Domenico Manuel Caetano

Domenico Manuel Caetano

Domenico Manuel Caetano - oder Cajetano - selbsternannter Graf von Ruggiero (* um 1670 in oder bei Neapel; † 23. August 1709 in Küstrin) war ein berühmter Abenteurer, Hochstapler, Alchemist und angeblicher Goldmacher der Barockzeit, dessen Werdegang vor allem durch die Prunksucht und Goldgier der Fürsten, Adligen und Bürger, aber auch infolge des hohen Geldbedarfs während des Pfälzischen Erbfolgekrieges, des Spanischen Erbfolgekrieges und des Großen Nordischen Krieges begünstigt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1695 bis 1704

Der vermutlich als Sohn armer neapolitanischer Bauern geborene, später als Don Domenico Manuel Caetano, Graf von Ruggiero, bekannt gewordene Hochstapler trat erstmalig 1695 in Venedig auf. [1] Er behauptete dort, den - in Wahrheit nur aus einem wertlosen Gemisch aus Asche, Kalk und Mandelschalen bestehenden - Stein der Weisen zu besitzen und stellte dann vor einem leichtgläubigen Publikum den Aufsehen erregenden Prozess der angeblichen Goldherstellung vor.

Caetano arbeitete häufig mit Gold gefüllten Rührlöffeln, die mit Wachs versiegelt waren. Während der Vorstellung schmolz in der Hitze des Feuers erst das Wachs und später trat geschmolzenes Gold aus. Der sprachgewandte Betrüger zauberte dann als geübter Taschenspieler einige Goldstücke hervor, versprach dabei seiner potentiellen Kundschaft, einen gewaltigen Goldschatz zu erschaffen und ließ sich am Ende der Vorstellung Vorschüsse auszahlen. Bald danach verschwand er aus der Lagunenstadt.

Dem Alchemisten gelang es in den folgenden Jahren die Bürger in Verona, Augsburg und Brüssel nach ähnlicher Weise zu narren und um immense Geldbeträge zu betrügen. Er erschien dann an den Höfen in Madrid, in Heidelberg und in München, wo er vor dem jeweiligen Fürsten auftrat. Diese beauftragten ihn dann, größere Mengen Gold herzustellen, dem bald auftretenden Misstrauen der nach Gold gierenden Herrscher entzog sich der Scharlatan stets durch Flucht.

Die Geduld des bayrischen Kurfürsten Max Emanuel mit dem angeblichen italienischen Grafen war schließlich 1698 zu Ende. Von Kurieren aus Madrid und Heidelberg gewarnt, ließ er nun Caetano rund um die Uhr bewachen. Diesem gelang es, sich vorerst der misslichen Situation zu entziehen, indem er dreist eine Explosion in seinem Labor auslöste, die ihm die gesamte Ausrüstung zerstörte. Der Kurfürst ließ sich jedoch nicht täuschen, er ordnete den Wiederaufbau des alchemistischen Labors auf der Burg Grünwald an und befahl Caetano dann, in einer vom Hofstaat besuchten Vorstellung Gold herzustellen.

Die Vorführung der Goldherstellung misslang, Domenico Caetano wurde noch am Ort verhaftet und blieb dann die folgenden sechs Jahre in einer Zelle auf der Burg eingesperrt. Davon zeugen heute noch einige vom angeblichen Goldmacher stammende Wandmalereien. Erst nach der Zweiten Schlacht bei Höchstädt (1704) wurde der Gefangene von in Bayern eingerückten österreichischen Truppen befreit. Caetano begab sich nach Wien, wo er seine Betrügereien am Hof Leopolds I. fortsetzte. Da man ihm dort bald auf die Schliche kam, flüchtete der Abenteurer überstürzt nach Berlin.

1705 bis 1709

Seit 1705 narrte der angebliche italienische Graf die Berliner Bevölkerung und sonnte sich im Ruhm, der Nachfolger des 1701 von Berlin nach Sachsen geflüchteten Böttgers zu sein. Caetano gelang es im Beisein des hoch verschuldeten Königs in Preußen und des Kronprinzen die Verwandlung von Kupfer in Gold vorzugaukeln. Der ursprünglich skeptische evangelische Theologe, Arzt und Alchemist Johann Conrad Dippel wurde von Friedrich I. beauftragt, das „Können“ Caetanos zu begutachten und diesem gelang es, den als seriös geltenden Gelehrten zu überlisten und als Befürworter zu gewinnen. Der König zweifelte nun nicht mehr an Caetanos Fähigkeiten und beauftragte ihn, Gold aus Kupfer, Quecksilber und anderen Stoffen herzustellen.

Obwohl Friedrich I. nun von den Künsten des Alchemisten überzeugt war, zögerte er, Caetano großzügige finanzielle Zuwendungen zur Beschaffung der „notwendigen Materialien“ zu gewähren. Nach dem ihn Warnungen des Pfälzer Kurfürsten und des Wiener Hofes erreichten, forderte er die baldige Einhaltung der Versprechen Caetanos ein. Daraufhin vertröstete der Italiener den König mit einem prachtvollen Gemälde, auf dem Friedrich als biblischer König Salomo auf einem goldenen Thron, umgeben von goldenen Löwen und der goldenen Inschrift „Restaurata aurea secula“ [2] dargestellt war. Der misstrauische König ließ sich nicht beirren, er bestand drohend auf seine Forderung. Dies bewegte Caetano zur plötzlichen Flucht nach Hamburg, wo er nach einigen Wochen von Friedrichs Häschern gefangen gesetzt wurde.

