Erasmus Spiegel

Erasmus Spiegel
Epitaph des Asmus Spiegel in der Kirche zu Gruna

Erasmus Spiegel (genannt Asmus Spiegel; * um 1500; † 28. Januar 1551) war Kursächsischer Rat, Hofmarschall und Amt-Hauptmann zu Wittenberg, Kirchenvisitator, Obrist und 1547 Kommandant im Schmalkaldischen Krieg.

Leben und Wirken

Erasmus Spiegel entstammte dem alten sächsischen Adelsgeschlecht derer von Spiegel mit Stammsitz zu Gruna. Er trat frühzeitig in den Dienst des kursächsischen Hofes, stieg dann zum kurfürstlichen Rat auf und wurde für verschiedene Missionen der Landesregierung eingesetzt. Bereits 1533 wurde er mit Georg Spalatin und Joseph Levin von Metzsch (1507–1571), im kurfürstlichem Auftrag als Kirchen- und Schulvisitator in Meissen und im Vogtland tätig, um die Umsetzung der Reformation auch in den Landgemeinden sicherzustellen. Seine Zuverlässigkeit sicherte ihm einen raschen Aufstieg am Hofe Johann Friedrichs des Großmütigen. Bereits im Jahre 1535 zählte er zu den Spitzenverdienern bei Hofe, neben regulären und zahlreichen außerordentlichen finanziellen Zuwendungen erhielt er auch weitere einträgliche und einflussreiche Ämter, sowie kurfürstliche Stipendien für seine Söhne. So wurde er 1538 mit dem bedeutenden Amt des Hofmarschalls ausgestattet und 1542, an der Seite des Bernhard von Hirschfeld, einer der Befehlshaber des kursächsischen Landkreises Torgau. Schließlich 1543 erhielt er die zentrale Position des Amthauptmanns der Residenzstadt Wittenberg, mit der auch der Vorsitz über das Wittenberger Hofgericht verbunden war. Als solcher war Spiegel nicht nur für die Sicherheit der Stadt, so etwa für Instandsetzung und Ausbau der Festungsanlage verantwortlich, sondern war auch mit den Angelegenheiten der Universität Wittenberg, an der seine Söhne studierten, betraut. So musste er etwa während der Studentenrevolten von 1543 über die Rädelsführer zu Gericht sitzen oder hatte während des Schmalkalischen Krieges die Korrespondenz der Wittenberger Professoren zu kontrollieren.

Mit den Wittenberger Reformatoren war Spiegel nicht erst seit der Übernahme der Hauptmannschaft bestens vertraut. Bereits 1533 schätzte ihn Justus Jonas d. Ä. als zuverlässigen Vertauensmann, und Georg Spalatin, an dessen Seite Spiegel wiederholt als Visitator tätig wurde, nannte ihn "seinen lieben freundt". Ein enges Verhältnis entwickelte Spiegel insbesondere auch zu Martin Luther und seiner Gemahlin Katharina von Bora. Überliefert ist für das Jahr 1538 eine Einladung Luthers und anderer Reformatoren im Hause Spiegels in Gruna. An das Gastmahl schloss sich damals eine Hasenjagd an, bei der sich der gejagte Hase in Luft aufgelöst haben soll - für Luther, der bekanntlich gern nach satanischen Versuchungen und Umtrieben Ausschau hielt, eine willkommene Gelegenheit, eine Teufelserscheinung auszumachen. Bekannt ist diese Episode aus Luthers uns Spiegels Leben nicht zuletzt auch deshalb, weil sie späterhin mit der Faust-Legende verquickt wurde. Im Jahr 1540 bedankt sich Luther in einem Brief an Spiegel über das "geschencke des wildprets", und wenig später, nachdem Luther mit den kursächsischen Juristen in Konflikt geraten war, wurde Spiegel gemeinsam mit Burgenhagen als Streitschlichter tätig. Als Luther im Januar 1546 auf einer Reise nach Eisfeld verstarb, erwies Spiegel dem großen Reformator die letzte Ehre, indem er dessen Trauerzug von Bitterfeld bis Wittenberg begleitete. Katharina von Bora, Luthers hinterbliebene Witwe, die der Tod ihres Gatten in eine prekäre Finanzsituation brachte, vertraute sich ihrem Bruder Hans von Bora und Asmus Spiegel als Vormündern an, die die Angelegenheiten Boras und ihrer Kinder regelten und sich deren Güterverwaltung annahmen.

