Amos de Shalit

Amos de Shalit
Amos de Shalit (1958)

Amos de Shalit (* 29. September 1926 in Israel; † 2. September 1969) war ein israelischer theoretischer Kernphysiker und Wissenschaftsorganisator.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Karriere

De Shalit kämpfte ab 1947 im israelischen Unabhängigkeitskrieg in der Haganah. Er studierte an der Hebrew University und der ETH Zürich, wo er bei Paul Scherrer promovierte[1]. Nach Post-Doc Aufenthalten an der Princeton University, der Stanford University und am Massachusetts Institute of Technology war er 1956 Gastprofessor an der Hebrew University. 1957/58 war er als Ford Foundation Fellow am CERN. Er wurde Professor an der Hebrew University und leitete 1961 bis 1963 deren Physik-Fakultät, war aber gleichzeitig schon ab 1954 am Weizmann-Institut, dessen Institut für Kernphysik er 1954 gründete und leitete. Er war wissenschaftlicher Direktor und 1966 bis 1968 Direktor des Weizmann-Instituts. Kurz vor seinem frühen Tod an Pankreatitis wurde er Leiter einer neu gegründeten Abteilung für wissenschaftliche Pädagogik am Weizmann Institut. Er war auch am International Centre for Theoretical Physics (ICTP) in Triest aktiv.

De Shalit ist vor allem für Arbeiten über das Schalenmodell der Atomkerne bekannt, über das er ein Lehrbuch mit Igal Talmi (ebenfalls Professor am Weizmann Institut) schrieb. Außerdem schrieb er eine Monographie über theoretische Kernphysik mit Herman Feshbach, die erst 1974 posthum erschien. Er wandte wie zuvor Giulio Racah (ebenfalls in Israel, ein weiterer wichtiger Forscher in Israel auf diesem Gebiet war Harry Lipkin) gruppentheoretische Methoden auf die Kernstruktur an und untersuchte Diffraktions-Phänomene der Kernstreuung. Am CERN sorgte er als wissenschaftlicher Berater dafür, das am Synchrotron auch Hochenergie-Beschleunigerexperimente zur Kernstruktur berücksichtigt wurden (und war mit einer der ersten, der überhaupt solche Experimente für die Kernphysik vorschlug) und organisierte mit Victor Weisskopf ab 1963 Konferenzen dazu beim CERN.

1965 erhielt er mit Talmi den Israel-Preis für ihre Arbeiten zum Schalenmodell.

Er war auch am israelischen Kerntechnik- beziehungsweise Kernwaffenprogramm beteiligt.[2] Er war regelmäßig in den 1960er Jahren Begleiter von US-Delegationen zum Kernreaktor in Dimona.

Ein Gymnasium in Rehovot ist nach ihm benannt und ein Lehrstuhl für theoretische Physik und eine Vorlesungsreihe für Gastprofessoren am Weizmann Institut. Die 1974 gegründete Amos de Shalit Foundation fördert durch Vorlesungen, Sommerschulen, Stipendien, einen Preis für Physik-Lehrer und Workshops das Interesse für Wissenschaft bei Jugendlichen.

De Shalit war Ende der 1950er Jahre einer der Initiatoren für eine engere Zusammenarbeit des Weizmann-Instituts und überhaupt der israelischen Wissenschaftler mit der Bundesrepublik Deutschland, was mit einem Besuch einer Delegation mit Otto Hahn (dem damaligen Direktor der Max-Planck-Gesellschaft), Feodor Lynen und Wolfgang Gentner (den de Shalit vom CERN kannte) 1959 in Israel begann.[3]

