Arnold Kowalewski

Arnold Kowalewski

Arnold Christian Felix Kowaleswki (* 27. November 1873 in Sallewen, Landkreis Osterode in Ostpreußen; † 1945 in Kirchhain-Doberlug) war ein außerordentlicher Professor für Philosophie in Königsberg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kowalewskis Eltern waren der Lehrer und Preußische Schulrat Leonhard Julius Kowalewski († 1929) und Maria, geb. Pommerening († 1926). Sein Bruder war der Mathematiker Gerhard Kowalewski. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Graudenz studierte er Philosophie, Physik, Mathematik und Philologie in Jena, Berlin, Königsberg und Greifswald.[1] Im Jahr 1897 promovierte er bei Günther Thiele (1841–1910) mit dem Thema „Kritische Analyse von Arthur Colliers Clavis universalis“[2] Im folgenden Jahr ging Kowalewski nach Leipzig zu Wilhelm Wundt zum Studium der experimentellen Psychologie. Hierauf verfasste er als Kritik am Neukantianismus die Schrift „Prodomos einer Kritik der erkenntnistheoretischen Vernunft“, die die Grundlage seiner Habilitation 1899 in Königsberg bildete. In der Folge versuchte er die Metaphysik Arthur Schopenhauers experimentalpsychologisch zu begründen. Im Laufe der Zeit entwickelte er eine kritische Position zu Schopenhauer und näherte sich dem Fiktionalismus von Hans Vaihinger. Im Jahr 1906 hatte er eine Lehrstuhlvertretung in Breslau.

Kowalewski war Teilnehmer des Ersten Weltkrieges. Nach dem Krieg wurde er Mitglied der Freikonservativen Partei. Im Jahr 1920 erhielt Kowalewski einen Lehrauftrag für Religionsphilosophie, mit der er sich in der Folgezeit verstärkt befasste. Als Themen traten dabei Fragen der Ethik und der sozialen Lage in den Vordergrund. 1921 wurde er zum nichtbeamteten ao. Professor ernannt. Daneben war er zeitweise Vorsitzender des Königsberger Ortsvereins der von Vaihinger begründeten Kant-Gesellschaft und trug mit kleineren philologischen Arbeiten zur Kantforschung bei, darunter 1924 die Veröffentlichung der neu aufgefundenen Kolleghefte des Grafen Heinrich zu Dohna-Wundlacken. Darüber hinaus befasste er sich mit Kombinatorik und Farbordnungssystemen.

Kowalewski wurde zum 1. Juni 1933 Mitglied im NSLB (Mitgl. Nr. 241.500), aus dem er am 15. Mai 1939 wieder austrat. Ab 1933 gehörte er zudem dem Bund Deutscher Osten an. 1934 erhielt er auf Betreiben Vaihingers einen Lehrauftrag für ostpreußische Geistesgeschichte. Seine Lehrtätigkeit setzte er auch nach Erreichen der Altersgrenze bis kurz vor Ende des Krieges fort. Anfang 1945 war Kowalewski mit seiner Familie vor der russischen Besetzung Königsbergs zu Freunden nach Kirchhain-Doberlug ausgewichen.

Ein Teil der Bibliothek Kowalewskis wird am Deutschen Literaturarchiv Marbach aufbewahrt. Ein weiterer Teil befindet sich im Kant-Archiv der Universität Marburg.

Schriften

  • Kritische Analyse von Arthur Colliers Clavis universalis, 1897.
  • Prodomos einer Kritik der erkenntnistheoretischen Vernunft, 1898
  • Studien zur Psychologie des Pessimismus, 1904
  • Moltke als Philosoph, 1905
  • Arthur Schopenhauer und seine Weltanschauung, 1908
  • Ansätze zum Fiktionalismus bei Schopenhauer, 1919
  • Die philosophischen Hauptvorlesungen Immanuel Kants. Nach den aufgefundenen Kollegheften des Grafen Heinrich zu Dohna-Wundlacken, 1924
  • Harmonie der sittlichen Werte, 1930
  • Was ich Schopenhauer verdanke. In: Jahrbuch der Schopenhauer-Gesellschaft. Band 25, 1938, S. 42–60
postum
  • Begriff und Bedeutung der immanenten Philosophie. Antrittsvorlesung an der Albertus-Universität zu Königsberg gehalten am 6. März 1899. Hg. von Kowalewski, Sabina Laetitia. St. Georgen/Schwarzwald, Angela Hackbarth 1998
  • Philosophische Aufsätze. Rudolf Euckens Schopenhauer-Auffassung. Über den Wert des Schopenhauerschen Systems. Hrsg. Von Sabina Laetitia Kowalewski, Angela Hackbarth, St. Georgen/ Schwarzwald 1998
  • Die Bedeutung der Kantischen Philosophie. Hrsg. Von Sabina Laetitia Kowalewski, Angela Hackbarth, St. Georgen/ Schwarzwald 1998
  • Spenglers Kantkritik. Hrsg. Von Sabina Laetitia Kowalewski, Angela Hackbarth, St. Georgen/ Schwarzwald 1998
  • Königsberger Vorlesungen 1925–1927. Hrsg. von Sabina Laetitia Kowalewski, Olms, Hildesheim 1999

