- Böhmwind
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Der Böhmwind oder „Böhmische Wind“ ist ein Fallwind aus Osten, der in Ostbayern, dem Vogtland, im Erzgebirge, der Oberlausitz und im Mühlviertel auftritt.
Der Böhmwind beherrscht Sommer wie Winter oft tagelang die Gegenden Ostbayerns. Wenn dieser Wind im Sommer weht, dann bringt er meist eine längere Periode schönen Wetters mit sich, auch wenn die andauernde Brise etwas frisch ist.
Im Winter ist er oft unerträglich, da er kontinentalere und damit kältere Luftmassen mit sich bringt, nicht zuletzt aufgrund dieses Windes hat der bayerische Teil des von ihm bestrichenen Gebiets den Beinamen „Bayrisch Sibirien“. Hat sich östlich des Bayerischen und Oberpfälzer Waldes in Böhmen (Tschechien) ein Hoch aufgebaut und westlich davon auf bayerischer Seite oder nördlich auf sächsischer Seite ein Tief, so vollzieht sich ein atmosphärischer Druckausgleich von Osten nach Westen (Gradientkraft) bzw. Norden. Zuerst ein ganz normaler Wind, gewinnt er auf seinem Weg über das böhmisch-bayerische Grenzgebirge hinweg immer mehr an Fahrt. Zu guter Letzt gleicht dieser Fallwind einem laut heulenden Sturm, der sogar Orkanstärke erreichen kann. Dabei scheint er in den Tälern, in denen er eine Art Sogwirkung bekommt, eine noch größere Zerstörungskraft zu haben als oben auf den Höhen. Im Jahr 1987 richtete der Böhmische Wind in den Wäldern Ostbayerns in einer einzigen Nacht einen Schaden von zehn Millionen DM an. Das Ganze tritt bevorzugt als Teilaspekt eines verstärkten Osteinflusses in Mitteleuropa und damit einer verstärkten Arktischen Oszillation (AO) auf, währenddessen die Westwinddrift im gesamten Europa häufig nur schwach ausgeprägt ist, also der Index der Nordatlantischen Oszillation (NAO) klein und dieses System somit schwächer als normal ist.
Wenn der Böhmwind im Winter oft tagelang über die Höhen hinunter in die Täler auf bayerischer Seite pfeift, dann kommt es aufgrund der Schneewehen, die er innerhalb weniger Minuten entstehen lässt, nicht selten zu schweren Behinderungen des Straßenverkehrs. Am ärgsten sind Täler betroffen, die sich von Westen nach Osten hinziehen. Seltsamerweise herrscht dann auf den Höhen oft Sonnenschein bei Temperaturen um den Gefrierpunkt.
Der Böhmwind, der von Hof, im Norden Ostbayerns, bis in die Gegend nördlich von Passau zu spüren ist, hat sich auch in der Volkskultur niedergeschlagen. Im Bayerischen Wald tanzte man nach einem Ländler mit dem Namen „Böhmischer Wind“ und in Volksliedern hat er den „Waaz“ (den Weizen) oder sogar einen böhmischen Fuhrmann verweht.
Im Gedicht Der böhmische Wald von Georg Britting stehen die Verse[1]
- Oft geht ein Wind,
- Aus dem Böhmischen her,
- Und der Winter ist lang,
- Und der Sommer ist schwer
- Vom Grün und vom Gold,
- das wipfelab rollt.
Große Berühmtheit erlangte der Walzer "Böhmischer Wind" von Ernst Mosch, der von den Original Egerländer Musikanten auch bei seiner Beerdigung gespielt wurde. Der Text lautet:
- Wir denken oft und gerne an den böhmischen Wind
- uns war sein Lied vertraut, daheim schon als Kind
- Weit in der Ferne rauscht nun leis' der böhmische Wind
- er wird noch wehen, wenn wir längst nicht mehr sind
Auch in Sprichwörter hat der Böhmische Wind Einzug gefunden. So wird im Erzgebirge über einen sehr hartnäckigen oder penetranten Menschen häufig der Ausdruck „Der liegt an wie der Böhmische Wind“ gebraucht. Dies ist ebenfalls auf die Häufigkeit und längere Dauer des Wetterphänomens zurückzuführen.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Georg Britting: Unter hohen Bäumen. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1951, S. 48.
Weblinks
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