- Burgundische Pforte
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Als Burgundische Pforte wird der ca. 30 Kilometer weite, flache Sattel in ca. 400 Meter Höhe zwischen Vogesen und Jura bezeichnet, der das Rheintal und die von Ognon und Doubs gebildeten Ausläufer des Saônetals verbindet. Geologisch ist die in Richtung Südwest–Nordost verlaufende Pforte als Übergangszone zwischen Oberrhein- und Bressegraben Teil des Grabensystems der Mittelmeer-Mjösen-Zone.
Das milde Klima in der Nordwestschweiz und im Südwesten Deutschlands wird maßgeblich durch den Durchfluss mediterraner Luft aus dem Rhônetal durch die Burgundische Pforte bestimmt. Zahlreiche Tiere und Pflanzen nutzen dieses Einfallstor auf dem Weg nach Norden. Erst am nördlichen Ende des Mittelrheintals wird das Klima dann deutlich kühler. Auch während der letzten Wechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten bildete diese Niederung einen wichtigen Weg zwischen Südwest- und Mitteleuropa und ermöglichte so das Überleben zahlreicher Arten. Eine vergleichbare Route fehlt nach Südosten.
Die Pforte verbindet entlang der niedrigsten Linie auf direktem Weg die französischen Städte Mülhausen im Elsass und Besançon in der Franche-Comté (dt. Freigrafschaft Burgund) über die Täler von Ill und Doubs, vorbei an der nur wenige Kilometer südwestlich des Sattels liegenden Stadt Montbéliard. Aufgrund der Sattellage bündeln sich hier verschiedene Verkehrswege, so die route nationale 83, der ab 1784 errichtete Rhein-Rhône-Kanal, die Eisenbahnstrecke Paris–Basel, die in den 1970ern errichtete autoroute A36 und die im Bau befindliche Eisenbahnhochgeschwindigkeitsstrecke Rhin-Rhône. Bereits in der Antike hatten die hier verlaufenden Wege strategische Bedeutung. Über die Vogesen gab es nur wenige, schwierige Übergänge, noch schwieriger war ein Übergang oder eine Umgehung des Jura. Entsprechend groß war bis ins 20. Jahrhundert die Bedeutung der Festung Belfort, die durch ihre Lage beide Westausgänge der Pforte deckt und die vielfach Belagerungen ausgesetzt war.
Politisch bildete das Gebiet seit dem Ende des Weströmischen Reiches einen Teil des Grenzgebiets zwischen den Reichen der Alamannen und der Burgunder, die beide wenig später unter Beibehaltung der Grenzziehung Teil des Frankenreiches wurden. Es bildete sich die germanisch-romanische Sprachgrenze. Seit dem Vertrag von Meersen 870 gehörte der Nordostteil durchgehend zum Ostfränkischen bzw. Heiligen Römischen Reich, wo er zunächst Teil des Herzogtums Schwaben war. Der Südwestteil war zunächst ebenfalls an das Ostfränkische Reich gekommen, gehörte aber bereits ab 888 zum neugebildeten Königreich Hochburgund, wodurch die alte Grenze wiederhergestellt wurde. Schließlich fiel das vereinigte Burgund 1033 wieder ans Reich. Auf unterer Ebene gehörte der größere nordöstliche Teil mit Belfort zur Grafschaft Pfirt, der südwestliche zur Grafschaft Mömpelgard (Montbéliard). Durch Heiraten kamen Pfirt 1325 zu Habsburg und zum habsburgischen Sundgau und Mömpelgard 1397 zu Württemberg. Im Westfälischen Frieden fiel der habsburgische Sundgau 1648 noch vor wesentlich weiter westlich liegenden Gebieten an Frankreich. Montbéliard wurde 1793 vom revolutionären Frankreich besetzt und 1801 im Frieden von Lunéville vom Reich abgetreten, wofür Württemberg 1803 im Reichsdeputationshauptschluss großzügig entschädigt wurde. 1871 orientierte man sich bei der Grenzziehung Elsass-Lothringens hier nicht an der alten politischen, sondern an der Sprachgrenze, dadurch entstand das Territoire de Belfort, der französischsprachige Teil des alten Sundgaus. Somit liegt heute das französische Département Territoire de Belfort zentral in der burgundischen Pforte.
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