Veit Dietrich

Veit Dietrich
Veit Dietrich (Kupferstich, 16. Jahrhundert)

Veit Dietrich (auch Vitus Theodorus oder Vitus Diterichus; * 8. Dezember 1506 in Nürnberg; † 25. März 1549 in Nürnberg) war ein deutscher Theologe, Schriftsteller und Reformator.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Dietrich wurde als Sohn eines Schuhmachers in Nürnberg geboren. Bald wurde das Talent des Jungen erkannt und wohlhabende Gönner ermöglichten ihm den Besuch des Gymnasiums und der Universität Wittenberg. Im März 1522 wurde er in Wittenberg immatrikuliert. Philipp Melanchthon erkannte die Begabung dieses Studenten und förderte ihn.

Später wurde er Martin Luthers Hausgenosse und enger Vertrauter. Als solcher begleitete er Luther zum Marburger Religionsgespräch und weilte mit ihm während des Reichstages zu Augsburg 1530 auf der Festung Coburg. Er genoss Luthers volles Vertrauen. Deswegen wurde er von anderen, wie zum Beispiel von Melanchthon, gern benutzt, um deren Anliegen Luther nahezubringen.

Als er 1529 sich den akademischen Grad eines Magisters erwarb, lehrte er an der artistischen Fakultät. Auseinandersetzungen mit Katharina von Bora veranlassten ihn 1535 Wittenberg zu verlassen. Melanchthon empfahl ihn Joachim Camerarius dem Älteren an der Universität Tübingen. Jedoch kamen ihn seine Nürnberger Förderer entgegen und boten ihm an der Sebalduskirche eine Pfarrstelle an, wo er besonderes Vertrauen beim Rat genoss. Hier heiratet er und wirkte als beliebter Prediger. Als ihm aus Wittenberg eine Professur angeboten wurde, lehnte er diese ab.

Veit Dietrich (Kupferstich um 1700)

Mit Melanchthon blieb er in vertrautem Verkehr und dieser hielt ihn zuweilen an, seine heftige Polemik einzuschränken. Seine Art blieb schlicht, eindringlich und bestimmt. Seine Arbeiten konzentrieren sich neben seiner erbaulichen Wirksamkeit zuerst auf die Veröffentlichung Lutherscher Auslegungen und einiger Traktate Melanchthons. Auch die Herausgabe von Luthers Hauspostille verdanken wir ihm. Am weitesten ging die Verbreitung seiner „Summaria“, zuerst über das Alten Testament, dann nach 1544 auch über das Neue Testament. Dieses Buch hat bis ins 19. Jahrhundert als Erbauungsbuch in vielen Gemeinden gedient. Seine Vorzüge sind Einfachheit und Lehrhaftigkeit.

In seiner geraden und offenen Art sagte Dietrich, was die Stunde erforderte, und stärkte die geschwächten Glieder in den angefochtenen Nachbargemeinden. Auf dem Konvent in Schmalkalden vertrat er 1537 seine Vaterstadt, als die „Schmalkaldischen Artikel“ veröffentlicht wurden. Ebenso beteiligte er sich am Religionsgespräch in Regensburg 1546. Besonders in der Ausgestaltung der kirchlichen Ordnung hat er sich bewährt. Auch als Prediger ist er nicht weniger bedeutend denn als Organisator. Außer Predigten hat er auch aktuelle Flugschriften veröffentlicht. Schließlich wurde er auch durch das Schreiben von Kirchenliedern bekannt.

Nach der Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg zeigte er erst recht seine Größe. Er beugte sich nicht und trat offen gegen das Augsburger Interim auf, rief auch andere zum Bekennen auf. Das machte ihn politisch verdächtig, daraufhin entzog ihm der Rat das Vertrauen und gab 1547 seiner Suspendierung nach.

1548 beherbergte Veit Dietrich kurze Zeit den „Luther Sloweniens“, Primus Truber, der vom Laibacher Bischof als lutherischer Theologe kurz zuvor exkommuniziert worden war. Dietrich vermittelte Truber eine Predigerstelle in Rothenburg ob der Tauber. Eine Aufhebung seiner Suspendierung hat Dietrich nicht mehr erlebt. Er verstarb im Alter von nur 42 Jahren in Nürnberg.

Werkauswahl

  • Luthers Hauspostille
  • "Summaria", über das Alten Testament
  • "Summaria", über das Neue Testament

Literatur

  • P. Meinhold: Die Genesis – Vorlesung Luthers und ihre Herausgeber. In: Forschungen zur Kirchen- u. Geistesgeschichte. Jahrgang 8, Stuttgart 1936.
  • Bernhard Klaus: Veit Dietrich Leben und Werk. Nürnberg 1958
  • Bernhard Klaus: Veit Dietrich. In: Fränkische Lebensbilder. Jahrgang 3, 1969, S. 141
  • Marinus A. van den Broek: Sprichwort und Redensart in Veit Dietrichs 'Etliche Schriften für den gemeinen man'. Leuvense Bijdragen 75, 1986
  • Hans Reuther: Dietrich, Veit. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 699.
  • Johann Jakob Herzog: Dietrich, Veit. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 196 f.
  • Theodor Kolde: Dietrich, Veit. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 4, Hinrichs, Leipzig 1898, S. 653–658.
  • Friedrich Wilhelm Bautz: Dietrich, Veit. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 1302–1303.

Weblinks


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