Bahnhof Apolda

Bahnhof Apolda
Bahnhof Apolda
Das Empfangsgebäude
Das Empfangsgebäude
Daten
Kategorie 5
Betriebsart Durchgangsbahnhof
Bahnsteiggleise 3
Abkürzung UAP
Eröffnung 1. April 1890
Profil auf Bahnhof.de Nr. 166
Architektonische Daten
Baustil Neurenaissance
Architekt Schmandt
Lage
Stadt Apolda
Land Thüringen
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 1′ 50″ N, 11° 31′ 34″ O51.03055555555611.526111111111Koordinaten: 51° 1′ 50″ N, 11° 31′ 34″ O
Eisenbahnstrecken
Bahnhöfe in Thüringen

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Der Bahnhof Apolda ist ein Durchgangsbahnhof an der Strecke Halle (Saale) Hbf–Bebra in der mittelthüringischen Kreisstadt Apolda. Er wurde am 1. April 1890 eröffnet und wird in der Bahnhofskategorisierung der Deutschen Bahn unter der Bahnhofskategorie 5 eingestuft.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Bahnhof liegt am Rand des Stadtteils Heusdorf am nordöstlichen Ende der Bahnhofstraße. Das Gelände wird im Süden und im Westen durch die Bahnhofstraße sowie im Norden durch die Sulzaer Straße begrenzt. Im Norden des Durchgangsbahnhofs liegt das ehemalige Gleisfeld sowie im Osten und Westen die Bahnhofsvorfelder. Die Entfernung zum Stadtzentrum beträgt ungefähr 1 Kilometer. Der Bahnhof Apolda liegt am Streckenkilometer 71,68.

Geschichte des Bahnhofs

Das Bahnhofsgebäude von 1846

Es ist nicht genau bekannt, wann der erste Bahnhof in Apolda gebaut und eingeweiht wurde. Das Gebäude war zweigeschossig und dem Klassizismus zuzuordnen. Es befanden sich verschiedene Warteräume für die 1., 2. und 3. Klasse im Bahnhof sowie zwei Restaurants, ein Fahrkartenschalter, ein Telegraphen- und ein Gepäckbüro. Vor dem Bau des Stellwerks waren außerdem Räumlichkeiten für signaltechnische Anlagen dort untergebracht. Im Obergeschoss gab es eine Wohnung für den Bahnhofsvorsteher sowie andere Räume für das Personal der Eisenbahn.

Das Bahnhofsgebäude von 1890

Straßenansicht des Empfangsgebäudes

Der Bahnhof Apolda wurde in der Nacht vom 24. zum 25. September 1884 durch ein großes Feuer zerstört. Über diesen Brand berichtete das „Apoldaer Tageblatt“ am 26. September 1884:

„Das Stationsgebäude unseres Bahnhofes steht als Ruine da. Gegen 4.00 Uhr wurde unsere Feuerwehr alarmiert, ‚der Bahnhof brennt!‘ war das Alarmzeichen. Kurz nach 4.00 Uhr war die erste Spritze zur Stelle, die ihre Tätigkeit an der Nordseite des brennenden Stationsgebäudes beginnen musste. 3.45 Uhr fertigte der diensthabende Stationsvorsteher noch einen Güterzug ab, kaum die Gefahr des Brandes bemerkt und um 4.00 Uhr stand bereits die Nordseite des Gebäudes in vollen Flammen. Nach wenigen Minuten brannte der Dachstuhl in seiner ganzen Ausdehnung und die Aufgabe der Feuerwehr konnte nur sein, das Feuer auf den Dachstuhl des ganzen Gebäudes zu beschränken. Die Landspritze kam gegen 4.15 Uhr in Aktion und alles Material, was der hiesigen Stadt an Löschapparaten zur Verfügung steht, war kurz darauf auch Stelle, trotzdem gelang es nicht, das Gebäude in soweit zu retten, dass die erste Etage und die Parterrelokalitäten verschont blieben, das Feuer griff mit solcher Heftigkeit um sich, dass selbst die Parterrelokalitäten durch die herunterstürzenden brennenden Balken nach der Nordseite hin, in welcher sich die Restaurationslokalitäten befinden, vollständig zerstört wurden. Verschont blieben von den ganzen Gebäuden nur das Billet-, Telegraphen- und Gepäckbüro, in soweit wenigstens, als das Feuer nicht direkt auf diese Lokale einwirken konnte. Man nimmt an, dass der Brand schon vor 3.00 Uhr morgens entstanden ist, wunderbar ist allerdings, dass an dieser Stelle, wo der Dienst einen Teil des Beamtenpersonals die ganze Nacht hindurch wach hält, wo man die Gefahr nicht rechtzeitig ahnen konnte.“

