Ernst von Wildenbruch

Ernst von Wildenbruch
Ernst von Wildenbruch ca. 1885

Ernst von Wildenbruch (* 3. Februar 1845 in Beirut, Libanon; † 15. Januar 1909 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller und Diplomat.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Wildenbruch war der Sohn des preußischen Generalkonsuls in Beirut (Libanon) und späteren Generalleutnants Louis (Ludwig) von Wildenbruch (1803-1874) und dessen erster Ehefrau Ernestine von Langen (1805–1858), Tochter des Generals Ferdinand von Langen und Hofdame der Prinzessin Luise von Preußen, verheiratete Fürstin Radziwill. Sein Vater Louis von Wildenbruch war der illegitime Sohn des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen aus einer seit 1800 andauernden Liaison mit der Magdeburger Beamtentochter Henriette Fromme (1783–nach1828). Beide Kinder aus dieser Liaison, Sohn Louis und Tochter Blanka, erhielten 1810 durch König Friedrich Wilhelm III. den Namen von Wildenbruch und wurden in den preußischen Adelsstand erhoben. Louis von Wildenbruch wuchs als Pflegesohn seines Onkels, Fürst Anton Radziwiłł (1775-1832) und dessen Gemahlin Prinzessin Luise von Preussen (1770-1836) auf, der Schwester des Prinzen Louis Ferdinand. 1837 heiratete Louis von Wildenbruch die Hofdame seiner Pflegemutter und Tante, Ernestine von Langen.

Ernst von Wildenbruch heiratete 1885 Maria Karoline von Weber, eine Enkelin des Komponisten Carl Maria von Weber.

Leben

Nach Aufenthalten in Athen und Konstantinopel ließ sich die Familie 1857 in Berlin nieder, wo Ernst von Wildenbruch das Französische Gymnasium besuchte. 1859 trat er in das königliche Kadettencorps ein, das er 1863 mit dem Offizierspatent beendete. Von 1863 bis 1865 diente er als Leutnant im 1. Garderegiment zu Fuß in Potsdam. Dann quittierte er den aktiven Militärdienst und holte in den folgenden zwei Jahren am Gymnasium von Burg bei Magdeburg sein Abitur nach, um anschließend in Berlin von 1867 bis 1870 Rechtswissenschaften zu studieren. 1866 und 1870/71 nahm er als preußischer Reserveoffizier an den Kriegen gegen Österreich und Frankreich teil. Von 1871 an war er Referendar am Appellationsgericht in Frankfurt (Oder) und legte 1876 sein zweites Staatsexamen ab. 1877 wurde er zunächst für wenige Monate Richter am Amtsgericht Eberswalde und am Stadtgericht von Berlin. Dann erhielt er eine Anstellung in der juristischen Abteilung des Auswärtigen Amtes und wurde 1897 zum Geheimen Legationsrat befördert.

Im Jahr 1907 zog er nach Weimar in eine vom Architekten Paul Schultze-Naumburg entworfene Villa ('Haus Ithaka'), nachdem er bereits seit 1892 regelmäßig mehrere Monate im Jahr in Weimar verbracht hatte.

Leistungen

Denkmal Ernst von Wildenbruch zur Ehre. Sockelinschrift: "Ich kämpfe nicht um anzugreifen sondern um zu verteidigen".

Zu Wildenbruchs Œuvre zählen zahlreiche Balladen, Dramen, Romane und Erzählungen. Er ist ein Hauptvertreter des großen gründerzeitlichen Historiendramas der 1880er Jahre und der nationalistischen Bismarcklyrik der Zeit um 1900.

Sein Nachlass befindet sich im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar und im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin, seine Bibliothek steht als Sonderbestand in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin. Er liegt begraben auf dem Historischen Friedhof in Weimar. Das Grabmal in Form eines dorischen Tempels gestaltete Paul Schultze-Naumburg, die Ausführung besorgte 1909 der Bildhauer Gustav Sachse in Weimar. Die darin befindliche Bronzeplatte mit Sämann schuf der Bildhauer Georg Kolbe (1877−1947) .

Zu Beginn des Weltkrieges (1914) schuf der Bildhauer Richard Engelmann in Weimar ein monumentales Denkmal, welches in der DDR zeitweise entfernt war und heute wieder für die Besucher in unmittelbarer Nähe des Friedhofs sichtbar ist.

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke (in Auswahl)

  • Tiefe Wasser Fünf Erzählungen (1898)
  • Unter der Geißel (Erzählung) (1901)
  • Vionville. Ein Heldenlied in 3 Gesängen (1873)
  • Sedan (1875)
  • Der Meister von Tanagra (1880)
  • Die Karolinger (1881)
  • Der Menonit (1881)
  • Harold (1882)
  • Christoph Marlow (1884)
  • Die Quitzows (1888)
  • Die Haubenlerche (1890)
  • Heinrich und Heinrichs Geschlecht (1896)
  • Das deutsche Drama. Seine Entwicklung und sein gegenwärtiger Stand (1899)
  • Die Rabensteinerin (1907)
  • Gesammelte Werke. Hrsg. v. Berthold Litzmann. 16 Bde. Berlin: Grote 1911-1924
  • Das Hexenlied op.15 Musik: Max Schillings
  • Das edle Blut; Erzählung: Berlin, 1893, Verlag von Freund & Jedel.

Literatur

  • Paul Blumenthal: Erinnerungen an Ernst von Wildenbruch. Verlag der Literarischen Gesellschaft, Frankfurt/Oder 1924.
  • Hanns Martin Elster: Ernst von Wildenbruch. Leben, Werk, Persönlichkeit. Grote, Berlin 1934.
  • Albert Fries: Beobachtungen zu Wildenbruchs Stil und Versbau (Germanische Studien; 10). Kraus Reprint, Nendeln/Liechtenstein 1967 (Nachdruck der Ausgabe Berlin 1920).
  • Torsten Leutert: Ernst von Wildenbruchs historische Dramen (Europäische Hochschulschriften; 1/1902). Lang, Frankfurt/M. 2004, ISBN 3-631-53116-8.
  • Berthold Litzmann: Ernst von Wildenbruch und der nationale Gedanke (Deutsche Reden in schwerer Zeit; 12). Heymann, Berlin 1914.
  • Berthold Litzmann: Ernst von Wildenbruch. Grote, Berlin 1913-16
    • Bd 1: 1845-1885. 1913.
    • Bd 2: 1885-1909. 1916.
  • Anne-Marie Morisse: Die epische Kunst und Kunsttechnik Ernst von Wildenbruchs. Verlag Georgi, Bonn 1912.
  • Ulrich Moritz: Ernst von Wildenbruch. Stiftung Weimarer Klassik, Weimar 1995, ISBN 3-7443-0114-1.
  • Julius Röhr: Wildenbruch als Dramatiker. Kritische Untersuchungen. Duncker, Berlin 1908.
  • Feodora Schlosser: Ernst von Wildenbruch als Kinderpsychologe. Literarpsychologische Studie. Rhenania-Verlag, Bonn 1919.
  • Johannes E. Schmidt (Autor), Rüdiger R. Fock (Hrsg.): Die Französische Domschule und das Französische Gymnasium zu Berlin. Schülererinnerungen 1848-1861. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8300-3478-0.
  • Hans Rudolf Wahl: Die Religion des deutschen Nationalismus. Eine mentalitätsgeschichtliche Studie zur Literatur des Kaiserreichs: Felix Dahn, Ernst von Wildenbruch, Walter Flex (Neue Bremer Beiträge; 12). Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1382-4.

Weblinks


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