Schriften

  • mit Igal Talmi: Nuclear Shell Theory, Academic Press 1963, Dover 2004
  • Herausgeber mit Léon Van Hove, Herman Feshbach: Preludes in theoretical physics. Essays in honor of V. F. Weisskopf, North Holland 1966
  • mit Herman Feshbach: Theoretical nuclear physics, Bd.1 (Nuclear Structure), Wiley 1974 [4]
  • mit Philip Morse (Herausgeber): Nuclear, particle and many body physics, Academic Press 1972
  • Die naturwissenschaftliche Forschung in kleineren Ländern: das Beispiel Israels, Köln, Westdeutscher Verlag 1966, Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen Bd.166

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mathematics Genealogy Project
  2. Liste am israelischen Kernwaffenprogramm Beteiligter. Danach war er einer der Physiker, die Israel schon ab Ende der 1940er Jahre zum Studium der Kernphysik (und Kerntechnik) ins Ausland sandte, wie auch Harry Lipkin und sein Kollege Igal Talmi.
  3. Dietmar Nickel in Dieter Hoffmann, Ulrich Schmidt-Rohr (Hrsg.) Wolfgang Gentner und die Begründung der deutsch-israelischen Wissenschaftsbeziehungen, in Wolfgang Gentner, Springer Verlag 2006
  4. der zweite Band wurde nur von Feshbach verfasst, behandelt Kernreaktionen und erschien erst 1991

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Shalit — ist der Name folgender Personen: Amos de Shalit (1926–1969), israelischer theoretischer Kernphysiker und Wissenschaftsorganisator Gilad Schalit (Gilad Shalit; * 1986), israelischer Soldat Siehe auch: Schalit …   Deutsch Wikipedia

  • De Shalit High School — Established 1943 Type Public Principal Haim Badash Students 2,300 Grades 7–12 Location …   Wikipedia

  • Gilad Shalit — גלעד שליט Gilad Shalit on the phone with his parents, after arriving in Israel on 18 October 2011 Born 28 August 1986 (1986 08 28) …   Wikipedia

  • DE-SHALIT, AMOS — (1926–1969), Israeli scientist and educator. Born in Jerusalem, de Shalit received his scientific training as a pupil of Joel racah at the Hebrew University, Jerusalem. De Shalit s major field of research was theoretical physics concerning… …   Encyclopedia of Judaism

  • De-Shalit, Amos — (1926–69)    Israel nuclear physicist. De Shalit completed a Ph.D. in Switzerland and continued research studies in the United States, at Princeton University. He returned to Israel in 1953 as head of the nuclear physics department of the… …   Who’s Who in Jewish History after the period of the Old Testament

  • De-Shalit, Amos — (1926 69)    Israeli nuclear physicist. He studied in Switzerland and later at Princeton. He returned to Israel in 1953 and became head of the nuclear physics department of the Weizmann Institute. In 1965 he recived the Israel Prize for Natural… …   Dictionary of Jewish Biography

  • Igal Talmi — Igal Talmi. Igal Talmi (* 31. Januar 1925 in Kiew) ist ein israelischer theoretischer Kernphysiker. Talmi wanderte schon 1925 mit seiner Familie ins damalige Palästina ein. Sie lebten in der 1921 gegründeten Kommune („Moschaw“) Kfar Yehezkel bei… …   Deutsch Wikipedia

  • List of Israelis — This is a list of prominent Israelis (including Arab citizens of Israel).Historical figuresPoliticians* Chaim Weizmann first President of Israel (1949 52) * David Ben Gurion first Prime Minister of Israel (1948 54, 1955 63) * Moshe Sharett prime… …   Wikipedia

  • Herman Feshbach — (* 2. Februar 1917 in New York City; † 22. Dezember 2000 in Cambridge, USA) war ein bedeutender amerikanischer theoretischer Physiker. Er ist bekannt für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Kernphysik. Feshbach studierte am City… …   Deutsch Wikipedia

  • PHYSICS — The material presented in this entry emphasizes those contributions which were important in arriving at verified present day scientific results, rather than those that may have appeared important at the time. Unavoidably it will overlap in parts… …   Encyclopedia of Judaism

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”