Des Weiteren schrieb das „Thüringer Tageblatt“ am 27. September 1884:

„Unser Bahnhof bietet heute ein Bild der Verwüstung. Das Stationsgebäude ist total niedergebrannt, die Südseite desselben, die man gestern noch zu retten glaubte, ist ebenfalls vollkommen zerstört, sodass nur noch die Umfassungsmauern stehen geblieben sind.“

Daraufhin beabsichtigte die Königliche Eisenbahndirektion Erfurt, auf der stadtwärtigen Seite des Bahngeländes eine Baracke zu errichten, um dort verschiedene Büros und gastronomische Einrichtungen unterzubringen. Diese Fachwerk-Baracke stammte aus Roßlau, welches heute zu Dessau-Roßlau gehört und in Sachsen-Anhalt liegt. Vom dortigen Bahngelände wurde ein provisorischer Bau abgetragen und in Apolda neu aufgebaut. Diese vorübergehende Bahnhofsbau, welcher sich zwischen heutigem Bahnhof und Güterbahnhof befand, wurde am Sonntag, den 14. Dezember 1884, in Betrieb genommen. Erst zwei Jahre später wurde von der Königlichen Eisenbahndirektion Erfurt ein Entwurf für ein neues Bahnhofsgebäude vorgelegt. Dieser Handlung waren zahlreiche Mahnungen und Beschwerden von Bürgern und Gewerbetreibenden vorausgegangen, die die schlechte Anbindung an das Eisenbahnnetz nicht länger hinnehmen wollten. Weitere drei Jahre später begann man am 4. Februar 1889 mit dem Neubau des Gebäudes auf den Grundmauern des alten, abgebrannten Bahnhofs. Bereits am 12. August des gleichen Jahres war der Mittelbau rohbaufertig und konnte kurz darauf seiner Bestimmung übergeben werden. Schon gegen Ende des Jahres 1893 wurde der provisorische Bau aus Roßlau versteigert, sodass man am 2. April des darauffolgenden Jahres mit den Planierungsarbeiten begonnen werden konnte. Der neue Bahnhof wurde am 1. April 1890 eröffnet. Das Gebäude ist vollkommen aus Sandstein erbaut, in einer Stilmischung aus deutscher und italienischer Neurenaissance. Es ist durch kleine Türmchen und Ziergiebel verziert.

Innenbemalung mit Davidstern in einer Rosette

Die Bahnsteige erhielten im Zeitraum 1905 bis 1908 eine Oberflächenbefestigung sowie eine Überdachung. Dies geschah auf Grund einer Petition der Stadt Apolda an die Königliche Eisenbahndirektion Erfurt. Des Weiteren wurde im Jahr 1906 eine Unterführung zwischen beiden Bahnsteigen gebaut. Im Ersten Weltkrieg wurde das Bahngelände als Kriegsverpflegungsanstalt genutzt, wozu einige Baracken errichtet wurden. In diesem Zeitraum wurde außerdem eine Abortanlage errichtet. Sie wurde um den Jahreswechsel 1922/1923 wegen zu großer Geruchsbelästigung abgerissen.

Zu den Besonderheiten bei der Ausmalung des innen in Klinkerbauweise errichteten Empfangsgebäudes gehört die Ausstattung mit Zeichen aus der Symbolik der Freimaurer, aber auch eines Davidsterns, der kein traditionelles Logen-Symbol war. Bislang ist ungeklärt, welche Bedeutung diese Markierung hat.

Der Bahnhof heute

Baulicher und infrastruktureller Zustand

Empfangshalle
Hausbahnsteig
Freitreppe

Empfangsgebäude und Bahnsteige

Das Empfangsgebäude wurde zuletzt in den Jahren 1988/1989 einer Renovierung unterzogen. Dabei wurde die Außenfassade gereinigt und die Innenräume einer Verschönerung unterzogen. Bereits 1953 wurde der bis dahin offene Fahrkartenschalterraum in mehrere Arbeitsräumlichkeiten unterteilt und eine Zwischendecke eingezogen. Die Fahrkartenschalter sind unter der Woche nur teilweise besetzt. Toiletten stehen nicht zur Verfügung. Es befindet sich ein Kiosk in der Empfangshalle. Teile der Räumlichkeiten werden zudem von einem Taxi-Unternehmen und der Stadt Apolda für Seminare genutzt. Der unmittelbar neben dem Personenbahnhof an dessen Ostseite gelegene Rangierbahnhof ist stillgelegt.

