- Alphonse Schloss
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Alphonse Schloss († 1911) war ein österreichisch/französischer Kunstsammler, der bedeutende Werke niederländischer Malerei des 17. Jahrhunderts, darunter sechs Werke von Rembrandt van Rijn sowie Hauptwerke von Pieter Brueghel,Lucas Cranach, Frans Hals und Peter Paul Rubens zusammengetragen hatte. Die Sammlung wurde Anfang der 1940er Jahre beschlagnahmt und zerschlagen. Sie galt als Raubkunst.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Kunstsammlung wurde von der jüdischen Familie Alphonse Schloss in Jahrzehnten aufgebaut. Der in Österreich geborene Alphonse Schloss hatte 1871 die französische Staatsbürgerschaft erhalten und im Laufe der Jahre eine Sammlung bestehend aus 332 bedeutende Werke der deutschen und niederländischer Malerei des 17. Jahrhunderts, zusammengetragen. Schloss selbst starb im Jahre 1911. Seine Witwe und die vier Kinder brachten die Sammlung während des Krieges aus Angst vor Bombenangriffen von Paris in das Schloss Chambon bei Tulle im nicht besetzten Zentralfrankreich.
Im April 1943 wurde die Sammlung von Angehörigen der deutschen Gestapo, französischen Polizisten und Mitarbeitern des sogenannten Judenkommissariats der Vichy-Regierung beschlagnahmt und in das besetzte Paris gebracht. Dafür sollten einige Bilder aus der Sammlung Schloss dem Louvre überlassen werden. 262 Gemälde waren für Hitlers Kunstmuseum in Linz bestimmt, von dem Sonderbeauftragten für das Führermuseum Hermann Voss aufgekauft und daraufhin nach München gebracht worden. Bei Kriegsende wurde der Führerbau in München geplündert. Nur 148 der Bilder tauchten seither wieder auf. [1] Es werden auch heute noch Bilder aus der Sammlung Schloss entdeckt und restituiert. Zuletzt wurde 2001 das Gemälde Le Juif au bonnet de fourrure von Rembrandt aus der Nationalgalerie Prag von der Tschechischen Republik an die Erben zurückgegeben.
Laut Sol Chaneles, einem 2000 verstorbenen Professor für Kriminalrecht an der Rutgers University in New Jersey sollen sich ein Teil der Sammlung im Depot der National Gallery of Art in Washington DC befinden.
Der Fall Adam Williams
Spektakulär war der Fall Adam Williams, der in der Kunstöffentlichkeit viel Aufsehen erregte und weitreichende Folgen hatte. Der amerikanisch Kunsthändler Adam Williams bot das aus der Sammlung stammende Gemälde von Frans Hals Porträt des Pastor Adrianus Tegularius 1990 auf einer Kunstmesse zum Verkauf an. Er wurde von der französischen Polizei wegen Hehlerei verhaftet, jedoch in letzter Instanz von einem Pariser Appellationsgericht freigesprochen. Das Gemälde wechselte zuvor viermal den Besitzer und wurde unter anderen in den Auktionshäusern Sotheby's und Christie's versteigert. Es wurde an Jean Demartini, den Universalerbe der Familie Schloss, zurückgegeben, der bereits seit 1967 dem Hals-Porträt auf der Spur war.
Literatur
- Günther Haase: Kunstraub und Kunstschutz. Books on Demand Norderstedt, 2008. (bei google-books einsehbar)
- Sabine Rudolph: Restitution von Kunstwerken aus jüdischem Besitz. Walter de Gruyter, Berlin, 2007 ISBN 978-3-89949-436-5, S. 54
Weblinks
- Claudia Herstatt, Die Schuld der Käufer, Die Zeit, 30/2001
- residence.aec.at
- Erich Wiedemann, Die Kunsträuber, in: Der Spiegel vom 8.Juni 2001
- Geschichte der Kunstsammlung Schloss auf der Seite des Französischen Außenministeriums (französisch)
Einzelnachweise
- ↑ Als das Bild ins Land kam, schlugen die Behörden zu, in: Art – Das Kunstmagazin, August 1998
Kategorien:- Kunstsammlung
- Restitution von NS-Raubgut
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