Alter Hammer Friedhof

Alter Hammer Friedhof
53.55591666666710.057138888889
Mahnmal für die Opfer des Zweiten Weltkriegs von Ulrich Lindow (2007)
Mausoleum der Familie Sieveking, entworfen von Alexis de Chateauneuf (1832)

Der Alte Hammer Friedhof ist ein ehemaliger Friedhof im Hamburger Stadtteil Hamm. Er wurde 1693 zusammen mit der ersten Hammer Kirche eingeweiht und bis 1894 genutzt. Einst bevorzugter Bestattungsort der Hamburger Oberschicht, enthält er zahlreiche Grabmäler von Persönlichkeiten der Hamburger Geschichte und wurde aufgrund seiner kulturhistorischen Bedeutung 1923 als erster Hamburger Friedhof unter Denkmalschutz gestellt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Friedhof befindet sich neben der Dreifaltigkeitskirche am Horner Weg unweit des U-Bahnhofs Hammer Kirche.

Geschichte

Seit dem 17. Jahrhundert war Hamm ein bevorzugter Wohnort wohlhabender Hamburger Kaufleute. Diese veranlassten um 1690 auf eigene Kosten den Bau der Ham und Hörner Kirche zur Heiligen Dreyfaltigkeit, die 1693 geweiht wurde. Zusammen mit der Kirche wurde auch ein Friedhof angelegt. Anfangs wurde auch noch in der Kirche bestattet, bis dies 1829 aus hygienischen Gründen verboten wurde.

Aufgrund seiner landschaftlich reizvollen Lage am Geesthang mit weitem Blick über die damals noch unbebaute Hammer Marsch avancierte der Friedhof (neben dem Nienstedtener Friedhof) bald zum bevorzugten Bestattungsort für Familien der Hamburger Oberschicht; zugleich diente seine Gestaltung Anfang des 19. Jahrhunderts als Vorbild für die damals neu eröffneten Hamburger Friedhöfe vor dem Damm- und Steintor.[2]

Wegen der großen Nachfrage wurden ab 1862 neue Begräbnisplätze neben dem bereits bestehenden Jakobifriedhof, dem Gelände des heutigen Jakobiparks im Stadtteil Eilbek angelegt. 1894 wurde der alte Friedhof geschlossen und 1923 als erster Hamburger Begräbnisplatz unter Denkmalschutz gestellt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Friedhof im Zuge der Operation Gomorrha schwer beschädigt und die alte Kirche restlos zerstört. In den ersten Nachkriegsjahren wurde auf dem Gelände eine hölzerne Notkirche errichtet. Im Zuge des Neubaus der heutigen Dreifaltigkeitskirche (1956/57) wurden mehrere Grabstellen verlegt und der Friedhof zum Teil neu gestaltet.

Sehenswürdigkeiten

Dominiert wird der Friedhof seit 2007 von dem Mahnmal an die Opfer des Zweiten Weltkrieges, das von dem Künstler Ulrich Lindow entworfen wurde. Es hat die Form eines Totenhauses und trägt auf zwei jeweils gegenüberliegenden Seiten eine Inschrift in Anlehnung an Zeilen des Vaterunsers. Auf der einen Seite erinnert sie unter der Bitte „Vergib uns unsere Schuld“ an das Unheil, das Deutsche zwischen 1933 und 1945 über die Welt brachten. Auf der anderen Seite wird unter dem Wort „Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“ des Leids des im Bombenhagel untergegangenen Stadtteils gedacht. Im Innern des Mahnmals hängt die einzige aus der alten Hammer Kirche gerettete Glocke, die jeden Freitag um 15 Uhr angeschlagen wird und zum Frieden mahnt.

Sieveking-Mausoleum

Auf einer kleinen, künstlich angelegten Anhöhe am östlichen Ende des Friedhofs ruht das vermutlich älteste Mausoleum Hamburgs und zugleich eines der bedeutendsten Zeugnisse Hamburger Grabmalkunst des 19. Jahrhunderts.[3] Es wurde 1828 von Karl Sieveking in Auftrag gegeben und 1832 auf einem damals noch nicht zum Friedhof gehörenden Privatgrundstück fertiggestellt.[4] Mit der Ausführung beauftragte Sieveking den Architekten Alexis de Chateauneuf, der seinerzeit auch Sievekings Landsitz „Hammer Hof“ um- und ausbaute. Die Bronzereliefs an den Stirnseiten des schlichten Granitbaus stammen von Eduard Schmidt von der Launitz und zeigen einen Engel am Grabe Christi sowie die Wappen der Familien Sieveking und Chapeaurouge. Neben dem Erbauer und seiner Ehefrau Caroline Henriette (1797−1858) sind hier auch seine Schwiegermutter Elisabeth Dorothea de Chapeaurouge († 1828) sowie seine Cousine Amalie Sieveking bestattet.

Am Fuße des Mausoleumshügels befindet sich das Grab von Johann Hinrich Wichern. Daneben erinnert ein flacher sarkophagähnlicher Gedenkstein mit der Inschrift MDCCCXIV - Im Belagerungswinter Christengräbern gewidmet daran, dass auf dem Friedhof während der französischen Besetzung Hamms 1813/14 zahlreiche aus ihren Häusern vertriebene Dorfbewohner in Erdlöchern und Grabgewölben hausten und dabei umkamen. Davor erinnert ein Kriegerdenkmal an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs.

Weitere Gräber


Literatur

  • Eberhard Kändler: Begräbnishain und Gruft. Die Grabmale der Oberschicht auf den alten Hamburger Begräbnisplätzen, Hamburg 1997, ISBN 3-7672-1294-3.
  • Barbara Leisner, Norbert Fischer: Der Friedhofsführer. Spaziergänge zu bekannten und unbekannten Gräbern in Hamburg und Umgebung, Hamburg 1994, ISBN 3-7672-1215-3, S. 138-142.
  • Michael Reiter: Der Hammer Friedhof. Ein historischer Führer, Ahrensbök 1988.
  • Adolf Diersen: Aus der Geschichte der Hammer Dreifaltigkeitskirche, Holzminden 1957.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Leisner/Fischer, Der Friedhofsführer, S. 138.
  2. Kändler, Begräbnishain und Gruft, S. 44.
  3. Kändler S. 101.
  4. Kändler S. 95-98.

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