Bankhaus Mendelssohn (Gebäude)

Bankhaus Mendelssohn (Gebäude)
Gebäude des Bankhauses Mendelssohn & Co

Das Gebäude des Bankhauses Mendelssohn & Co. ist ein denkmalgeschütztes Bauwerk im Ortsteil Mitte des Berliner Bezirks Mitte. Es steht in der Jägerstraße 49–50. Das Gebäude wurde 1891–1893 nach einem Entwurf der Architekten Heino Schmieden und Rudolf Speer als neues Geschäftshaus der traditionsreichen Privatbank Mendelssohn errichtet. Es ist großenteils im Originalzustand erhalten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprünglicher Sitz der 1795 von Joseph Mendelssohn gegründeten Bank war ein Gebäude in der Spandauer Straße 22.[1] 1815 erfolgte der Umzug in ein vermutlich um 1770 entstandenes Haus in der Jägerstraße 51, das in der Folge zum Wohn- und Bankgebäude der Familie Mendelssohn umgebaut wurde. Die Bank zog 1875 in den links benachbarten, von Martin Gropius errichteten Neubau Jägerstraße 52 um. Das Stammhaus fungierte von da an hauptsächlich als Wohngebäude.[2]

Im Jahr 1891 erwarb die Familie das benachbarte Doppelgrundstück Jägerstraße 49–50 und ließ die darauf stehenden Häuser abreißen. Der von Schmieden & Speer errichtete Neubau diente ab 1893 als Sitz der Bank.[3] Er blieb dies bis zu der von den Nationalsozialisten erzwungenen Liquidation des Unternehmens im Jahr 1938. Während das Gebäude in der Jägerstraße 52 im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, sind das Stammhaus und der jüngere Neubau erhalten. Allerdings erfuhr das ehemalige Wohnhaus der Mendelssohns um 1950 durch Aufstockung von zwei Geschossen eine starke Veränderung. Den benachbarten Bankbau nutzte in der DDR-Zeit zuletzt die Deutsche Außenhandelsbank.[4]

Seit 2002 ist das Haus Sitz der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Vor dem Gebäude der nahe gelegenen Belgischen Botschaft, das zum Teil auf dem Grundstück des zerstörten Gropius-Baus errichtet wurde, steht eine Informationstafel des Vereins Geschichtsforum Jägerstraße. Sie berichtet über das wechselvolle Geschick von Familie und Bankhaus Mendelssohn in der Jägerstraße.[5]

Architektur und künstlerische Ausgestaltung

Der repräsentative Bau im Stil des Neoklassizismus ist zweigeschossig. An der Straßenfront dominiert, trotz der sieben Achsen, eine horizontale Gliederung mit kräftigem Hauptgesims auf Konsolen und einer abschließenden Attika-Balustrade. Über dem Portal in der rechten Achse befindet sich vor dem Fenster des Obergeschosses ein schmaler Balkon. Die Fassade besteht aus hellem Sandstein. An der im Vergleich zur Straßenfront rechts aufgeweiteten Rückseite des Gebäudes liegen zwei kurze Seitenflügel, die einen Hof umgeben.[6]

Das Vestibül diente früher als Durchfahrt in den Innenhof. In seiner Mitte liegen links, verbunden durch Arkaden, der Eingang zu den Kassenräumen im Erdgeschoss und ein breiter Treppenaufgang ins obere Stockwerk. Die Architekten waren bemüht, die praktische Bestimmung als Durchfahrt durch repräsentative Bauelemente optisch in den Hintergrund treten zu lassen. Dem dienten Säulen an den Wänden und eine abwechslungsreich gestaltete Decke, die teils flach gehalten ist, teils ein Kreuzgratgewölbe in Korbbogenform trägt. Das Treppenhaus ist wie andere Räume des Gebäudes mit zartem Deckenstuck versehen. Hier steht eine Büste von Franz von Mendelssohn d. Ä., gestaltet von Reinhold Begas.[7]

