Adolph Friedrich Vollmer

Adolph Friedrich Vollmer
AF Vollmer: Selbstporträt

Adolph Friedrich Vollmer (* 17. Dezember 1806 in Hamburg; † 12. Februar 1875 ebenda) war ein deutscher Landschafts- und Marinemaler und Grafiker. Er gehört mit Christian Morgenstern zu den Bahnbrechern des frühen malerischen Realismus in Hamburg.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Adolph Friedrich Vollmer wuchs als Sohn eines Hamburger Handlungsbuchhalters, Johann Peter Vollmer (1779–1849), in einfachsten Verhältnissen auf.[2]

Gegen den Widerstand des Vaters[3] trat er eine Lehre in der Grafikwerkstatt der Gebrüder Suhr an und zog anderthalb Jahre mit Cornelius Suhr durch Deutschland, während welcher Zeit er nicht viel anderes als der Bediente Suhrs war.[4] Danach wurde er Schüler von Friedrich Rosenberg in Altona (1758–1833), ohne dass dieser großen Einfluss auf ihn ausgeübt hätte.[5] Wohl auf Rat des Freih. v. Rumohr,[6] den er 1826 durch den Kunsthändler und Gründungsmitglied des Hamburger Kunstvereins Ernst Harzen (1790–1863) kennenlernte,[4] vollendete Vollmer seine Ausbildung an der Akademie in Kopenhagen unter Eckersberg (1831–32). 1833 ging Vollmer für sechs Jahre nach München und unternahm von dort Studienreisen nach Konstanz, Tirol, Salzburg, Venedig, Le Havre und in die Niederlande.

Seit 1839 wieder in Hamburg ansässig, heiratete Vollmer die Hamburgerin Auguste Amale Behrmann (1815–1855). Er hatte fünf Kinder aus dieser Ehe, unter ihnen den späteren Architekten Johannes Vollmer, und drei weitere Kinder aus zweiter Ehe mit Julie Natalie de la Camp. Eine Tochter aus dieser zweiten Ehe heiratete 1891 den bekannten Gynäkologen Johann Friedrich Ahlfeld.[7] Zwei seiner Enkel, Söhne des Johannes Vollmer, sind der Kunsthistoriker und Enzyklopädist Hans Vollmer (1878–1969) und der Maler und Plastiker Erwin Vollmer (1884–1973).[8]

1866 erblindete Vollmer; er verstarb 1875 in der Nervenheilanstalt Hamburg-Friedrichsberg.[1]

Werk

Hamburger Hafen, 1840
Bleistift, Sepia getönt 21 x 26 cm

In seinen Landschaften und Ansichten des Hamburger Hafens bricht Vollmer mit der Vedutenmalerei der Gebrüder Suhr;[9] auch haben seine Landschaften nichts von der transzendentalen Romantik des 30 Jahre älteren Caspar David Friedrich noch beziehen sie gesellschaftliche Positionen, wie es später der jüngere Menzel machen wird. Sein Werk steht eher in der Tradition der großen Holländischen Landschaftsmaler des 17. Jahrhunderts, eines Salomon van Ruysdael zum Beispiel. Seine besten Bilder sind sorgfältig ausgearbeitete Kompositionen. Dammann drückt das so aus: „ Die angestrebte und erreichte Wirkung ist nicht Raum schlechthin, sondern Beherrschung und Gestaltung des Raumes in jeder Tiefe.[10] Auch bei kleinformatigen Zeichnungen und Radierungen gelingt es Vollmer mit sehr feiner Strichführung Weite und Tiefe zu schaffen. Selbst bei nur mm-großen Darstellungen werden Menschen lebendig in ihren Beschäftigungen characterisiert.

Nach zeitgenössischem Urteil des Kunsthistorikers Georg Kaspar Nagler zählt Adolph Friedrich Vollmer zu den größten Seemalern seiner Zeit[11] und Gerhard Kaufmann schrieb 120 Jahre später: „ Unter den wenigen deutschen Marinemalern kommt ihm in seinen lebhaften, lichterfüllten Schilderungen des Hamburger Hafens und der Elbe ein hoher Rang zu.[12]

Arbeiten von Adolph Friedrich Vollmer befinden sich unter anderem in der Hamburger Kunsthalle, im Altonaer Museum, in der Eremitage Sankt Petersburg, dem Staatlichen Kunstmuseum Kopenhagen, dem British Museum London und dem Philadelphia Museum of Art.

Galerie

Literatur

  • Andreas Andresen: Die deutschen Maler-Radirer (Peintres-Graveurs) des neunzehnten Jahrhunderts nach ihren Leben und Werken. Band 3, Weigel, Leipzig 1872, S. 24–41 (unv. Nachdruck: Olms, Hildesheim, New York 1971). ISBN 3-487-04007-7
  • Walter H. Dammann: Panorama und Tafellandschaft – Anfänge und Frühzeit der Landschaftsmalerei in Hamburg bis 1830. Druck Lütcke & Wulff (Vertrieb Commetersche Kunsthandlung), Hamburg 1910, 89 S. u. 12 schwarz-weiß Abb.
  • Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon oder Nachrichten von dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, etc. Band 20, E. A. Fleischmann, München 1850, S. 516-517 (Digitalisierte Fassung)
  • Gerhard Wietek (Hrsg.): Maler sehen Blankenese – Katalog zur Ausstellung des Altonaer Museums im B.A.T.-Haus, Hamburg 1969. Einführung: Gerhard Kaufmann, 36 S. u. schwarz-weiß Abb.

Weblinks

 Commons: Adolph Friedrich Vollmer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Adolph Friedrich Vollmer. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 34, E. A. Seemann, Leipzig 1940, S. 527
  2. Kegel: In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte. Band/Jahrgang, Nr. 83,1, 1997, S. 345 u. Anm. 13.
  3. Andresen: Band 3, Weigel, Leipzig 1872, (unv. Nachdruck: Olms, Hildesheim 1971), S. 24.
  4. a b Andresen: Band 3, Weigel, Leipzig 1872, (unv. Nachdruck: Olms, Hildesheim 1971), S.25.
  5. Lier. In: ADB. Band 40, 1896, S. 251–252.
  6. Adolph Friedrich Vollmer. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 34, E. A. Seemann, Leipzig 1940, S. 527 u. Kegel 1997, S. 364 u. Anm. 73.
  7. NDB. Band 1, Berlin, 1953, S. 111.
  8. Erwin Vollmer. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 34, E. A. Seemann, Leipzig 1940, S. 528
  9. Dammann: Panorama und Tafellandschaft – Anfänge und Frühzeit der Landschaftsmalerei in Hamburg bis 1830. Druck Lütcke & Wulff (Vertrieb Commetersche Kunsthandlung), Hamburg 1910, S. 71-73.
  10. Dammann: Hamburg 1910, S. 67.
  11. Nagler: Band 20, E. A. Fleischmann, München 1850, S. 516.
  12. In: Gerhard Wietek (Hrsg.): Maler sehen Blankenese – Katalog zur Ausstellung des Altonaer Museums im B.A.T.-Haus, Hamburg 1969, S.7–8.

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