Der angebliche Goldmacher wurde dann auf die Festung Küstrin zum „ungestörten Arbeiten“ gebracht. Weil er dies dort nicht konnte, gestattete der König auf seine Bitten hin die Rückkehr nach Berlin. Gold lieferte der selbsternannte Graf von Ruggiero allerdings auch dort nicht, stattdessen führte er einen großen Staat, fuhr „allezeit mit zwey Carossen spazieren“ und hatte „die schönsten Pferde und 8 bis 10 Bediente“. [3] So berichteten jedenfalls die Berliner „Nouvellen“ am 22. November 1707, zugleich mitteilend, dass Domenico Manuel Caetano bei Nacht und Nebel erneut aus Berlin geflohen ist. Friedrich ließ daraufhin Caetano suchen, bereits im Frühjahr 1708 gelang es den Preußen den Geflüchteten in Frankfurt am Main festzusetzen und danach auf die Festung Küstrin zu überführen.

Der um sein Renommee fürchtende König in Preußen und Kurfürst von Brandenburg verkündete nun, dass Caetano als Betrüger hingerichtet werde, falls dieser nicht innerhalb eines Jahres größere Mengen Gold hergestellt habe. Die Goldherstellung gelang natürlich nicht, Caetano erreichte zwar noch eine Verlängerung der Frist um 14 Tage, aber als er auch zu diesem Zeitpunkt keine Ergebnisse vorlegen konnte, ist die Geduld Friedrichs I. endgültig zu Ende.

Domenico Manuel Caetano, Graf von Ruggiero, wurde am 16. August 1709 vom preußischen Kammergericht zum Tode verurteilt [4] und am 23. August 1709 zwischen 11 und 12 Uhr auf Befehl des preußischen Königs öffentlich in Küstrin an einem mit Flittergold beklebten Galgen aufgehängt. Der preußische König ließ bald danach - wohl zur Warnung an Nacheiferer - Flugblätter in allen Ländern des Reiches verteilen, in denen er das Ende des Hochstaplers kundtat. [5]

Fazit

Domenico Manuel Caetano gehörte neben Johann Friedrich Böttger (1682–1719) und Hektor Johann von Klettenberg (1684–1720) zu den bekanntesten Alchemisten des beginnenden 18. Jahrhunderts. Böttger fürchtete nach Caetanos Ende um sein Leben. Eine Mitteilung Hoyms, der am 8. September 1709 an Flemming schrieb: „was gegen Cajetano vorgegangen und wie er den Galgen vor Küstrin zihret, wird Ewer Excellence bekannt sein, und dienet es zum ewigen Ruhm seiner Königl. Majestät in Preußen, daß sie sich nicht länger betrügen laßen. Mich deucht, unser Herr wird auf einmahl aufwachen, und mag unser Böttger wohl auch die Mäuse sehr lauffen hören …“, gab die allgemeine Stimmung am Hofe Augusts des Starken wieder. [6] Böttger konnte dank der Förderung des Gelehrten Tschirnhaus (1651–1708) neue Wege in der Labor- und Experimentalforschung gehen, ihm war es vergönnt, erstmalig europäisches Hartporzellan herzustellen. Dagegen scheiterten Caetano und der ebenfalls einige Jahre inhaftierte und dann am Galgen endende Klettenberg an der Unmöglichkeit, Gold aus anderen Stoffen herzustellen. Zu dieser Erkenntnis gelangte allerdings erst im 19. Jahrhundert der russische Chemiker Dmitri Iwanowitsch Mendelejew (1834–1907), dessen Periodensystem der Elemente das Ende der betrügerischen Goldmacher einleitete.

Literatur

  • Till Hein, „Findet den Stein der Weisen!“, P.M. History 1/2010, S. 42f.
  • Klaus Hoffmann, Johann Friedrich Böttger – Vom Alchemistengold zum weißen Porzellan, Verlag Neues Leben, Berlin, 2. Auflage 1986, ISBN 3-355-00223-2

Weblinks

Anmerkungen

  1. Die tatsächliche Identität Caetanos konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Ob eine verwandtschaftliche Beziehung zum römischen Adelsgeschlecht der Gaetani (Caetani), so wie er behauptet hatte, bestand, ist mehr als fragwürdig.
  2. zu deutsch: „Erneuerer des goldenen Zeitalters“
  3. aus: Klaus Hoffmann, Johann Friedrich Böttger …, S. 429
  4. Das Urteil sollte als Abschreckung dienen. Ernstlich geschädigt hatte der Goldmacher Caetano den preußischen König jedenfalls nicht.
  5. „Der nach Urtheil und Recht gestraffte Goldmacher Cajetano, wie solcher den 23. Augusti 1709, vormittags zwischen 11 und 12 Uhr in Cüstrin an einem mit güldenem Lahn beschlagenen Balcken, deß ordinairen Diebes-Galgen, und in einem von dergleichen Stoff gemachten romanischen Habit, allen betrüglichen Goldmachern zum Abscheu und Exempel auffgehangen worden …“ Zitat aus: Klaus Hoffmann, Johann Friedrich Böttger …, S. 433
  6. Zitat aus: Klaus Hoffmann, Johann Friedrich Böttger …, S. 433

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