- Adam František Kollár
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Adam František Kollár, deutsch auch Adam Franz Kollár (* 17. April 1713 in Terchová, Königreich Ungarn, heute Slowakei; † 10. Juli 1783 in Wien) war ein slowakischer Schriftsteller, Geschichtswissenschaftler, Hofbibliothekar und ein niederer Edelmann. Er war Hofberater von Maria Theresia, eine Persönlichkeit der Aufklärung und Vertreter der absoluten Monarchie. Daneben wird ihm die Schöpfung des Begriffs Ethnologie und dessen Definition zugeschrieben.[1]
Inhaltsverzeichnis
Namen
- Deutsch und veraltet Englisch: Adam Franz Kollár
- Lateinisch: Adamus Franciscus Kollarius
- Slowakisch und Tschechisch: Adam František Kollár
- Ungarisch: Kollár Ádám Ferenc
Leben
Kollár wurde in der Familie eines Edelmanns im Ort Terchová, etwa 25 km östlich von Sillein geboren. Er besuchte eine Jesuiten-Schule in Neusohl und dann ein Gymnasium in Schemnitz, dann führte seine Studien an der Universität Tyrnau (1734–36) weiter, wo er auch zum Mitglieder der Gesellschaft Jesu wurde. Er schloss seine Studien im Jahr 1748 an der Universität Wien in Theologie ab; nach der Promotion verließ er die Gesellschaft Jesu.
Während seiner Studien lernte er neben dem Slowakischen auch Deutsch, Ungarisch, Französisch, Hebräisch, klassische (Lateinisch, Altgriechisch) und orientalische (Türkisch, Persisch) Sprachen.
Er begann seine Karriere noch während seiner Studien als Professor in Liptau-Sankt Nikolaus und wurde nach dem Abschluss seiner Studien Skriptor in der k. k. Hofbibliothek in Wien. Schon ein Jahr später wurde er zweiter Kustos, im Jahr 1758 erster Kustos. Er wurde im Jahr zum 1772 zum Leiter der Hofbibliothek befördert und seit 1774 bis zu seinem Tod war er Chefbibliothekar.
Am Hof von Maria Theresia war er Hofberater und Förderer des aufgeklärten Absolutismus. In seinen Werken (z. B. De Originibus & Usu perpetuo potestatis Legislatoriae circa sacra Apoststolicorum Regum Ungariae) beförderte er grundlegende Reformen im ungarischen Landesteil der Habsburgermonarchie, z. B. Ende der Leibeigenschaft, Einführung des Urbars, Verbesserung der Lebensbedingungen der Bauernschicht, Steuerung des Adels oder religiöse Toleranz. Dies stoß auf erheblichen Widerstand des ungarischen Adels, in der Folge Kollár musste sich entschuldigen und das Buch war für mehr als zwei Jahrhunderte auf dem Index Librorum Prohibitorum geführt.[2] Er war auch im Thema der Verhältnis zwischen dem absolutistischen Staat und der Kirche tätig. Im Werk Historiae diplomaticae iuris patronatus apostolicorum Hungariae regum libri tres wird erklärt, dass ungarische Könige das Recht hatten, Bischöfe und andere Kirchenbeamter ernennen und das Eigentum der Kirche auch ohne Zustimmung des Papst zu enteignen, was auf Unwille der Kirche stoß.
Kollár beteiligte sich an den theresianischen Schulreformen und bereitete die Ratio educationis aus dem Jahr 1777, welche die Lehrmethoden, Curricula und Lehrbüchern standardisieren sollte. Er war jedoch erfolglos mit der Gründung einer Akademie der Wissenschaften, nachdem Kollárs Vorschlag wurde 1774 von Maria Theresia ad acta gelegt.[3]
Dank seiner Sprachkenntnissen konnte sich Kollár auch mit historischen Quellen beschäftigen. So übersetzte er Werke vom osmanischen Gelehrten Saneddin ins Lateinische (im Werk Saad ed-dini scriptoris turcici. Annales turcici usque ad Muradem I cum textu turcico impressi) und annotierte und übersetzte Texte verschiedener Vertrage mit dem Osmanischen Reich in die lateinischen, arabischen und persischen Sprachen. Des Weiteren gab er auch die Werke De Bello Pannonico vom deutschen Gelehrten Kaspar Ursinus Velius und Hungaria et Attila sive de originibus gentis regni Hungariae... von Nicholaus Olahus heraus und sammelte auch verschiedene Urkunden zur Geschichte des Königreichs Ungarn.
Werke
- 1761–62 - Analecta monumentorum omnis aevi Vindobonensia, I-II
- 1762 - Casp. Ursini Velii de bello Pannonico libri decem cum adnotationibus et appendice critico
- 1762 - Historiae diplomaticae juris patronatus apostolicorum Hungariae regum libri tres
- 1763 - Nicolai Olahi metropolitae Strigoniensis Hungaria et Attila sive de originibus gentis regni Hungariae [...] emondato coniumctim editi
- 1764 - De Originibus & Usu perpetuo potestatis Legislatoriae circa sacra Apoststolicorum Regum Ungariae
- 1769 - De ortu, progressu et inclatu nationis Ruthenicae in Hungaria
- 1772 - Jurium Hungariae in Russiam minorem et Podoliam, Bohemiaeque in Osvicensem et Zatoriensem ducatus explicatio
- 1777 - Ratio educationis
- 1783 - Historiae jurisque publici regni Ungariae amoenitates
Literatur
- Heger, Friedrich: Die Anfänge der Ethnologie in Wien: ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte. Lit Verlag, Wien 2008. ISBN 978-3-7000-0700-5
- Tibenský, Ján: Slovenský Sokrates. Život a dielo Adama Františka Kollára.. Tatran, Bratislava 1983.
Fußnoten
- ↑ Heger, S. 68
- ↑ Index Librorum Prohibitorum, 1949
- ↑ Feil, Joseph. Versuche zur Gründung einer Akademie der Wissenschaften unter Maria Theresia. In: Jahrbuch für vaterländische Geschichte. 1861
Weblinks
- Adam František Kollár (slowakisch)
Commons: Adam František Kollár – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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