- Butrinti
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Nationalpark Butrint Baptisterium Lage: Kreis Saranda Besonderheit: Archäologische Stätten, Lagune, Feuchtgebiete Nächste Stadt: Saranda Fläche: 85.91 km² Gründung: 2000 Butrint (albanisch auch Butrinti, griech. Buthroton, italien. Butrinto) ist eine Ruinenstätte im Süden Albaniens in der Nähe der Stadt Saranda. Die nur zu einem Fünftel ausgegrabene antike Stadt liegt auf einer Halbinsel zwischen dem See von Butrint, dem Vivar-Kanal und dem Ionischen Meer in Sichtweite der griechischen Insel Korfu. Butrint zählt zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten von Albanien und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Inhaltsverzeichnis
Mythologie
Der Sage nach soll Butrint vom Helden Aeneas besucht worden sein, als es ihn nach seiner Flucht aus dem brennenden Troja auch nach Illyrien verschlug, bevor er später nach Latium kam und zum Stammvater der Römer wurde. In Butrint trifft er auf Andromache und Helenos, die, ebenfalls aus Troja entkommen, über Chaonia herrschen. (Vergil, Aeneis 3,293 ff.)
In einer anderen Version der Sage macht Aeneas an der Straße von Korfu halt und wollte den Göttern für die gelungene Flucht ein Dankesopfer bringen. Er will einen Stier schlachten, doch dieser springt verwundet ins Meer, durchschwimmt die Lagune und bricht am Ufer tot zusammen. Das deutete man als Zeichen der Götter und gründete hier die Stadt. Seitdem trägt der Ort den Namen Butrint, was soviel bedeutet wie verwundeter Stier.
Geschichte
Ursprünglich war Butrint eine illyrische Stadt. Sie war einer der Hauptorte der Chaonier, einem der drei großen epirotischen Stämme. Die ältesten Funde stammen aus dem späten 8. Jahrhundert v. Chr. Seit dem 6. Jahrhundert existierte eine Befestigung und im 4. Jahrhundert war Butrint der führende Ort eines lokalen Städtebundes.
Seit dem Jahre 167 v. Chr. gehörte Butrint zum Römischen Reich. Im Jahr 49 besucht Julius Cesar die Stadt und erklärte Butrint zum Refugium für Soldatenveteranen. Titus Pomponius Atticus ließ sich die reich geschmückte Villa Amaltea am Ufer gegenüber von Butrint errichten.
Die Stadtmauer schließt eine Fläche von rund 16 Hektar ein. Nach einer letzten Blütezeit unter der Herrschaft von Byzanz begann der Niedergang, als die Slawen im 8. Jahrhundert auch nach Epirus vordrangen. Im 11. Jahrhundert litt die Stadt unter den Kriegszügen der süditalienischen Normannen. Was von Butrint noch übrig war, besetzten noch später die Venezianer, die hier (mit Unterbrechungen) bis 1797 einen Stützpunkt unterhielten, um die Straße von Korfu für ihre Schiffe zu sichern. Im 17. Jahrhundert gelangten die Osmanen für einige Zeit in den Besitz der Festung.
Im September 1716 gewann die Republik Venedig das Kastell bei Butrint von den Osmanen zurück. Ali Pascha Tepelena, erbaute im 18. Jahrhundert direkt am Vivari-Kanal vor Butrint eine kleine Festung, von der noch Ruinen erhalten sind.
1928 hat der italienische Archäologe Luigi Maria Ugolini die Ruinen von Butrint wiederentdeckt. Für den Besuch des sowjetischen Ministerpräsidenten Nikita Chruschtschow wurde 1959 eine Straße nach Butrint angelegt.
Im Jahr 1992 wurden die Ruinen und ihr Umland von der UNESCO auf die Liste des Weltkulturerbe gesetzt. Acht Jahre später wurde ein leicht größeres Gebiet als Nationalpark geschützt, der 2005 um eine Pufferzone rund um das Welterbe auf 86 km² erweitert wurde. 2003 wurden Butrint und ein weites Umland mit dem See zu einem Ramsar-Schutzgebiet.
Im Jahr 2006 hat die katholische Kirche den Titel eines Bischofs von Butrint (lat. Buthrotum) zum zweiten Mal vergeben. Titularbischof ist der Weihbischof der Erzdiözese Tirana-Durrës George Anthony Frendo.
Bauwerke
Zu den wichtigsten ausgegrabenen Bauwerken zählt das Löwentor aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., einer von sechs Eingängen zur Stadt. Es zeigt einen Löwen, der dabei ist, einen Stier aufzufressen. Der Löwe sollte höchstwahrscheinlich die Bewohner der Stadt symbolisieren und der Stier ihre Feinde. Das Tor verfügt lediglich über einen sehr engen Durchgang, um möglichst nur wenigen Personen zugleich das Eindringen zu ermöglichen.
Zu den weiteren wichtigen Entdeckungen aus der Antike zählen Theater, Dionysos-Altar, Asklepios-Tempel, Nymphäum, eine römische Badeanlage, ein Gymnasion und das Baptisterium aus dem 5. Jahrhundert, in dem die Christen getauft wurden. Hier finden sich auch sehr gut erhaltene Mosaike mit zahlreichen Symbolen und Tierdarstellungen.
Aus der Zeit des Kaiser Justinians stammt die frühchristliche Basilika. Auf einem Hügel über der Stadt errichteten die Venezianer im Mittelalter ein Kastell, in dem sich heute ein Museum befindet.
Literatur
- Johannes Bergemann: Die römische Kolonie von Butrint und die Romanisierung Griechenlands. Studien zur antiken Stadt. Bayer. Akad. d. Wiss., Komm. zur Erforschung d. Antiken Städtewesens 2. Pfeil, München 1998. ISBN 3-931516-28-8
- Neritan Ceka: Butrint. A guide to the city and its monuments. London 1999.
- Neritan Ceka: Buthrotum its history and monuments. Tirana 2002. ISBN 99927-801-2-6
- Oliver J. Gilkes: The theatre at Butrint. Luigi Maria Ugolini's excavations at Butrint, 1928-1932. London 2003. ISBN 0-904887-44-8
- Richard Hodges: Byzantine Butrint. Excavations and surveys 1994 - 99. Oxbow, Books Oxford 2004. ISBN 1-84217-158-5
- Luigi M. Ugolini: L'acropoli di Butrinto. Roma 1942.
- Luigi M. Ugolini: Butrinto. Il mito d'Enea; gli scavi. Roma 1937.
- Martin Uhrmacher, Udo Fleck: Auf Aeneas' Spuren. in: Archäologie in Deutschland. Konrad Theiss, Stuttgart 2001,4, S. 58-63. ISSN 0176-8522
- Jarrett A. Lobell: Ages of Albania. The ruins at Butrint reflect an extraordinary history, from the rise of the Iron Age to the fall of the Iron Curtain. In: Archaeology 59,2(2006) Abstract hier.
- Richard Hodges et. al.: Late Roman Butrint. Albania: survey and excavations, 1994-98. In: Archeologia Medievale 27(2000), 241-257. als pdf-Datei hier
Weblinks
- Butrinti Nationial Park (Italienisch, Englisch, Albanisch)
- Offizielle Seite der Verwaltung der Kulturstätte und des Nationalparks von Butrint (alban. & engl.)
- The Butrint Foundation
- Entdeckung der Ruinen (engl.)
Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch
39.747520.020277777778Koordinaten: 39° 44′ 51″ N, 20° 1′ 13″ O
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