Ninḫursanga

Ninḫursanga
Ninḫursanga(rechts) und Šulpa’e am Baum des Lebens, 2. Jahrtausend v. Chr., aus Susa

Ninḫursanga (Herrin der steinigen Einöde auch Ninhursag, Ninhursaja, Ninmaḫ, Nintu, Mami manchmal auch Ninlil, Damkina und die akkadische Aruru) ist eine sumerische Gebirgs - und Muttergöttin. Sie ist eine der führenden weiblichen Götter und wird auch mit dem Epitheton „Mutter der Götter“ benannt. In ihrer Funktion als Göttin der Gebärenden wird sie auch als „Mutter aller Kinder“ bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Genealogie

In altbabylonischer Zeit wird sie mit Ninlil der Frau von Enlil gleichgesetzt und gilt als Mutter des Kriegs- und Fruchtbarkeitsgottes Ninurta sowie des Mondgottes Nanna. In ihrer Funktion als „Mutter aller Götter“ wird sie mit Ki gleichgesetzt und ist damit die Frau des Gottes An. In dem Mythos Enuma Eliš wird sie als die Mutter Marduks und somit als Damkina[1] identifiziert und im Mythos Enki und Ninhursaja ist sie die Frau von Enki und zeugt mit ihm weitere Götter.[2] In Nippur und Susa wurde sie als Frau von Šulpa’e, dem Gott der wilden Tiere, verehrt und ist damit als Herrin der Einöde auch für die wilden wie gezähmten Tiere des Feldes zuständig.

Geschichte

Ihre Hauptheiligtümer lagen in den Städten Kiš, Lagaš und Tell Ubaid. Viele mesopotamischen Herrscher wie Eannatum, Entemena, Uruinimgina und Nebukadnezar I bezeichneten sich als Liebhaber oder Kinder von Ninḫursanga und bauten ihr zu Ehren Tempel.

Funktion

Ihre Funktion änderte sich im Laufe der Zeit. Teilweise übernahm sie die Funktion anderer, weniger populären Göttinnen oder wurde mit diesen gleichgesetzt, je nachdem, wie die Machtstrukturen ihrer Hauptheiligtümer sich veränderten.

Mythen

Enki und Ninhursaja

Enki möchte unbedingt einen männlichen Nachfolger, jedoch schenkt ihm seine Frau Ninhursaja nur die Tochter Ninisiga, die Göttin des Neumondes. Daraufhin schwängert er seine Tochter, die ihm die Tochter Ninkur gebärt, die Herrin des Hochlandes. Da Enki immer noch keinen Sohn hat, schwängert er nun seine Enkelin Ninkur und diese gebiert ihm Uttu, die Göttin des Flachses und der Webkunst. Ninhursaja ist das Ganze mittlerweile zu viel. Sie berät Uttu, wie sie den Avancen von Enki widerstehen könne. Doch Enki verkleidet sich in einen gutaussehenden Gärtner und schafft es so Uttu doch zu begatten. Als Uttu den Betrug bemerkt, fleht sie zu Ninhursanga um Hilfe. Diese entfernt den Samen Enkis und wirft ihn auf den Boden. Daraus entstehen acht Pflanzen, die Ninhursaja Enki zum Essen vorsetzt. Daraufhin erkrankt Enki schwer. Die Anunna jedoch sehen das mit Sorge und Enlil schafft es Ninhursaja zu überreden Enki zu helfen. Ninhursaja setzt sich darauf hin auf Enki, nimmt die Samen in sich auf und gebärt daraus die Götter: Abu, Ninsikila, Ninkatu, Ninkasi, Nanše, Azimua, Ninti und Ensag.

Enki und Ninmah

Enki und Ninmah machen einen Wettstreit, wer die besseren Menschen schaffen könne. Doch Ninmah erschafft daraufhin verschiedene Menschen mit Behinderungen. Enki gibt allen jedoch eine Aufgabe in der Gesellschaft. Daraufhin dreht Enki den Spieß um und erschafft seinerseits das Wesen Umuul, mit dem Ninmah nichts anzufangen weiß, da es eine nicht lebensfäige Fehlgeburt ist. Sie muss sich Enki daher geschlagen geben[3].

Ninurta und Ninlil/Ninhursag

Als Ninurta den Dämon Asag besiegt hatte, schuf er einen gewaltigen Damm, der den Tigris daran hinderte ostwärts zu fließen. Daraufhin wurde das Land fruchtbar und strotzte nur so von Früchten und Getreide und alle Götter lobten Ninurta. Seine Mutter Ninlil jedoch will ihm persönlich gratulieren und folgt ihm in das Gebirge. Beeindruckt von soviel Mutterliebe vermacht er ihr das Gebirge und die Einöde, die er gerade dem Dämon Asag abgenommen hat. Er tauft seine Mutter daher von Ninlil, der Herrin der Luft zu Ninhursag, der Herrin der steinigen Einöde, um.

Siehe auch

Ninmaḫ und der Wettstreit mit Enki

Literatur

  • Otto E. Dietz: Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie. Berlin/New York 2005
  • Helmut Freydank u.a.: Lexikon Alter Orient. Ägypten * Indien * China * Vorderasien. VMA-Verlag, Wiesbaden 1997, ISBN 3-928127-40-3.
  • Brigitte Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes. Kulte, Mythen, Epen. Artemis & Winkler, Stuttgart 2004, ISBN 3-7608-2306-8.
  • Gwendolyn Leick: A Dictionary of Ancient Near Eastern Mythology. New York 1998.
  • W. Römer, in: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Teil 3. Mythen und Epen. Gütersloher Verl.-Haus Mohn, Gütersloh 1993, ISBN 3-579-00074-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gwendolyn Leick: A Dictionary of Ancient Near Eastern Mythology. S. 28.
  2. Gwendolyn Leick: A Dictionary of Ancient Near Eastern Mythology. S. 132.
  3. W. Römer, in: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. 3.

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