Der Hausbahnsteig ist 297 Meter lang und 34 Zentimeter hoch. Er wurde, ebenso wie der andere Bahnsteig, zwischen 1905 und 1908 überdacht und befestigt. Die Unterführung zwischen beiden Bahnsteigen wurde 1906 gebaut. Der Bahnsteig zwischen den Gleisen 2 und 3 ist 377 Meter lang und 55 Zentimeter hoch.

Bahnhofsvorplatz

Der Bahnhof Apolda verfügt über keinen direkten Vorplatz, lediglich über eine Zufahrtsstraße, welche als Einbahnstraße mit Wendeschleife nur über die Bahnhofstraße zu erreichen ist. Diese wurde im Jahr 1989 anlässlich des 100-jährigen Bahnhofjubiläums zum letzten Mal saniert, indem eine neue Schwarzteerdecke aufgetragen wurde. Der linke und rechte Fahrbahnrand dient als teilweise kostenpflichtige Parkmöglichkeit sowie als Bushaltestelle und Taxistand. Ein weiterer Zugang zu dieser Straße und den Bahnhof ist über die 1934 aus Ehringsdorfer Kalksandstein errichtete „Freitreppe“ möglich.

Verkehrsanbindung

Der Bahnhof Apolda liegt an der Strecke Halle (Saale) Hbf–Bebra, welche umgangssprachlich auch Thüringer Bahn genannt wird, und wird stündlich angefahren. Freitags und sonntags halten dort einzelne IC der Strecke Halle – Fulda – Frankfurt/Würzburg.

Da der Apoldaer Bahnhof deutlich außerhalb der Innenstadt und größerer Wohngebiete liegt, ist für viele Fahrgäste eine Weiterfahrt per Bus nötig. Direkt vor dem Bahnhofsgebäude wurde die Haltestelle „Bahnhof“ eingerichtet, welche werktags zwei Mal von sogenannten Midibussen angefahren wird. In ungefähr 100 Metern Entfernung liegt die Haltestelle „Freitreppe“, welche werktags 45 Mal und am Wochenende 15 Mal bedient wird.

Gedenkort

Stolpersteine für Opfer der Zwangsarbeit

An die Funktion des Bahnhofs in der Zeit des Zweiten Weltkrieges erinnern seit dem 18. August 2009 zwei sogenannte „Stolpersteine“, die von dem Kölner Aktionskünstler Gunter Demnig auf Anregung des Apoldaer Prager-Haus-Vereins vor dem Haupteingang verlegt wurden. Diese Steine enthalten die Namen und die Lebensdaten zweier sowjetischer Zwangsarbeiter die im März bzw. August 1944 als Tote aus den Waggons entladen wurden, mit denen die Reichsbahn hunderte Sklaven zur Arbeit für Rüstungsfirmen nach Apolda transportierte.

Künftige Entwicklung

Modernisierung des Bahnhofs und seines Umfeldes

Die Stadt Apolda plant in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn AG die Anlegung eines Park-and-ride-Parkplatzes auf dem ehemaligen Gleisfeld im Norden des Bahnhofsgebäudes. Dort sollen normale Parkplätze, Busparkplätze sowie eine Bushaltestelle entstehen. Für die bessere Erreichbarkeit des Platzes soll ein Durchstich erfolgen, der vom Bahnsteig 2 zum neuen Parkplatz führt und somit die Bahnsteigunterführung von Gleis 1 bis zum neuen Park-and-ride-Parkplatze verlängert. Gleichzeitig sollen der Fußgängertunnel sowie die Bahnsteige erneuert und verschönert werden.

Literatur

  • Apoldaer Heimat. Beiträge zur Natur und Heimatgeschichte der Stadt Apolda und ihrer Umgebung. Jg. 1989/1996 Hg. Apoldaer Kulturverein e. V.
  • Günter Fromm: Aus der Geschichte der Thüringischen Eisenbahn und des Bahnhofs Erfurt, ISBN 3-929000-86-5.
  • Eva Gollrad: Geschichte und Beschreibung der Stadt Apolda 1871–1990, Apolda o. J., ISBN 3-00-002012-8.
  • Kulturbund der DDR, Kreisorganisation Apolda: 700 Jahre Stadt Apolda – 1289 bis 1989.
  • Tourist Verlag Berlin: Eisenbahnatlas DDR, ISBN 3-350-00293-5.

Weblinks

 Commons: Bahnhof Apolda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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