Burgus Asperden

Burgus Asperden

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Burgus Asperden
Alternativname Versunkenes Kloster
Limes Niedergermanischer Limes
Datierung (Belegung) valentinianisch
4. bis frühes 5. Jh.
Typ Wachturm
Einheit limitanei (burgarii) ?
Größe 15,6 x 15,6 m (Kernwerk),
40 × 40 m (Ringmauer)
Erhaltungszustand oberirdisch nicht mehr sichtbares Bodendenkmal
Ort Asperden
Geographische Lage 51° 42′ 47″ N, 6° 5′ 35″ O51.7130555555566.0930555555556Koordinaten: 51° 42′ 47″ N, 6° 5′ 35″ O
Vorgelagert Kastell Ceuclum (Cuijk)
Karte des Niedergermanischen Limes

Der Burgus Asperden ist eine spätrömische Kleinfestung bei Asperden, einem Stadtteil von Goch am Niederrhein. Im Volksmund ist er als das „Versunkene Kloster“ bekannt. Unter dieser Bezeichnung taucht er auch öfters in der örtlichen Literatur auf.

Inhaltsverzeichnis

Zeitliche Einordnung

Der Burgus stammt aus der Zeit Valentinians I., was anhand von Münzfunden, es wurden 76 Münzen gefunden, davon 70 aus der Zeit nach 367 n. Chr., bewiesen ist.[1] Im Jahr 396 wurde die römische Provinz Germania secunda zuletzt von Flavius Stilicho aufgesucht. Vermutlich stand zu dieser Zeit auch in Asperden noch eine reguläre römische Truppe.[2]

Wenn nicht schon früher, wurde der Burgus wohl spätestens nach dem Einfall der Franken von 413 aufgegeben. Auf einer Fläche von 2 × 1,5 m über dem inneren Graben fand Hermann Hinz eine Konzentration von Eisenluppen; darin auch zwei frühmittelalterliche Scherben aus dem 7. Jahrhundert. Der Ausgräber vermutete, dass diese Reste auf die Plünderung und Ausbeutung der Ruinen durch die Franken zurückgehen.[3][4]

Lage und Funktion

Steinraub, Raubgrabungen und die Auswirkungen von Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg haben dafür gesorgt, dass vom Burgus selbst heute oberirdisch nichts mehr zu sehen ist. Er lag auf ungefähr halber Strecke zwischen Asperden und Kessel, auf der rechten Seite der Niers und am südlichen Rand des Reichswaldes. Hier bildete ein Steilhang das Ufer der Niers, heute verläuft sie durch Flussbegradigung ungefähr 20 Meter weiter südlich.

Seine Besatzung war unter anderem für die die Sicherung einer Nebenstraße, die das Hinterland mit der römischen Rheintalstraße am Niedergermanischen Limes anschloss, verantwortlich. Neben der militärischen Nutzung als Wachturm und Fliehburg ist anzunehmen, dass der Burgus auch als Kornspeicher (Horreum) gedient hat, worauf Getreidefunde in anderen, baugleichen burgi hindeuten.[5]

Forschungsgeschichte

Aufgrund der volkstümlichen Namensgebung und der Beschreibung in der Heimatliteratur fanden die ersten Grabungen in den Jahren 1871 und 1877 statt. Hierbei handelte es sich jedoch bedauerlicherweise nicht um wissenschaftlich begleitete Kampagnen, auch die Ergebnisse wurden nicht dementsprechend publiziert. Es ist nur bekannt, dass neben verschiedenen Kleinfunden wie Scherben, kleinen Ton- und Glasgefäßen auch die Hälfte eines Mühlsteines, vermutlich von einer Handmühle, gefunden wurde.[6]

In den Jahren 1964 und 1965 wurde der Burgus durch Hermann Hinz und Ilse Hömberg-Stade vom Rheinischen Landesmuseum Bonn erstmals systematisch ausgegraben. Erst seit diesen Zeitpunkt ist klar, dass es sich bei den Mauerresten tatsächlich um die eines spätrömischen Burgus handelt. Weiters wurden die Überbleibsel eines römerzeitlichen Brennofens für Glaserzeugnisse gefunden.[1]

Das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege, Außenstelle Xanten veranlasste in den Jahren 2006 und 2007 erneut Grabungen, um Lage und Ausdehnung der antiken Kleinfestung noch genauer zu ermitteln.[7] Die Glasbrennerei wurden nach der letzten archäologischen Grabung wieder zugeschüttet, um sie so besser vor Raubgrabungen zu schützen.

Befund

Rekonstruktionsskizze des Burgus

Es handelte sich um eine fast rechteckige Befestigungsanlage mit einem zentralen quadratischen Innenturm von 15,6 × 15,6 Metern Länge. Die Stärke seiner Fundamente (2 m) deuten auf einen mehrstöckigen Turm hin.[8] Neben gebrannten Ziegeln wurden vor allem Kalkstein-, Sandstein- und Tuffstein-Quader für den Bau der Festung verwendet.

Im Abstand von jeweils elf Metern war der Turm von einer Ringmauer umgeben, die 40 × 40 m lang und 1,4 m breit war. An der südlichen Seite lässt sie sich nicht mehr nachweisen, da die Erosion sämtliche ihrer Spuren verwischt hat.[9] Ihre Existenz ist hier aber aufgrund von Bausteinfunden am Hang sehr wahrscheinlich. Die Ringmauer war weiters mit sieben vorstehenden, runden Eck- und Mitteltürmen verstärkt, die einen Durchmesser von bis zu 4,25 Metern hatten. Bis auf die Ostseite waren alle mit einem zusätzlichen Mittelturm versehen.

