Burg der sieben Türme

Burg der sieben Türme
Theodosianische Landmauer in Istanbul
Tordurchfahrt in der Theodesianischen Landmauer
Die Burg der sieben Türme (1827)

Die Theodosianische Landmauer (türk. İstanbul Surları oder Topkapı Surları) ist Teil einer Anfang des 5. Jahrhunderts unter Kaiser Theodosius II. und Anthemius errichteten, etwa 20 Kilometer langen Befestigungsanlage in Konstantinopel. Sie reicht von der westlichen Hälfte des Goldenen Horns bis zum Marmarameer, wo sich nach Osten die nur in Fragmenten erhaltenen Seemauern anschließen. Sie wurde errichtet, um der zu diesem Zeitpunkt schnell wachsenden Stadt mehr Raum zu geben, durch die Theodosianischen Befestigungsanlagen wurde das gesicherte Stadtgebiet Konstantinopels mehr als verdoppelt. Das von der Mauer umschlossene Gebiet wurde jedoch nie vollständig überbaut und diente in byzantinischer, wie später auch in osmanischer Zeit, teilweise als Gemüsegarten (Brubaker 2001). Die Theodosianische Mauer begrenzt die heutige Altstadt mit den Stadtteilen Eminönü und Fatih. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts stellten die Mauern die Grenze Konstantinopels dar, mit Ausnahme von Pera.

Die Mauer wird von einigen Historikern als die wohl erfolgreichste und bestdurchdachte Befestigungsanlage der Geschichte angesehen. Die Theodosianische Landmauer besteht aus insgesamt drei hintereinandergeschalteten Mauern mit davorliegendem nassen Graben von 15-20 Metern Breite und fünf bis sieben Metern Tiefe, wobei die erste Mauer nur recht niedrig ist, um den dahinterliegenden Mauerabschnitten und Türmen einen Beschuss der davorliegenden Fläche zu gestatten. Das Verteidigungssystem ist in die Tiefe gestaffelt und die verstärkenden Türme des zweiten und dritten Mauerrings sind auf Lücke gesetzt, um keine Schwachpunkte zu bieten. Die zweite Mauer ist acht Meter hoch und besitzt 82 Türme, während die dritte und stärkste Mauer nicht weniger als elf Meter hoch und fünf Meter stark ist und 96 Türme besitzt, dabei stehen die Türme in je 55 Meter Abstand und sind 18–20 Meter hoch. Die Verteidigungsanlagen nehmen insgesamt eine Breite von 70 Metern ein und decken fast die gesamte Landseite Konstantinopels ab, lediglich im Osten am Blachernenviertel wurde sie wegen der dortigen Geländebesonderheiten durch eine einzige gewaltige Mauer ersetzt.

Schon 447 beschädigte ein schweres Erdbeben die Mauer und brachte 57 ihrer Türme zum Einsturz, gerade zu dem Zeitpunkt als Attila das Oströmische Reich und seine Hauptstadt bedrohte. Innerhalb von zwei Monaten wurde sie höher und stärker neu errichtet. Beim Angriff der Hunnen war die Anlage fertig. Attila konnte abgewehrt werden, umging Konstantinopel und verwüstete stattdessen das Weströmische Reich. 1203/1204 verschafften sich die Kreuzfahrer über die Seemauern Zutritt zur Stadt. Über 1000 Jahre lang bildete die Befestigungsanlage einen zuverlässigen Schutz und wurde lediglich durch das Aufkommen der Pulvergeschütze schließlich entwertet, was auch das Ende Byzanz' besiegelte. Das erste und einzige Mal, dass die Landmauer erstürmt wurde, war bei der Belagerung von Konstantinopel am 29. Mai 1453, und auch dies gelang nur mit Hilfe der neuartigen Feuerwaffen.

Lange Zeit verfiel die Befestigungsanlage – die Bewohner der Gecekondus benutzten sie als Steinbruch. In den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts wurde begonnen, sie wieder instand zu setzen.

Verlauf

Die Mauer beginnt im Norden direkt neben der heutigen Autobahnbrücke über das Goldene Horn. Die ersten Mauerstücke stammen von Herakleios (627), Leo V. (813) und Manuel I. Komnenos (1143–1180). Außerhalb, direkt an der Mauer steht der Tekfur-Palast aus Ziegeln und Stein, ein dreistöckiger Anbau des Blachernen-Palastes, im 13. und 14. Jahrhundert Residenz der byzantinischen Kaiser, der nach der Eroberung Konstantinopels niedergerissen wurde. Etwas weiter südlich, innerhalb der Mauern, befindet sich die Chora-Kirche und direkt hinter dem Edirne-Tor, dem Adrianopel-Tor der Byzantiner, steht auf dem höchsten Punkt der Altstadt die von Sinan entworfene Mihrimah Camii, die Moschee der Lieblingstochter Süleymans des Prächtigen. Hier wird die Landmauer heute von einer Hauptverkehrsstraße (Fevzi Paşa Caddesi) gekreuzt.

Nach Unterbrechung durch eine weitere Hauptverkehrsstraße (Adnan Menderes Caddesi) befindet sich an der dritten (Millet Caddesi) das Topkapı-Tor (Kanonentor), in byzantinischer Zeit Romanos-Tor. Der türkische Name erinnert an die Eroberung Konstantinopels durch Mehmed Fatih 1453, als es durch 600 kg schwere Kanonenkugeln zu Fall gebracht wurde.

Yedikule, die „Burg der Sieben Türme“, liegt – vom Marmarameer durch die Eisenbahnlinie aus Edirne getrennt – direkt an der Mauer. Die Anlage ist teils byzantinischen, teils osmanischen Ursprungs. Ihre Türme sind untereinander durch dicke Mauern verbunden. Den Osmanen diente sie als Kerker, Schatzkammer und Hinrichtungsstätte.

Am Marmarameer endet die etwa 6,5 Kilometer lange Theodosianische Landmauer an der Festung Mermer Kule (Marmorturm). Heute wird sie durch die Küstenstraße abgetrennt. Die untere Hälfte des 30 Meter hohen Turmes mit einem Durchmesser von 13 Metern ist mit Marmor verkleidet. Der Marmorturm verband die Landmauer mit den Seemauern, die an der Küste nach Osten bis zur Spitze der Halbinsel reichten.

Literatur

  • Leslie Brubaker: Topography and public space in Constantinople. In: Mayke de Jong and Francis Theuws (Hrsg.), Topographies of power in the early Middle Ages. Brill, Leiden 2001 (Transformation of the Roman World Bd. 6), ISSN:1386–4165.

Weblinks

41.00222222222228.9208333333337Koordinaten: 41° 0′ 8″ N, 28° 55′ 15″ O


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