August Pieper (Theologe)

August Pieper (Theologe)
Dr. August Pieper

August Pieper (* 14. März 1866 in Eversberg (heute Stadtteil von Meschede); † 25. September 1942 in Paderborn) war ein deutscher Theologe und Verbandsvorsitzender des Volksvereins für das katholische Deutschland.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Pieper wurde als das erste von dreizehn Kindern einer Ackerbürgerfamilie geboren. Nach dem Studium legte er in Rom eine Doppelpromotion in Theologie und Philosophie ab. Seit 1890 widmete er sich in Bochum als Kaplan vor allem der Seelsorge der Arbeiterbevölkerung. Er wurde Mitarbeiter von Franz Hitze in dessen Volksverein für das katholische Deutschland. Als dessen Leiter baute er die Organisation in der Verbandszentrale in Mönchengladbach aus. Es entstanden unter anderem eine Druckerei und ein Verlag. Unter seiner Leitung entwickelte sich der Volksverein bis 1914 zur größten katholischen sozialen Organisation der Welt mit über 800.000 Mitgliedern.

Betrieb der Verein anfangs vor allem antisozialdemokratische Propaganda, setzte er sich unter Leitung von Pieper immer mehr für die Gleichberechtigung der Arbeiter ein und wurde im katholischen Milieu zu einem Befürworter praktischer sozialer Arbeit. In diesem Zusammenhang setzte er sich gegen heftige Widerstände im sogenannten Gewerkschaftsstreit für die Christlichen Gewerkschaften ein. Zur praktischen Arbeit der Organisation gehörte die Verbreitung volkswissenschaftlicher und anderer Kenntnisse in Broschüren und Lehrgängen. Zahlreiche Funktionäre der christlichen Gewerkschaften wie Jakob Kaiser oder Karl Arnold verdankten dem Verein grundlegende Kenntnisse.

Pieper vertrat von 1906 bis 1918 den Wahlkreis Köln-Land für die Zentrumspartei im preußischen Abgeordnetenhaus und von 1907 bis 1918 den Wahlkreis Krefeld im deutschen Reichstag.[2]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde für Pieper die Pflege religiös-sittlicher Kräfte als Tragpfeiler einer neuen Staats- und Wirtschaftsordnung wichtiger. Aus diesem und anderen Gründen trat er bereits 1918 als Generaldirektor des Volksvereins zurück. Dies spiegelte sich auch in der Arbeit des Volksvereins wider. Bereits in den zwanziger Jahren verlor dieser an Bedeutung und wurde nach 1933 von den Nationalsozialisten zerschlagen. Pieper versuchte noch als Autor eines katholischen Wochenblatts in Paderborn für den sozialen Katholizismus zu wirken und starb vereinsamt 1942.

Schriften (Auswahl)

  • Volksbildungsbestrebungen – Ihre Notwendigkeit u. ihre Mittel. Mönchengladbach, 1899.
  • Sociale Conferenzen unter dem Klerus – Ihre Organisation u. Thätigkeit; Mit e. Anh.: Empfehlenswerte Schriften f. Präsides u. sociale Unterrichtskurse in Arbeiter- u. Gesellenvereinen. Mönchengladbach, 1902
  • Dienstbotenfrage und Dienstbotenvereine. Mönchengladbach, 1908.
  • Demokratische Forderungen und deutsche Freiheit. Mönchengladbach, 1918.
  • Von der Arbeiterbewegung zum Arbeiterstande. Mönchengladbach, 1920.
  • Der deutsche Volksstaat und die Formdemokratie. Mönchengladbach, 1923
  • Der Staatsgedanke der deutschen Nation. Mönchengladbach, 1929

Einzelnachweise

  1. vergleiche Kurzbiographie in: Bureau des Reichstags (Hrsg.): Reichstags-Handbuch. Zwölfte Legislaturperiode. Abgeschlossen am 3. April 1907. Berlin: Norddeutsche Druckerei und Verlagsanstalt, S. 340, Bild auf Seite 479
  2. Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Statistik der Reichstagswahlen von 1907. Berlin: Verlag von Puttkammer & Mühlbrecht, 1907, S. 88 (Sonderveröffentlichung zu den Vierteljahresheften zur Statistik des Deutschen Reiches) – Fritz Specht / Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1907. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. durch einen Anhang ergänzte Auflage. Nachtrag. Die Reichstagswahl von 1907 (12. Legislaturperiode). Berlin: Verlag Carl Heymann, 1908, S. 49 - Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Die Reichstagswahlen von 1912. Heft 2. Berlin: Verlag von Puttkammer & Mühlbrecht, 1913, S. 94 (Statistik des Deutschen Reichs, Bd. 250)

Literatur

  • Gunnar Anger: August Pieper (Theologe). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 22, Nordhausen 2003, ISBN 3-88309-133-2, Sp. 1082–1092.
  • Thomas Dahmen: August Pieper – ein katholischer Sozialpolitiker im Kaiserreich. Lauf a.d. Pegnitz, 2000. ISBN 3-931070-19-0
  • Wilfried Loth: Der Volksverein für das katholische Deutschland. In: Jochen-Christoph Kaiser/Wilfried Loth (Hrsg.): Soziale Reform im Kaiserreich. Protestantismus, Katholizismus und Sozialpolitik. Stuttgart, 1997. S. 142–154.
  • Wilhelm Schulte: Westfälische Köpfe. Münster 1977. S. 245f. ISBN 3-402-05700-X
  • Hermann Kersting: Prälat Dr. Dr. August Pieper. In: Sauerland 2/2006 S. 74f.

Weblinks


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