Anton Hartmann

Anton Hartmann
Anton Hartmann und Friedrich Mitterwurzer in Wildenbruchs Die Quitzows

Anton Christian Hartmann (* 30. Oktober 1864 in Varel; † 23. Oktober 1912 in Leipzig) war ein deutscher Schauspieler und Theaterdirektor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Schauspieler

Der Sohn eines Juristen wurde von Dr. med. August Münchenberg in Königsberg für die Bühnenlaufbahn ausgebildet. Seine Schauspielerkarriere begann er in Oldenburg, weitere Engagements führten ihn nach Krefeld, Metz, Trier, Kolberg, Chemnitz und Düsseldorf. 1885 kam er ans Stadttheater Kassel und feierte ab 1890 "als gutgewachsener, krauslockiger Brausekopf"[1] in der Rolle des ersten jugendlichen Liebhabers am Stadttheater Leipzig Triumphe. Von 1896 bis 1898 gehörte er der Bühne in Frankfurt am Main an. Er verfügte über ein umfangreiches Repertoire, das die Rollen der alten und neuen Bühnenliteratur im Fach jugendliche und gesetzte Helden umfasste. "Sein Spiel zeigt den verständigen Schauspieler, der es versteht, seine Zuhörer für das Geschick der dargestellten Helden zu interessieren, die er warm und lebendig vorzuführen weiß."[2]

Hofrat Theaterdirektor Anton Hartmann (1864-1912)

Der Theaterdirektor

Nach einem Gastspiel als Königssohn in Elsa Bernsteins Stück Königskinder am Deutschen Volkstheater in Wien übernahm er ab September 1898 zunächst die Direktion des Görlitzer Stadttheaters.

1902 begann Hartmann sein großes Theaterprojekt in Leipzig. Er übernahm das Carola-Theater in der Sophienstraße, das er nach umfangreichen Bau- und Modernisierungsarbeiten am 10. September 1902 unter dem Namen Leipziger Schauspielhaus neu eröffnete. Neben der klassischen Komödie wurde hier vor allem das moderne Schau- und Lustspiel gepflegt.

1904 pachtete Hartmann zusätzlich das Leipziger Central-Theater in der Bosestraße. Diesen am 30. August 1902 als Varieté-Theater eröffneten Gebäudekomplex, in dem außer der Hauptbühne mehrere Festsäle und Restaurants untergebracht waren, bespielte er zunächst mit französischen Gesellschaftsdramen. Er benannte das Haus Theater am Thomasring. Ab 1906 engagierte er Herman Haller als künstlerischen Direktor und betrieb das Haus fortan als reine Operettenbühne unter dem Namen Neues Operettentheater.

Beide Bühnen leitete Hartmann als Direktor zunächst erfolgreich. Durch regelmäßige Gastspiele berühmter Schauspieler und bekannter in- und ausländischer Ensembles konnte er trotz hoher Gagen auch anspruchsvolle Stücke der modernen Dramatik ohne finanzielles Risiko zur Aufführung bringen. Für das Frühjahr 1911 plante Hartmann im Leipziger Schauspielhaus eine Reihe von Sondervorstellungen, für die er die besten deutschsprachigen Schauspieler gewinnen wollte, um seinem Publikum einmalige Theatererlebnisse zu vermitteln. 28 Spitzenkräfte der Berliner, Dresdner, Hamburger und Wiener Bühnen wurden dafür gleichzeitig verpflichtet, neue Bühnendekoration und -technik in Auftrag gegeben. Die Festwoche vom 1. bis 12. April 1911 wurde zum vollen Erfolg. Die Kritik feierte sie als einmaliges Ereignis in der jüngeren Theatergeschichte.