Mit Ausnahme der Hangseite waren alle drei Seiten zusätzlich durch einen, auf der Westseite sogar zwei Spitzgräben (ca. 70 m lang) gesichert.[1]

Glasofen

Der Glasofen während der Ausgrabung im Jahr 2006

Am Steilhang zur Niers befand sich einst ein Brennofen, der zur Glasherstellung verwendet wurde. Es handelt sich um eine spätantike Ofenanlage mit insgesamt vier Öffnungen, zwei Arbeitsöffnungen, einer Schüröffnung und einer für den Kanal zum Kühlofen. Anhand der Glasfunde, flache Trinkschalen (Isings 117), halbkugelige Becher (Isings 96) und Trinkschalen mit Nuppen und Fadenzier (Typ Helle), kann dieser auch ziemlich exakt datiert werden. Die letzteren weisen auf eine Nutzung bis nach 400 n. Chr. hin.[10] Ob Burgus und Glasbrennerei in einem funktionellen Zusammenhang standen, ist bis dato nicht geklärt.

Denkmalschutz

Der Burgus von Asperden ist ein Bodendenkmal nach dem Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Lande Nordrhein-Westfalen (Denkmalschutzgesetz - DSchG)[11]. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Literatur

  • Tilmann Bechert: Wachturm oder Kornspeicher? Zur Bauweise der spätrömischen Burgi. In: Archäologisches Korrespondenzblatt 8, Mainz 1978.
  • Tilmann Bechert: Der Stand der Asciburgium-Forschung. In: Beiträge zur Archäologie des römischen Rheinlandes III. Düsseldorf 1972, ISBN 3-7927-0153-7 (= Rheinische Ausgrabungen, Band 12).
  • Clive Bridger: Nachweis von Glasherstellung beim Burgus Asperden. In: Archäologie im Rheinland 2003. Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1911-7.
  • Marion Brüggler: Burgus und Glashütte bei Goch-Asperden. In: Archäologie im Rheinland 2007. Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2217-3.
  • Marion Brüggler: Wiedergefunden - ein spätantiker Glasofen am burgus von Goch-Asperden. In: Archäologie im Rheinland 2006. Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-2128-2.
  • Hermann Hinz, Ilse Hömberg: Ausgrabung eines spätrömischen Burgus in Asperden, Kreis Kleve. In: Beiträge zur Archäologie des römischen Rheinlandes. Düsseldorf 1968 (Rheinische Ausgrabungen, Band 3).
  • Viktor Huyskens: Die Geburtsstätte des Kaisers Otto III. In Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 33, 1879, S. 50–105.
  • Harald von Petrikovits: Fortifikations in the North-Western Roman Empire from the 3. to 5. centuries. In Beiträge zur römischen Geschichte und Archäologie. Bonn 1976, ISBN 978-3-7927-1222-1.
  • Harald von Petrikovits: Die Innenbauten römischer Legionslager während der Prinzipatszeit. Opladen 1975, ISBN 3-5310-9056-9.
  • Harald von Petrikovits: Die römischen Streitkräfte am Niederrhein. Düsseldorf 1967.
  • Frank Siegmund: Merowingerzeit am Niederrhein. Rheinland-Verlag, Köln 1998, ISBN 3-7927-1247-4 (Rheinische Ausgrabungen 34).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Hermann Hinz, Ilse Hömberg: Ausgrabung eines spätrömischen Burgus in Asperden, Kreis Kleve. In: Beiträge zur Archäologie des römischen Rheinlandes, Düsseldorf 1968, S. 167–212.
  2. Harald von Petrikovits: Die römischen Streitkräfte am Niederrhein. Düsseldorf 1967, S. 9ff.
  3. Hermann Hinz, Ilse Hömberg: Ausgrabung eines spätrömischen Burgus in Asperden, Kreis Kleve. In :Beiträge zur Archäologie des römischen Rheinlandes. Düsseldorf 1968, S. 167–212, hier: 190f. Abb. 9,31.
  4. Frank Siegmund: Merowingerzeit am Niederrhein. Rheinland-Verlag, Köln 1998 (Rheinische Ausgrabungen 34), S. 275 mit Taf. 57.
  5. Tilmann Bechert: Wachturm oder Kornspeicher? Zur Bauweise der spätrömischen Burgi. In Archäologisches Korrespondenzblatt 8, Mainz 1978, S. 131.
  6. Viktor Huyskens: Die Geburtsstätte des Kaisers Otto III.. In Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 33, 1879, S. 96.
  7. Marion Brüggler: Burgus und Glashütte bei Goch-Asperden. In Archäologie im Rheinland 2007, Stuttgart 2008, S. 109–111.
  8. Tilmann Bechert: Der Stand der Asciburgium-Forschung. In Beiträge zur Archäologie des römischen Rheinlandes III. Düsseldorf 1968, S. 168.
  9. Marion Brüggler: Burgus und Glashütte bei Goch-Asperden. In: Archäologie im Rheinland 2007, Stuttgart 2008, S. 111f.
  10. Marion Brüggler: Burgus und Glashütte bei Goch-Asperden. In: Archäologie im Rheinland 2007. Stuttgart 2008, S. 111.
  11. Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Lande Nordrhein-Westfalen (Denkmalschutzgesetz - DSchG).

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