Antoniterkloster Eicha

Antoniterkloster Eicha
Herrenhaus des Vorwerks Eicha mit Nebengebäude – vormals Klostergut der Antoniter

Das Antoniterkloster Eicha war ein Kloster des Antoniter-Ordens im Naunhofer Ortsteil Eicha südöstlich von Leipzig und die südlichste Niederlassung von Schloss Lichtenburg, der einzigen Generalpräzeptorei der Antoniter in Kursachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vom Klostergut zum Vorwerk

Darstellung des Vorwerks Eicha (ehemals Klostergut) sowie des benachbarten Ortes Albrechtshain auf einer Karte von 1828 – mit verzeichnet sind die Ziegelei und zwei Lehmgruben

Im Jahre 1454 begann die Errichtung der Marienkapelle. 1490 erfolgte die Gründung des Klosters durch Kurfürst Friedrich den Weisen und im selben Jahr die Übergabe der Kapelle an den Antoniterorden. Die Ausführung der Bauten übernahm Architekt und Baumeister Conrad Pflüger, fertiggestellt wurden sie 1494. Im Jahre 1497 erhielt das Kloster durch Papst Alexander VI. die Approbation.[1][2][3]

1506 erfolgten an Kirche und Kloster umfangreiche Baumaßnahmen. 1512 gelangten die Antoniter in den Besitz der Grundherrschaft des 1443 zum Leibgedinge einer Barbara von Wolframsdorf verschriebenen Albrechtshain, zu der auch Kleinsteinberg zählte.[4] Zudem zählte 1510 die Mahlmühle im südlich gelegenen Erdmannshain zum Klosterbesitz.[5]

Nachdem sich 1523 Auflösungserscheinungen in Eicha und Lichtenburg bemerkbar machten, bot der Eichaer Präzeptor im April 1525 das Gut dem sächsischen Kurfürsten zum Kauf an. Dieser übereignete es im Dezember 1525 nach einer finanziellen Entschädigung des Ordens seinem Obermarschall Hans von Minckwitz, der die Kirche im folgenden Jahr abbrechen ließ.[6] Albert Schiffner bemerkt 1828 im Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen hierzu weitergehend:

„Orgel und Bibliothek des Closters kamen bei dessen Aufhebung an die leipziger Thomaskirche, und den letzten Procurator, Heinr. Ratz, setzte man 1529 als Pastor nach Naunhof.“[7]

1535 erwarb wiederum Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige das Gut. Ab 1815 ging das 1580 als Vorwerk erwähnte und zum Rittergut Pomßen gehörige Gut in Privatbesitz über. Zuerst besaß es Johann Gottfried Dietze sen. und nach dessen Tod 1830 sein Sohn – bis 1847 unter Vormundschaft – Johann Gottfried Dietze jun. bis zum Jahre 1883.[2] August Schumann nennt 1815 im Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen das Vorwerk betreffend:

„Dieses Vorwerk […] war sonst ein Kloster der Antoniter, welches im Jahre 1525 aufgehoben und vom Kurfürsten an die Familie Minkwitz für 9000 Gulden verkauft wurde. Das Vorwerk hat ansehnliche Aecker, schöne Waldungen, gute Schäferei und eine Ziegelbrennerei.“[8]

1890 kaufte Otto Friedrich von Schönburg-Waldenburg das Vorwerk vom Vorbesitzer Karl Gottlieb Weiß. Bis zur Enteignung 1945 blieb es im Besitz des Adelsgeschlechtes.[2] 1952 übernahm die am 6. August des Jahres gegründete Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft „Max Reimann“ die Gebäude.

Zum Tag des offenen Denkmals am 10. September 1995 waren die Gewölbe der Klosterruine erstmals öffentlich zugänglich.[4]
Das Herrenhaus wurde nach der politischen Wende 1990 saniert und befindet sich heute in Privatbesitz.

Wallfahrt

Der „wundertätige“ Altar Beatae Mariae Virginis – nach Auflösung des Klosters in die Kirche des benachbarten Albrechtshain verbracht

Die Anfänge der Wallfahrt liegen vor der Zeit der Fuhrmannslegende von 1454.[9][1] Die wichtigste Quelle zur Eichaer Wallfahrt stellt das Onomastikon des „Pirnischen Mönchs“ von 1530 dar, demzufolge 1454 die „grose kirchfahrt zcu unser liben Frawen“ in Eicha entstanden sei, nachdem einem Fuhrmann, dessen Fuhrwerk im Morast stecken geblieben war, durch die Anrufung Marias Hilfe zuteil wurde, deren Bild er „an einer eichen ersach“.