Signatur: Asmus Spiegel zu Grunaw

Literatur

  • Grosses vollständiges Universal-Lexikon aller Wissenschaften, Band 38, 1743, Seite 1588
  • Johann Friedrich der Mittlere, Herzog zu Sachsen: Ein Beitrag zur Geschichte des sechszehnten Jahrhunderts, Band 2, 1858, Seite 160
  • D. Martin Luthers Tischreden oder Colloquia, 1846, Seite 27
  • Wie Luther Kirchenzucht übte, 1958, Seite 17
  • Luthers Werke in Auswahl, 1967
  • Katharina Luther geborene von Bora, 1854, Seite 99

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Spiegel (Familienname) — Spiegel ist ein deutschsprachiger Familienname. Adelshäuser Herren von Spiegel zum Desenberg und Spiegel zu Peckelsheim, Uradel in Westfalen, siehe Spiegel (westfälisches Adelsgeschlecht) Familie von Spiegel, Uradel in Sachsen und Schlesien,… …   Deutsch Wikipedia

  • Spiegel (sächsisches Adelsgeschlecht) — Wappen der Familie von Spiegel Die Familie von Spiegel ist ein altes meißnisches Adelsgeschlecht. Es gibt in Deutschland verschiedene Familien von Spiegel, vgl. auch Spiegel (westfälisches Adelsgeschlecht). Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Erasmus Schmidt (Philologe) — Erasmus Schmidt Erasmus Schmidt (auch: Schmid, Schmied; * 17. April 1570 in Delitzsch; † 4. September 1637 in Wittenberg) war ein deutscher Philologe und Mathematiker. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Spiegel — Ein Spiegel ist eine reflektierende Fläche – glatt genug, dass reflektiertes Licht nach dem Reflexionsgesetz seine Parallelität behält und somit ein Abbild entstehen kann. Die Rauheit der Spiegelfläche muss dafür kleiner sein als etwa die halbe… …   Deutsch Wikipedia

  • Spiegel (Literatur) — Eike von Repgow aus dem Oldenburger Sachsenspiegel (14. Jh.) Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Geschichte …   Deutsch Wikipedia

  • Jeremias Spiegel — (auch: Spigel, Spigelius, Longosalissanus; * 17. April 1589 in Langensalza; † 15. September 1637 in Kemberg) war ein deutscher lutherischer Theologe und Rhetoriker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Daniel-Erasmus Khan — (* 1961) ist Professor für Völkerrecht an der Universität der Bundeswehr München und lehrt an der Hochschule für Politik München. Daneben ist er als Landesbeauftrager für die Genfer Konventionen Mitglied des Vorstandes des Bayerischen Roten… …   Deutsch Wikipedia

  • Adagia — Erasmus von Rotterdam Die Adagia (lateinisch: Collectanea adagiorum) sind eine Sammlung und Kommentierung antiker Sprichworte, Redewendungen und Redensarten des Humanisten Erasmus von Rotterdam. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Priesterkind — Als Priesterkind (Priestersohn bzw. Priestertochter) wird im allgemeinen und religionswissenschaftlichen Diskurs ein Kind bezeichnet, von dem zumindest ein Elternteil ein Priester ist. Da einige Konfessionen und religiösen Gruppierungen… …   Deutsch Wikipedia

  • Gott strafe England — Geflügelte Worte   A B C D E F G H I J K L M N O …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”