- Gerhard Kowalewski
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Gerhard Waldemar Hermann Kowalewski (* 27. März 1876 in Alt-Järshagen, Pommern; † 21. Februar 1950 in Gräfelfing bei München) war ein deutscher Mathematiker.[1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Seine Eltern waren der Lehrer und Preußische Schulrat Leonhard Julius Kowalewski († 1929) und Maria, geb. Pommerening († 1926). Sein Bruder war der Königsberger Philosophie-Professor, Experimentalpsychologe und Mathematiker Arnold Christian Felix Kowalewski (1873-1945).[2][3]
Die Schulzeit in Löbau in Westpreußen und am Humanistischen Gymnasium in Graudenz konnte er verkürzen und begann im Alter von 17 Jahren an der Universität Königsberg sein Studium der klassischen Philologie, Philosophie und Mathematik (bei David Hilbert, Hermann Minkowski und G. Stäckel) und Astronomie (bei Hermann von Struve und Carl Friedrich Wilhelm Peters). Nach drei Semestern wechselte er nach Greifswald und ab 1896 studierte er in Leipzig bei Sophus Lie und Friedrich Engel.[4] 1898 wurde er mit der Arbeit Über eine Kategorie von Transformationsgruppen einer vierdimensionalen Mannigfaltigkeit zum Dr. phil. promoviert, und im folgenden Jahr habilitierte er in Leipzig. Hier traten er und Heinrich Liebmann als Privatdozenten in den Lehrkörper ein.[5][6]
1901 wurde er a.o. Professor an der Universität Greifswald und 1904 bis 1909 an der Universität Bonn. Daneben übernahm er an der Kölner Handelsschule einen Lehrauftrag in Versicherungsmathematik. 1909 wurde er an die Deutsche TH Prag berufen und 1912 an die Deutsche Universität Prag.
Als er 1920 zur TH Dresden wechselte, nahm er seine beiden besten Schüler Amélie Weizsäcker und Josef Fuhrich mit. Auf seine Initiative wurde hier das Mathematische Kolloquium begründet, dem er mit Max Otto Lagally (1881–1945[7]) und Walter Ludwig (1876–1946[8]) vorstand. Zu seinen Schülern zählten William Threlfall, Herbert Seifert, Hilmar Wendt (1913–2002), Alfred Kneschke[9] und viele Lehrer der mathematisch-naturwissenschaftlichen Richtung an höheren Schulen. Er engagierte sich für die Frauenförderung an der Hochschule. Als er 1935 als Rektor eingesetzt wurde, fiel er rasch „in Ungnade“ und wurde vor Ablauf der zweijährigen Amtszeit bereits im Februar 1937 abgelöst und „auf eigenen Wunsch“ durch den Reichserziehungsminister beurlaubt.[10] 1938 wurde gegen ihn ein Verfahren „wegen Untreue“ eingeleitet, aus dem er letztlich aber straffrei hervorging.[11]
Nachdem er in Dresden suspendiert war, übernahm er 1939 wieder ein Ordinariat an der Deutschen Universität Prag, das er 1945 bei Kriegsende verlor. 1946 flüchtete er nach München, wo er Lehraufträge an der TH München und Philosophisch-Theologischen Hochschule Regensburg übernahm.
Er forschte auf den Gebieten der Theorie der Transformationsgruppen und der natürlichen Geometrie. Die Bezeichnung natürliche Gleichung (und natürliche Geometrie) geht auf ihn zurück.[12] Er war Mitglied der Böhmischen und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und Träger des Lobatschewski-Diploms.
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Newtons Abhandlung über die Quadratur der Kurven. (1704); Übersetzung aus dem Lateinischen; 1908
- Vorlesungen über natürliche Geometrie [1]; Ernesto Cesàro
- Über Bolzanos Nichtdifferenzierbare Stetige Funktion; [2]
- Große Mathematiker: Eine Wanderung durch die Geschichte der Mathematik vom Altertum bis zur Neuzeit. J. F. Lehmanns, München u. Berlin 1937
- Bestand und Wandel. Meine Lebenserinnerungen zugleich ein Beitrag zur neueren Geschichte der Mathematik; München, Oldenburg-Verlag 1950
Einzelnachweise
- ↑ NDB
- ↑ http://www.zeno.org/Eisler-1912/A/Kowalewski,+Arnold
- ↑ Roswitha Grassl, Peter Richart-Willmes: Denken in seiner Zeit: ein Personenglossar zum Umfeld Richard Hönigswalds; S. 66
- ↑ http://www.heldermann-verlag.de/jlt/jlt02/FRITPL.PDF
- ↑ Vorlesungsverzeichnisse der Universität Leipzig; WS 1899 bis SS 1901
- ↑ http://www.math.uni-leipzig.de/preprint/2007/p1-2007.pdf
- ↑ http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/zentrale_einrichtungen/ua/navpoints/archiv/bestaende/nachlaesse#Lagally,%20Max
- ↑ http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/zentrale_einrichtungen/ua/navpoints/archiv/doku/vdr#Ludwig
- ↑ http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/zentrale_einrichtungen/ua/navpoints/archiv/alumni/alumni_projekt
- ↑ http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/zentrale_einrichtungen/ua/navpoints/archiv/doku/vdr#Kowalewski
- ↑ http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/verwaltung/dezernat_5/sachgebiet_5_7/Sonderausgaben/mathematiker.pdf
- ↑ http://page.mi.fu-berlin.de/sfroehli/ss2007/vorlesung02.pdf
Weblinks
- Literatur von und über Gerhard Kowalewski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Übersicht der Lehrveranstaltungen von Gerhard Kowalewski an der Universität Leipzig (Wintersemester 1899 bis Wintersemester 1901)
- Photo bei TU-Dresden
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