Literatur

  • G. Kowalewski: Bestand und Wandel. Meine Lebenserinnerungen. Zugleich ein Beitrag zur neueren Geschichte der Mathematik. Oldenbourg, München 1950.
  • Waltraud Voss: Arnold Kowalewski – ein interdisziplinärer Wissenschaftler. In: Michael Toepell (Hrsg.): Mathematik im Wandel. Anregungen zum fachübergreifenden Mathematikunterricht. Band 2. Franzbecker, Hildesheim u. a. 2001, ISBN 3-88120-342-7, S. 426–451 (Mathematikgeschichte und Unterricht 3).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Biographische Angaben weitgehend nach Christian Tilitzki: Die deutsche Universitätsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Akademie, Berlin 2002, S. 67–69
  2. Arthur Collier (1680–1732) war ein in Oxford ausgebildeter Priester der Anglikanischen Kirche und Philosoph. Schriften unter dem Titel Clavis universalis stammen von 1712 und 1713.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kowalewski — ist der Name folgender Personen: Alexander Onufrijewitsch Kowalewski (1840–1901), russischer Embryologe und Zoologe Alexander Kowalewski (1889–1948), polnischer Theaterdirektor Arnold Kowalewski (1873–1945), außerordentlicher Professor für… …   Deutsch Wikipedia

  • Gerhard Kowalewski — Gerhard Waldemar Hermann Kowalewski (* 27. März 1876 in Alt Järshagen, Pommern; † 21. Februar 1950 in Gräfelfing bei München) war ein deutscher Mathematiker.[1] Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veröffentlichungen (Auswahl) …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Graf zu Dohna-Wundlacken — Heinrich Ludwig Adolph Graf zu Dohna Wundlacken (* 16. Mai 1777 in Mohrungen, Ostpreußen[1]; † 20. September 1843) war ein preußischer Offizier und Beamter. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Forsthaus Moditten — Das Forsthaus Moditten, auch Kant Häuschen genannt, war ein Aufenthaltsort von Immanuel Kant. Es befand sich in Moditten, nordwestlich von Königsberg. Abseits vom Forsthaus lag das Häuschen mit fast quadratischem Grundriss. Man betrat das in… …   Deutsch Wikipedia

  • Fiktionalismus — Der Ausdruck Fiktionalismus bezeichnet in der neueren systematischen Philosophie einen Typ antirealistischer Positionen bezüglich bestimmter Objekte. Diese existieren nicht, sondern sind nur fiktiv. Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsbestimmung 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Kant-Häuschen — Forsthaus Moditten Das Forsthaus Moditten, auch Kant Häuschen genannt, war ein Aufenthaltsort von Immanuel Kant. Es befand sich in Moditten, nordwestlich von Königsberg. Abseits vom Forsthaus lag das Häuschen mit fast quadratischem Grundriss. Man …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Kriegsfilmen — Es ist teilweise umstritten, welche Spielfilme als „Kriegsfilme“ gelten können. Wie im Hauptartikel Kriegsfilm dargelegt, gibt es die Auffassung, nur die Thematisierung moderner Kriege rechtfertige das Etikett „Kriegsfilm“. Hiervon abweichend… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Rektoren der Albertus-Universität — Universitätssiegel Der erste Rektor der Albertus Universität in Königsberg (Ostpreußen) war 1544 Georg Sabinus, der Schwiegersohn Philipp Melanchthons. Er führte die Bezeichnung eines Rektors perpertus. Die Grundzüge der Verfassung der Hochschule …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Dortmund — Die folgende Liste beschäftigt sich mit den Persönlichkeiten der Stadt Dortmund. Inhaltsverzeichnis 1 In Dortmund geborene Persönlichkeiten 1.1 13. bis 17. Jahrhundert 1.2 18. Jahrhundert 1.3 …   Deutsch Wikipedia

  • Russisches Reich — (hierzu die Übersichtskarte »Europäisches Rußland« und Spezialkarte »Mittleres Rußland«), ein Kaisertum, das den ganzen Osten Europas, dazu den Norden und einen Teil der Mitte Asiens einnimmt, d.h. ein Sechstel alles festen Bodens auf der Erde,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”