Mission der Afrikanischen Union in Somalia

Mission der Afrikanischen Union in Somalia

Mission der Afrikanischen Union in Somalia (englisch African Union Mission to Somalia, italienisch Missione dell'Unione Africana in Somalia, abgekürzt AMISOM) ist die Bezeichnung einer Friedenstruppe der Afrikanischen Union, die in Somalia dem dortigen Bürgerkrieg Einhalt gebieten soll. Von vorgesehenen 8000 Soldaten sind bislang nur rund 2000 in Somalia.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nach Ausbruch des somalischen Bürgerkrieges hatten die Vereinten Nationen und die USA mit den Friedensmissionen UNOSOM I (1992–1993) und UNOSOM II (1993–1995) in Somalia keinen Erfolg gehabt. Der Krieg zwischen Kriegsherren, Clanführern und deren Milizen ging weiter.

Im März 2005 wurde vorgeschlagen, erneut eine Friedensmission nach Somalia zu entsenden. Sie sollte die von etlichen Kriegsparteien nicht anerkannte Übergangsregierung Somalias, die gerade ihren Sitz aus dem kenianischen Exil in die Stadt Baidoa verlegte, dabei unterstützen, das Land zu stabilisieren. Anfangs war vorgesehen, dass insbesondere die umliegenden, in der IGAD organisierten Länder Truppen stellen sollten, weshalb die geplante Friedenstruppe auch IGAD Peace Support Mission to Somalia (IGASOM) genannt wurde. Hiervon wurde später wegen der angespannten Beziehungen Somalias zu seinen Nachbarstaaten abgesehen.

Der Druck für ein internationales Eingreifen erhöhte sich 2006, als die Union islamischer Gerichte große Teile Somalias einnahm und die Übergangsregierung militärisch bedrängte. Extremistische Teile der Union stehen im Verdacht, mit dem internationalen islamistischen Terrorismus zu kooperieren. Insbesondere das Nachbarland Äthiopien fühlte sich auch bedroht, weil Teile der Union die heute äthiopische, mehrheitlich von ethnischen Somali bewohnte Region Ogaden einnehmen und an ein Groß-Somalia angliedern wollten. Die Resolution 1725 des UN-Sicherheitsrates vom 6. Dezember 2006 autorisierte die Entsendung der AMISOM, um die Übergangsregierung zu unterstützen und den Dialog zwischen ihr und der Union zu überwachen. Die Union islamischer Gerichte reagierte empört auf diesen Entscheid.

Bevor die AMISOM zusammengestellt werden konnte, erklärte Äthiopien am 24. Dezember der Union den Krieg, marschierte auf Seiten der Übergangsregierung in Somalia ein und entmachtete die Union islamischer Gerichte im Januar 2007. Weiterhin liefern sich islamistische und weitere Aufständische vor allem in Mogadischu Kämpfe mit äthiopischen und Übergangsregierungstruppen.
Die äthiopische Militärpräsenz gilt als problematisch, weil die äthiopisch-somalischen Beziehungen in der Geschichte Somalias traditionell gespannt waren und eine von Äthiopien unterstützte Übergangsregierung deswegen Akzeptanz zu verlieren riskiert. Es ist allerdings fraglich, ob sich die Übergangsregierung alleine gegen die verschiedenen gegnerischen Kriegsherren oder ein Wiedererstarken der Union islamischer Gerichte behaupten könnte.

Deswegen wird versucht, die AMISOM-Friedenstruppe mit bis zu 8000 Soldaten zusammenzustellen. Seit dem 1. März 2007 trafen etwa 1600 Soldaten aus Uganda in Somalia ein. Der ugandische Präsident Museveni kündigte jedoch an, die Soldaten seines Landes würden in Somalia Truppen der Übergangsregierung ausbilden, nicht aber selbst aktiv Friedenssicherung betreiben.[1]

Weiterhin kam es in Mogadischu zu Kämpfen zwischen regierungstreuen Truppen und deren diversen Gegnern, von denen viele den Abzug aller ausländischen Truppen fordern. Hierbei wurde am 1. April ein AMISOM-Soldat bei einem Raketenangriff getötet.[2] Am 16. Mai kamen bei einer Explosion vier AMISOM-Soldaten um.[3]

Nachdem sich ihre Entsendung mehrfach wegen logistischer Probleme verzögert hatte, trafen Ende Dezember 2007 100 burundische Soldaten ein. Sie sollen die Vorhut für weitere 1700 bilden.[4] Am 8. April 2008 wurde ein burundischer AMISOM-Soldat bei einem Selbstmordanschlag getötet.[5]

Tätigkeit

Die AMISOM bewacht den Seehafen, den Flughafen und den Präsidentensitz Villa Somalia in Mogadischu, führt Patrouillen in Gebieten unter Kontrolle der Übergangsregierung durch, eskortiert politische Persönlichkeiten und humanitäre Organisationen und betätigt sich in der humanitären Unterstützung für die Bevölkerung.

Zusammensetzung der Truppe

Bisher hat Uganda ein Bataillon (1600) entsandt und Burundi 100 Soldaten. Malawi und Nigeria haben je rund 1000 zugesagt,[6] Burundi bis zu 1800 und Ghana 350. 250 Ugander sollen als Ausbilder für somalische Soldaten nach Somalia geschickt werden. Die mehrfach angekündigte Entsendung der burundischen Soldaten verzögerte sich wegen logistischer Probleme, für die übrigen Truppenangebote wurden keine Termine für die Entsendung festgelegt. Tansania wird keine Truppen stellen, hat aber angeboten, 1000 somalische Soldaten auszubilden. In Ruanda werden seit Mai 2007 somalische Soldaten ausgebildet. Die USA[7] und die Europäische Union[8] versprachen, die AMISOM mit 40 Mio. US-$ bzw. 15 Mio. Euro zu unterstützen.

Angesichts der schweren Kämpfe in Mogadischu erscheint es gegenwärtig unwahrscheinlich, dass weitere Staaten ihren Zusagen nachkommen werden.[9] Auch die geplante Friedenstruppe UNAMID für das sudanesische Darfur, die hauptsächlich von afrikanischen Ländern gestellt werden soll, steht in Konkurrenz zur AMISOM.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. BBC News: Ugandan troops 'not peacemakers'
  2. AlertNet: First Ugandan peacekeeper killed in Somali battles
  3. BBC News: AU peacekeepers killed in Somalia
  4. BBC News: Burundi troops join AU in Somalia
  5. Garowe Online: Al Shahaab suicide bomber strikes AU peacekeepers
  6. BBC News: Police attacked in Somali battle
  7. Kenya Times: US gives Somalia Sh6.4 billion
  8. Reuters: AU wants UN role in Somalia
  9. Tages-Anzeiger, 28. April 2007: Der Fluch eines unheiligen Krieges

Weblinks


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