Andreas Gottlieb von Bernstorff

Andreas Gottlieb von Bernstorff
Andreas Gottlieb von Bernstorff

Andreas Gottlieb Freiherr von Bernstorff (* 2. März 1649 in Ratzeburg; † 6. Juli 1726 in Gartow) war ein Kanzler in den Diensten des Fürstentum Lüneburg und später erster Minister des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg ("Kurhannover"). Nach der Besteigung des englischen Throns durch Georg Ludwig von Hannover ging er mit nach England, blieb führender Minister im Kurfürstentum und hatte zeitweise auch erheblichen Einfluss auf die englische Politik.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sein Vater war Andreas von Bernstorff und die Mutter Anna Elisabeth (geb. von Bülow-Hundorf). Er studierte zwischen 1665 und 1668 an der Universität Helmstedt. Danach setzte er seine Ausbildung am Reichskammergericht in Speyer fort. Anschließend unternahm er 1669 und 1670 seine Grand Tour durch Frankreich, Italien und verschiedene deutsche Hauptstädte.

Danach trat er in den Dienst von Herzogs Christian I. Louis von Mecklenburg-Schwerin. Bald wechselte er in den Dienst von Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg. An dessen Hof kam er in enge Verbindung mit dem Kanzler Johann Helwig Sinoldt genannt von Schütz. Im Jahr 1676 heiratete er dessen Tochter Jeanette Lucie und wurde ein Jahr später dessen Nachfolger als Kanzler. Während sein Vorgänger eine reichstreue Politik verfolgt hatte, betrieb von Bernstorff einen auf die Stärkung der welfischen Hausmacht ausgerichteten Kurs. Außerdem verfolgte er eine antibrandenburgische Politik. In den 1680er Jahren war er maßgeblich für die Anlehnung von Braunschweig-Lüneburg-Celle an Wilhelm III. von Oranien verantwortlich. Er beteiligte das Land an der gegen Ludwig XIV. gerichteten Koalition.

Nach der Vereinigung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg-Celle mit Kurhannover im Jahr 1705 trat von Bernstorff in hannoversche Dienste. Nach dem Tod von Franz Ernst Graf von Platen wurde er 1709 erster Minister des Kurfürstentums. Es hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Kurfürst Georg Ludwig auf den englischen Thron gelangen konnte. Dazu trug bei, dass er dem Kurfürsten riet, sich nicht in die Parteistreitigkeiten in England einzumischen. Durch die von Bernstorff betriebene Politik den Kaisers und die Niederlande im Kampf gegen Frankreich zu unterstützen, wurden die englischen Thronpläne unterstützt.

Nach der Thronbesteigung des Kurfürsten als Georg I. ging von Bernstorff mit diesem nach England. Er blieb in den Folgejahren der einflussreichste Minister Hannovers. Er war erster Leiter der Deutschen Kanzlei. Außerdem hatte er maßgeblichen Einfluss auf die englische Politik. Durch den wachsenden Einfluss von James Stanhope, 1. Earl Stanhope verlor er 1720 den Einfluss auf die englische Politik. Im Jahr 1723 wurde er auch aus dem hannoverschen Staatsdienst entlassen.

Er zog sich auf seine großen Güter in Norddeutschland zurück. Unter anderem hat er die Herrschaft Gartow erworben und ließ dort an Stelle einer Burg ein neues Schloss erbauen. Auch Schloss Wotersen ließ er neu erbauen. Er hat ein Familienstatut und einen Familienfideikommiss hinterlassen. Angesichts seiner früheren Position als führender Minister ist bemerkenswert, dass er als Führer der mecklenburgischen Stände sich entschiedenen gegen den Versuch der Herzöge wandte ihre Macht auszubauen.[1] Bereits 1716 war er in den Reichsfreiherrenstand erhoben worden.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ronald G. Asch: Europäischer Adel in der frühen Neuzeit. Köln, u.a., 2008 S.273

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