Die Wallfahrt scheint nach Gründung des Klosters durch den Antoniterorden erfolgreich gefördert worden zu sein. 1509 verzichtete der Merseburger Bischof auf seine Ansprüche an der Kapelle in Eicha und erhielt als Gegenleistung eine Zahlung von 1000 Gulden, was neben anderen Nachrichten über bedeutende Kreditgeschäfte der Eichaer Antoniter für einen starken Besuch der Kapelle spricht. Als Indiz für die Krise dieser Wallfahrt kann der signifikante, nachweisbare Rückgang des Getränkeumsatzes in der Eichaer Gastwirtschaft Ende des Jahres 1522 gewertet werden.[6]

In Martin Luthers Schriften taucht das Kloster erstmals 1525 auf, in einer Zeit also, in der seine Auflösung bereits im Gange beziehungsweise vollzogen war. In seiner Rechtfertigung der evangelischen Haltung zur Bilderverehrung gegen die schwärmerischen Bilderstürmer fungierten die Marienbilder in Eicha, Rötha und Grimmenthal als Musterfälle von Bildverehrung, weshalb zu ihrer Zerstörung durch die Obrigkeit geraten wurde. Über das Aussehen des Marienbildes bietet Luther zwei Versionen: 1529 zum einen als ein „kleines Marienbild auff ein Papier gemalet gewesen“ und andererseits, es habe im Papsttum Säulen gegeben, „darauff sei gestanden und auffgerichtete Bilder […] wie zu unser zeit zur Eichen“, was für ein geschnitztes Gnadenbild sprechen würde. Luther selbst machte jedoch erst nach Ende der Wallfahrt mehrfach in Eicha Station, daher ist fraglich, wie gut er über die hiesigen Verhältnisse informiert war.[10] – Der „wundertätige“ Altar Beatae Mariae Virginis, findet sich heute in der Kirche des benachbarten Albrechtshain.[1]

August Schumann nennt die Wallfahrt betreffend:

„Zur Zeit der Reformation, besonders früher im Mittelalter, war Eicha, eines Marienbildes wegen, ein berühmter Wallfahrtsort. Weil in hiesiger Kirche zuerst evangelisch gepredigt wurde, so wanderten alle Sonntage so viele Personen aus Leipzig hierher, daß Herzog Georg es endlich bei harter Strafe verbieten mußte.“[11]

1530 wurde der lutherische Pfarrer Johann Pfeffinger nach Eicha und Albrechtshain „vom Kurfürsten, Johann, Herzog zu Sachsen, nach dem Kloster Eicha, bey Naunhof, in der Diöces Grimma, befördert […]. Viele aus Leipzig besuchten Pfeffinger’s Vorträge und genossen das Abendmal unter beyderley Gestalt in der Kirche des Klosters Eicha.“[12] 1532 wurde Pfeffinger nach Belgern berufen.

Literatur

  • Uwe Schirmer (Hrsg.): Kloster Eicha – Wallfahrts-, Antoniter, Reformations-, und Ortsgeschichte, Sax Verlag, Beucha 1997, ISBN 978-3-930076-51-2

Weblinks

 Commons: Antoniterkloster Eicha – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c kloster-aktuell.de: Antoniterkloster; abgerufen am 10. Juni 2011
  2. a b c Herrenhaus Eicha auf www.freizeitobjekte.de, abgerufen am 9. Mai 2011
  3. Vgl.: Andreas Tacke (Hrsg.): Ich armer sundiger mensch - Heiligen- und Reliquienkult am Übergang zum konfessionellen Zeitalter, Wallstein Verlag, Göttingen 2006, S. 518
  4. a b Stadt Naunhof: Albrechtshain-Eicha Zeittafel; abgerufen am 10. Juni 2011
  5. Restaurant Mühle Erdmannshain: Die Geschichte unseres Hauses; abgerufen am 10. Juni 2011
  6. a b Vgl.: Andreas Tacke (Hrsg.): Ich armer sundiger mensch - Heiligen- und Reliqiuenkult am Übergang zum konfessionellen Zeitalter, Wallstein Verlag, Göttingen 2006, S. 518–519
  7. Eicha. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 15. Band, Zwickau 1828, S. 510.
  8. Vgl. Eicha, Eiche. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 2. Band, Zwickau 1815, S. 349.
  9. Vgl.
  10. Andreas Tacke (Hrsg.): Ich armer sundiger mensch – Heiligen- und Reliqiuenkult am Übergang zum konfessionellen Zeitalter; Wallstein Verlag, Göttingen 2006; S. 519
  11. Eicha, Eiche. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 2. Band, Zwickau 1815, S. 349 f.
  12. Erdmann Hannibal Albrecht: Sächsische evangelisch-luther’sche Kirchen- und Predigengeschichte, von ihrem Ursprung an die bis auf gegenwärtige Zeiten; Leipzig, 1799; S. 39
51.29548812.569472

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