Infolge der gewaltigen psychischen Belastungen erlitt Hartmann jedoch zu einem Nervenzusammenbruch, von dem er sich nicht mehr erholte. Nach einer erfolglosen Kur in Bad Kissingen musste er in eine Nervenheilanstalt eingewiesen werden. In den letzten Monaten vor seinem Tod wurde der beliebte und gefeierte Theatermann von seiner Frau, Julie Fanni Henriette Helene geb. Koch, die ihm drei Kinder geboren hatte, gepflegt. Das Leben Hartmanns resümierte sein Schüler und Freund, der Schauspieler Bernhard Wildenhain, in einer Trauerrede mit folgenden Worten: "Leipzig verdankt ihm neues Leben im Reich der Kunst und damit neue Jugend, die immer wieder geboren wird und niemals stirbt - auch nicht mit ihm! Trübe Schatten haben sich auf den anbrechenden Herbst seines Lebens herabgesenkt - und so stehen wir heute fast im Gefühl wohltuender Erlösung an seiner Bahre, daß ihn Freund Tod, wie wir hier sagen müssen, mit sich nahm - dahin, wo alles Leid ein Ende hat."[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gustav Herrmann: Anton Hartmann - der Freund. In: 25 Jahre Leipziger Schauspielhaus. Leipzig o. J.(1927), S. 5.
  2. Anton Hartmann. In: Ludwig Eisenberg's Großes Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert, Paul-List-Verlag, Leipzig 1903.
  3. Bernhard Wildenhain: Schauspieler sein.., Henschelverlag, Berlin 1958, S. 90f.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hartmann — ist ein deutscher Familienname Herkunft und Bedeutung Hartmann ist ein alter deutscher Vorname. Siehe dazu Hartmann (Vorname). Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O …   Deutsch Wikipedia

  • Hartmann von Werdenberg-Sargans — (* um 1350; † 16. September 1416 auf Schloss Sonnenberg bei Nüziders) war von 1388 bis 1416 Bischof von Chur. Leben Hartmann entstammte dem in der Ostschweiz und im Vorarlberg begüterten Geschlecht der Grafen von Werdenberg Sargans. Er war der… …   Deutsch Wikipedia

  • Anton Friedrich Wilhelm Webern — Anton Webern Anton Webern (* 3. Dezember 1883 in Wien; † 15. September 1945 in Mittersill, Salzburg, Österreich; vollständiger Name: Anton Friedrich Wilhelm von Webern, (das „von“ musste er 1919 aufgrund des Adelsaufhebungsgesetzes vom 3. April… …   Deutsch Wikipedia

  • Anton Friedrich Wilhelm von Webern — Anton Webern Anton Webern (* 3. Dezember 1883 in Wien; † 15. September 1945 in Mittersill, Salzburg, Österreich; vollständiger Name: Anton Friedrich Wilhelm von Webern, (das „von“ musste er 1919 aufgrund des Adelsaufhebungsgesetzes vom 3. April… …   Deutsch Wikipedia

  • Anton von Webern — Anton Webern Anton Webern (* 3. Dezember 1883 in Wien; † 15. September 1945 in Mittersill, Salzburg, Österreich; vollständiger Name: Anton Friedrich Wilhelm von Webern, (das „von“ musste er 1919 aufgrund des Adelsaufhebungsgesetzes vom 3. April… …   Deutsch Wikipedia

  • Anton Carl Hartmann — (1803 ??) was a Norwegian politician.He was elected to the Norwegian Parliament in 1854 and 1857, representing the constituency of Christiansand. He worked as a merchant in that city. [http://www.nsd.uib.no/polsys/index.cfm?urlname=storting lan=… …   Wikipedia

  • Hartmann Schedel — (1440 1514) est un médecin de Nuremberg, connu notamment comme humaniste. Ayant obtenu sa maîtrise à l âge de 23 ans, il étudia ensuite la médecine à l université de Padoue. En Italie, il écrivit une description générale des antiquités d Italie.… …   Wikipédia en Français

  • Hartmann Schedel — (February 13, 1440 ndash; November 28, 1514), was a German physician, humanist and historian, one of the first cartographers to make use of the printing press. He was born in Nuremberg. Matheolus Perusinus served as his tutor. Schedel is best… …   Wikipedia

  • Anton Joseph Kerner — Anton Joseph Kerner, Ritter von Marilaun (* 12. November 1831 in Mautern, Niederösterreich; † 21. Juni 1898 in Wien) war ein österreichischer Botaniker und Universitätsprofessor. Er gilt als einer der Mitbegründer der …   Deutsch Wikipedia

  • Anton Webern — (* 3. Dezember 1883 in Wien; † 15. September 1945 in Mittersill, Salzburg, Österreich; vollständiger Name: Anton Friedrich Wilhelm von Webern; das „von“ musste er 1919 aufgrund des Adelsaufhebungsgesetzes vom 3. April 1919 ablegen) war ein… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”