Atosiban

Atosiban
Strukturformel
Strukturformel von Atosiban
Allgemeines
Freiname Atosiban
Andere Namen
  • 1-(3-Sulfanylpropionyl)-2-(4-ethoxyphenyl -D-alanyl)-4-L-threonin-8-L<(small>-ornithinoxytocin (IUPAC)
  • Atosibanum (Latein)
Summenformel C43H67N11O12S2
CAS-Nummer 90779-69-4
PubChem 68613
ATC-Code

G02CX01

Kurzbeschreibung

Feststoff[1]

Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Tokolytika

Wirkmechanismus

Oxytocin-Antagonist

Verschreibungspflichtig: ja
Eigenschaften
Molare Masse 994,19 g·mol−1
Löslichkeit

in Wasser ≤100 mg/mL bei 20°C [1]

Sicherheitshinweise
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [1]
Keine Einstufung verfügbar
R- und S-Sätze R: siehe oben
S: siehe oben
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Atosiban (Handelsname Tractocile® ; Hersteller Ferring) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Tokolytika, der zur Unterdrückung der Wehentätigkeit (Tokolyse) eingesetzt wird. Er ist damit eine Alternative zu Fenoterol und Nifedipin.

Inhaltsverzeichnis

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete (Indikationen)

Der Wirkstoff Atosiban ist indiziert zur Hinauszögerung einer drohenden Frühgeburt bei Schwangeren, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

  • Regelmäßige Uterus-Kontraktionen mit einer Dauer von mindestens 30 Sekunden und einer Häufigkeit von ≥ 4 pro 30 Minuten.
  • Öffnung des Muttermunds auf eine Weite von 1–3 cm (0–3 bei Erstgebärenden) und Cervixverstreichung ≥ 50 %.
  • Alter ≥ 18 Jahre.
  • Schwangerschaft in der 24.–33. abgeschlossenen Schwangerschaftswoche.
  • Normale Herzfrequenz des Fetus.[2]

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

Der Wirkstoff darf nicht bei Patientinnen angewendet werden, die möglicherweise überempfindlich (allergisch) gegen Atosiban sind. Bei Frauen vor der 24. beziehungsweise nach der 33. Schwangerschaftswoche oder Frauen mit einem vorzeitigem Blasensprung, Blutung aus der Gebärmutter, Eklampsie (gefährliche Erkrankung am Ende der Schwangerschaft, die durch Toxine im Blut verursacht wird), Präeklampsie (Erkrankung, die zu Eklampsie führen kann) oder Problemen mit der Plazenta darf Atosiban ebenfalls nicht angewendet werden.[2]

Pharmakologische Eigenschaften

Wirkungsmechanismus (Pharmakodynamik)

Atosiban ist ein kompetitiver Antagonist am Oxytocinrezeptor. Die Potenz von Atosiban am humanen Oxytocinrezeptor ist geringer als die von Oxytocin, und es ist nicht selektiv. Nach Bindung wird die Kontraktionsfrequenz und der Tonus der Uterusmuskulatur gesenkt, woraus eine Unterdrückung der Wehentätigkeit resultiert. Atosiban bindet mit größerer Affinität an den humanen Vasopressin-V1a-Rezeptor, an dem es die Wirkung von Vasopressin hemmt.[3] Atosiban wirkt damit der Wehentätigkeit entgegen und sorgt für eine Ruhigstellung des Uterus. Bei vergleichenden Studien mit β-Sympathomimetika zeigte Atosiban vergleichbare Wirkung, wobei kardiovaskuläre Effekte nicht beobachtet wurden. Mit der empfohlenen Dosierung kann eine Ruhigstellung für bis zu 12 Stunden erreicht werden.[2][4]

Chemisch-pharmazeutische Informationen

Atosiban ist der Internationale Freinamen (INN) für 1-(3-Mercaptopropionyl)-2-(d-4-ethoxyphenylalanyl)-4-l-threonin-8-l-ornithin-oxytocin, ein synthetisches Strukturanalogon des körpereigenen Neuropeptids Oxytocin, und wird parenteral als Atosibanacetat verabreicht.

Einzelnachweise

  1. a b c Datenblatt Atosiban bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 15. Juni 2011.
  2. a b c Tractocile:Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels, Stand: 19. Mai 2009 auf der Website der Europäischen Arzneimittelagentur EMEA (PDF, 257 kB), Abgerufen am 30. August 2009.
  3. W. Forth, D. Henschler, W. Rummel: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 9. Auflage. URBAN & FISCHER, München 2005, ISBN 3-437-42521-8.
  4. Papatsonis D, Flenady V, Cole S, Liley H: Oxytocin receptor antagonists for inhibiting preterm labour. In: Cochrane database of systematic reviews (Online). Nr. 3, 2005, S. CD004452. doi:10.1002/14651858.CD004452.pub2. PMID 16034931.
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