der Burg Chojnik.
Die Burganlage
Das Verteidigungsbauwerk, das ursprünglich von Bolko II. errichtet wurde, wurde auf einer viereckigen Grundfläche mit einer Länge von 20 m und einer Breite von 10 m gebaut. Der nordwestliche Teil wurde gänzlich vom Wohngebäude eingenommen, von dem aus sich der von Mauern umgebene Burghof nach Osten hinzog. Das Ganze schloss von Osten der runde Wehrturm (Bergfried) und die Toreinfahrt auf der Nordseite ab.
Um 1405 legte der neue Besitzer Gotsch Schaff den Grundstein für die Kapelle des heiligen Georg und der heiligen Katharina, die in Gestalt eines Erkers über der Toreinfahrt erbaut worden war. Noch in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde der Burghof bedeutend erweitert und in der Mitte stand ein steinerner Pranger, der bis heute erhalten ist (er wird in das Jahr 1410 datiert).
Die nächsten Erweiterungen folgten zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Auf der nordöstlichen Seite entstand eine ausgedehnte Unterburg, die hauptsächlich durch Wirtschaftsgebäude eingenommen wurde.
Die Unterkünfte für die Besatzung sowie die Küche grenzten an den Ostteil der Mauern und in der Nordecke wurde der Debattiersaal errichtet. Auf dem Terrain der Burg gab es keine Möglichkeit, einen Brunnen zu graben, weswegen sowohl auf dem unteren als auch dem oberen Burghof Felsenzisternen zum Auffangen von Regenwasser untergebracht waren. 1560 erbaute man die langgestreckte Nordbastei und mehr oder weniger zur selben Zeit das Haupttor mit der Zugbrücke. Dicht am Tor wurde ein Stall hingebaut, und das Mauerwerk wurde mit einer Renaissanceattika bereichert.
In den 40er Jahren des 17. Jahrhunderts, als die Burg von den kaiserlichen Truppen eingenommen wurde, erfolgten weitere Befestigungen. Im nordwestlichen Teil errichtet man eine Bastion, die die nächste Linie von Verteidigungsmauern sowie die Torbastei auf der westlichen Seite bildete. Auf dem oben erwähnten Burghof wurde neben dem Haupttor ein Quartier für den Kommandanten errichtet.
Mythos
Die berühmteste Legende, die mit der Festung Chojnik verbunden ist, ist die Geschichte von der schönen Prinzessin Kunigunde, der Tochter des wohlhabenden Burgherrn. Um ihre Hand hielten viele bedeutende Ritter an, die auf die Burg kamen, doch die Prinzessin stellte jedem Draufgänger eine Bedingung. Sie würde von dem die Frau werden, der in voller Rüstung auf seinem Pferd um die Burgmauern reitet. Alle wussten, dass diese Forderung wegen des Steilhanges des Berges fast unerfüllbar war, doch so mancher Ritter hatte seine Kräfte erprobt. Alle kamen um, da sie in den Abgrund fielen, und die klügeren verzichteten rechtzeitig.
Viele Jahre vergingen und viele junge Männer verloren das Leben, bis der Landgraf von Thüringen auf der Burg erschien, der Kunigunde sofort gefiel. Sie wollte sogar seinetwegen auf die tödliche Probe verzichten, aber der stolze Wagehals nahm, im Sattel sitzend, die Herausforderung an. Er umritt die Burg, und sein Pferd hielt sich auf dem steilen Weg. Es ertönten die Fanfaren und die Prinzessin lief hinaus, um ihm um den Hals zu fallen. Dieser jedoch tat keinen Mucks und erwiderte, dass er sich mit Kunigunde nicht verbinden wolle, da durch ihren grausamen Einfall so viele unschuldige Menschen ums Leben gekommen waren. Daraufhin ritt er fort und die Prinzessin stürzte sich selbst in den bergigen Abgrund, da sie die Demütigung nicht ertragen konnte, die ihr durch den tapferen Ritter widerfahren war.
Die Sage nahm Theodor Körner als Vorlage zu einem seiner Gedichte.
Wissenswertes
- Chojnik ist angeblich die einzige Burg in ganz Europa, die niemals erobert wurde. Weder die Angriffe der Hussiten, noch der Einfall der Schweden führte zu ihrer Eroberung.
- Über Chojnik schrieb 1872 Adam Chodyński in seinem Gedicht W zwaliskach.
- Seit 1991 findet auf der Burg mit dem Ereignis „Um den goldenen Bolzen der Burg Chojnik“ ein bedeutendes Armbrustturnier statt.
Literatur
- Chorowska Małgorzata Rezydencje średniowieczne na Śląsku. Zamki, pałace, wieże mieszkalne, Wrocław 2003 (ISBN 83-7085-680-2)
- Guerquin Bohdan Zamki śląskie, Warszawa 1957
- Guerquin Bohdan Zamki w Polsce, Warszawa 1984 (ISBN 83-213-3239-0)
- Bujak Adam Zamki i zamczyska
- Kajzer Leszek, Kołodziejski Stanisław, Salm Jan Leksykon zamków w Polsce, Warszawa 2001 (ISBN 83-213-4158-6)
Weblinks
Commons: Burg Chojnik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Material zu Burg Kynast in der Sammlung Duncker der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (PDF; 264 kB)
- Jelenia Góra-Sobieszów - Zamek Chojnik (polnisch)
- Bractwo Rycerskie Zamku Chojnik (polnisch)
Kategorien:- Burgruine in Polen
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