Im Innern des Gebäudes ist die reiche Ausstattung mit aufwendigen Materialien sehr gut erhalten und die großzügige Raumaufteilung weitgehend bewahrt worden. Zentral liegt die über beide Geschosse reichende, quadratische Schalterhalle mit Säulen, großem Oberlicht, hellem Marmorboden und zum oberen Stockwerk hin geöffneten Arkaden. Um die Schalterhalle gruppieren sich im Erdgeschoss Büroräume, ein inneres Treppenhaus und zwei stahlgepanzerte Tresorkammern. Die größere davon ist doppelstöckig und besitzt eine umlaufende Galerie. Die Kammer ist so geräumig, dass sie als Tagungsraum genutzt werden kann. Anstelle der früheren Schließfächer befinden sich hier heute Bücherregale. Der kleinere Tresorraum weist ein engmaschiges diagonales Geflecht von Stahlbändern auf, das den Bankbesuchern die Sicherheit ihrer Einlagen vor Augen führen sollte. Im Obergeschoss des Gebäudes liegen die ehemaligen Direktionsräume der Bank, die ebenfalls gut erhalten sind.[8]

Wenig bekannt sind teils genrehafte, teils allegorisierende Stuckreliefs, die in Lünetten über einigen Türen des Obergeschosses angebracht sind. Sie stammen aus der Werkstatt des Bildhauers Johann Gottfried Schadow. Im Auftrag von Joseph Mendelssohn hergestellt, schmückten sie ab 1802 einen Saal im alten Gebäude der Berliner Börse am Lustgarten. Als dieses 1893 für den Neubau des Berliner Doms abgerissen wurde, gab der preußische Staat die Kunstwerke an die Erben des Stifters zurück. Die Reliefs sind dem Thema Handel gewidmet. Unter ihnen befinden sich mehrere Darstellungen des Fernhandels im Stil des Orientalismus. Sie bilden Kontakte zwischen Händlern aus Europa und arabischen Ländern in exotischem Ambiente ab.[9]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Karl Neander von Petersheiden: Anschauliche Tabellen von der gesammten Residenz-Stadt Berlin. Eigenverlag, Berlin 1799, S. 169.
  2. Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmale in Berlin. Bezirk Mitte. Ortsteil Mitte. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2003, ISBN 3-935590-80-6, S. 322–327. Steinerne Zeugen. Geschichtsmeile Jägerstraße. Ein Erinnerungsparcours würdigt die Familie Mendelssohn. In: Der Tagesspiegel. 9. März 2004.
  3. Thomas Bellartz: Deutsches Apothekerhaus. Aus dem Tresor wurde eine Bibliothek. Auf: Pharmazeutische Zeitung Online. Website. 2002. Zugriff am 1. Juni 2009.
  4. Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmale Ortsteil Mitte. S. 325–327.
  5. Steinerne Zeugen. Geschichtsmeile Jägerstraße.
  6. Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmale Ortsteil Mitte. S. 326–327. Institut für Denkmalpflege der DDR (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Hauptstadt Berlin. Band I. C. H. Beck Verlag, München 1983, ISBN 3-406-09599-2, S. 235. Bankhaus Mendelssohn & Co. In: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Berlin. Deutscher Kunstverlag, München und Berlin 2006, ISBN 3-422-03111-1, S. 123.
  7. Bellartz: Deutsches Apothekerhaus. Institut für Denkmalpflege der DDR (Hrsg.): Bau- und Kunstdenkmale Berlin. Band I. S. 235. Steinerne Zeugen. Geschichtsmeile Jägerstraße.
  8. Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmale Ortsteil Mitte. S. 326–327. Institut für Denkmalpflege der DDR (Hrsg.): Bau- und Kunstdenkmale Berlin. Band I. S. 235. Bankhaus Mendelssohn & Co. In: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Berlin. S. 123.
  9. Thomas Lackmann: Der Sohn meines Vaters. Abraham Mendelssohn Bartholdy und die Wege der Mendelssohns. Wallstein, Göttingen 2008, ISBN 3-8353-0111-X, S. 76–77. Steinerne Zeugen. Geschichtsmeile Jägerstraße.

Weblinks

52.51436111111113.3955

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