Albert Gutzmann

Albert Gutzmann

Albert Gutzmann (* 19. Dezember 1837 in Groß Gluschen, Hinterpommern; † 27. Mai 1910 in Teupitz) war ein deutscher Taubstummenlehrer. Mit auf sein Betreiben hin wurde in Berlin ein öffentliches Sprachheilwesen eingeführt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren 1837 in Hinterpommern besuchte er ein Lehrerseminar in Köslin und arbeitete zunächst als Lehrer in Bütow. Von dort aus besuchte er 1865 in Berlin einen Lehrgang für die seit einigen Jahren geschaffene gesonderte Beschulung von Gehörlosen („Taubstummen“). 1873 zog er mit seiner Familie nach Berlin und wurde erster Taubstummenlehrer an der neu gegründeten Städtischen Taubstummenschule an der Blumenstrasse, an der von 1887 bis 1910 Direktor war. 1909 wurde er als Königlicher Schulrat ernannt.

Tätigkeit im Sprachheilwesen

Sicherlich ausgehend von einer Beschäftigung vor allen von Taubstummenlehrern mit weiteren Sprachproblemen von Schülern seit den 1830er Jahren wurde Gutzmann auch in diesem Fachbereich tätig und veröffentlichte 1879, unter Stützung auf Thesen des Mediziners Adolf Kussmaul [1] ein Buch mit dem Titel Das Stottern und seine gründliche Beseitigung durch ein methodisch geordnetes und praktisch erprobtes Verfahren - Eine Anleitung für Lehrer und Eltern sowie zum Gebrauche für Erwachsene [2]. Aus dem Vorwort: „Im Gegentheil ist das Stottern in seiner ungemein großen Verbreitung, durch seinen, Geist und Körper des Individuums niederdrückenden und die bürgerliche Brauchbarkeit, sowie die gesellschaftliche Freiheit und Selbständigkeit desselben schädigenden Einfluß für unser Volksleben so einschneidend und störend, daß seine erfolgreiche Bekämpfung als eine nationale Aufgabe von eminenter Bedeutung erscheint.“

Nach Veröffentlichung des Buches Über Sprachstörungen und ihre Bekämpfungen in der Schule 1884 begann er Sprachheillehrer in seiner Übungstherapiemethode auszubilden. Durch seine Aktivitäten sensibilisiert wurden 1886 155.000 Berliner Schulkinder auf Sprachstörungen überprüft und dabei 1.550 Sprachgestörte erfasst.

Durch seine Beschäftigung mit Sprachstörungen beeinflusst studierte sein Sohn Hermann Gutzmann Medizin und begründete später das medizinische Fachgebiet Phoniatrie. Gemeinsam mit ihm gab er ab 1891 die Zeitschrift „Medizinisch-pädagogische Monatsschrift für die gesamte Sprachheilkunde“ heraus.

Nach ihm sind Deutschland einige Schulen benannt, allein in Berlin drei: Grundschule und Sprachheilschule in Berlin-Gesundbrunnen, ehemalige POS für Gehörlose (jetzt Schule für Gehörlose) in Berlin-Mitte und die Grundschule Berlin-Gesundbrunnen.

Literatur

  • Heinz Zehmisch: Vortrag anlässlich einer Festveranstaltung der Berliner Charité zum Gedenken an Hermann Gutzmann sen. am 29. Januar 2005 PDF 2,55 MB
  • Manfred Gross: 30 Jahre Logopädie in Deutschland. Renate Gross Verlag, Berlin 1994 ISBN 3926468076

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Adolf Kussmaul: Die Störungen der Sprache. Leipzig 1877
  2. W. G. Angerstein-Verlag Berlin, 1879

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gutzmann — steht für einen Familiennamen Albert Gutzmann (1837–1910), deutscher Taubstummenlehrer Heinz Gutzmann (1920–2009), Sportler, Sportlehrer und Sportfunktionär Hermann Gutzmann sen. (1865–1922), deutscher Mediziner und Begründer der Phoniatrie in… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Gutzmann sen. — Hermann Gutzmann sen. (* 29. Januar 1865 in Bütow, Pommern; † 4. November 1922 in Berlin) war ein deutscher Mediziner und Begründer der Phoniatrie in Deutschland. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Gutzmann Schüler (Auswahl) …   Deutsch Wikipedia

  • Gartenstraße (Berlin) — Gartenstraße Straße in Berlin …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Denhardt — Die Gartenlaube (1879) mit Denhardt Portrait Rudolf Emil Denhardt (* 24. März 1845 in Burgsteinfurt; † 24. Juli 1908 in Eisenach) war ein deutscher Arzt und Begründer einer psychotherapeutischen Behandlungsmethode des …   Deutsch Wikipedia

  • Günter Baaske — (* 17. Oktober 1957 in Belzig, Bezirk Potsdam) ist ein deutscher Politiker (SPD). Er ist seit dem 6. November 2009 Minister für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie in Brandenburg und war zuvor bereits von 2002 bis 2004 Mitglied der… …   Deutsch Wikipedia

  • Teupitz — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Revue de phonetique — Revue de phonétique La Revue de phonétique est fondée en 1911. Elle la première revue publiée en France, entièrement consacrée à la phonétique et à ses applications. Elle succède à la revue La Parole, arrêtée en 1904. Elle est publiée par l’Abbé… …   Wikipédia en Français

  • Revue de phonétique — La Revue de phonétique est fondée en 1911. Elle la première revue publiée en France, entièrement consacrée à la phonétique et à ses applications. Elle succède à la revue La Parole, arrêtée en 1904. Elle est publiée par l’Abbé Rousselot et Hubert… …   Wikipédia en Français

  • 2ª Flota Aérea — 2° Flota Aérea Activa 1 de febrero de 1939 27 de septiembre de 1944 País A …   Wikipedia Español

  • Bytów — Bytów …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”