Stiftung Bauhaus Dessau

Stiftung Bauhaus Dessau
Das Bauhausgebäude in Dessau-Roßlau - Sitz der Stiftung

Die Stiftung Bauhaus Dessau ist eine Stiftung öffentlichen Rechts. Sie ist ein Ort der Forschung, Lehre und experimentellen Gestaltung. Die Stiftung wurde in ihrer heutigen Form 1994 von der Bundesregierung, dem Land Sachsen-Anhalt und der Stadt Dessau gegründet und hat ihren Sitz im historischen Bauhausgebäude in Dessau-Roßlau. Die Stiftung hat etwa 60 Mitarbeiter.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Stiftung

Nach der Schließung des historischen Bauhauses in Dessau am 30. September 1932 vergingen 44 Jahre, bis das Bauhausgebäude wieder im Geiste seines ursprünglichen Zwecks genutzt wurde. Zum 50-jährigen Bestehen des Bauhausgebäudes 1976 hatte die DDR-Regierung das Haus denkmalgerecht rekonstruieren lassen und ein „Wissenschaftlich-Kulturelles Zentrum“ begründet. Außerdem begann man mit dem Aufbau einer Sammlung zur Geschichte des Bauhauses und spielte wieder auf der Bauhausbühne. In den Werkstatträumen fanden Weiterbildungs- und Entwurfsseminare der DDR-Bauakademie, der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar sowie des Amtes für industrielle Formgestaltung statt. 1986 feierte die DDR die „Wiedereröffnung“ des Bauhauses als „Zentrum für Gestaltung“, angekoppelt an das ostdeutsche Bauministerium.

Mit der deutschen Einheit schien für einige Jahre völlig offen, wie es in Dessau weitergehen sollte. Am 9. Februar 1994 gründeten die Bundesregierung, das Land Sachsen-Anhalt und die Stadt Dessau schließlich die „Stiftung Bauhaus Dessau“.

Logo der Stiftung Bauhaus Dessau

Die neue Institution wurde in die Liste der kulturellen Leuchttürme in den neuen Bundesländern aufgenommen und galt fortan als „gesamtstaatlich bedeutsam“. Der Stiftung wurde aufgetragen, „das Erbe des historischen Bauhauses zu bewahren sowie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und zu vermitteln“[1] und „angesichts der Ideen und Ansätze des historischen Bauhauses Beiträge zu den Problemen der Gestaltung der heutigen Lebensumwelt zu leisten“[1].

Von 1994 bis 1998 war Prof. Dr. Rolf Kuhn Direktor der Stiftung, sein Nachfolger Prof. Dr. Omar Akbar war bis 2009 im Amt. Seit 1. März 2009 liegt die Leitung der Stiftung in den Händen des Berliner Architekten und Publizisten Prof. Philipp Oswalt; stellvertretende Direktorin ist Regina Bittner, die zugleich für den Bereich der Akademie zuständig ist.

Auftrag und Struktur

Neben der Pflege, Erforschung und Vermittlung des Bauhauserbes beschäftigt sich die Stiftung insbesondere mit der Stadt – ihren Widersprüchen und ihrer kulturellen Kraft im Spannungsfeld zwischen Bevölkerungsentwicklung, Globalisierung und technologischer Revolution. Das neue Bauhaus stellt sich damit den urbanen Herausforderungen der Zeit, lotet Optionen für die Zukunft aus und entwickelt Impulse für Architektur, Design und darstellende Kunst.

Sammlung und Archiv

Die Arbeit der Stiftung stützt sich inhaltlich auf drei Säulen. In Dessau-Roßlau befindet sich die zweitgrößte Sammlung zur Geschichte des historischen Bauhauses mit etwa 26.000 Objekten, besonders bezogen auf die Dessauer Phase zwischen 1925 und 1932. In der „Schatzkammer“ lagern Objekte, Grafiken, Plastiken, Gemälde, Zeichnungen, Fotos, Möbelstücke, Unterrichtsschriften und Nachlässe von Bauhäuslern. Historische Bauteile und -materialien, Fotos, Schriftstücke, Pläne und Berichte von Zeitzeugen unterstützen die Arbeit der Wissenschaftler vor Ort. Ein Teil der Objekte aus der Sammlung ist in einer Dauerausstellung zu besichtigen, die sich im Sockelgeschoss des Bauhausgebäudes befindet.

Die Akademie

Die Akademie ist die Säule der Lehre. Seit 1999 existiert mit dem Internationalen Bauhauskolleg ein einjähriges interdisziplinäres Lehrangebot in englischer Sprache, das regelmäßig Architekten, Stadtgestalter, Künstler sowie Kultur-, Geistes- und Sozialwissenschaftler aus aller Welt unterrichtet. Das Bauhauskolleg XIII, das im Oktober 2011 startet, wird sich mit so genannten Levittowns, amerikanischen Vorstädten nach Plänen von William Levitt und seiner Firma Levitt & Sons beschäftigen. Zusätzlich zum Kolleg richtet die Akademie jedes Jahr eine internationale Sommerschule aus, wo sich junge Teilnehmer aus aller Welt am Beispiel der Dessauer Bauhausbauten mit aktuellen Fragen von Architektur, Stadtplanung und Gestaltung beschäftigen.

Die Werkstatt

Die Werkstatt widmet sich vor dem Hintergrund des Bauhaus-Erbes Projekten der Gegenwart. Hier greifen Forschung und Gestaltung ineinander. Eines der größten Projekte des Bereichs Werkstatt war bislang die Internationale Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010, die in 19 mittleren und kleinen Städten des Landes Sachsen-Anhalt Projekte entwickelt hat, um Problemen des Bevölkerungsrückgangs zu begegnen. Im Anschluss daran befasst sich die Werkstatt derzeit mit der Erarbeitung von Zukunftsszenarien für die schrumpfende Region Sachsen-Anhalt.

Weitere Aktivitäten

Mit der legendären Bauhausbühne als Podium für zeitgenössische Formen der Musik und des Tanzes und den Ausstellungsräumen widmet sich die Stiftung ebenfalls gleichermaßen dem historischen Erbe wie gestalterischen Fragen der Gegenwart. 100.000 Besucher aus aller Welt kommen jährlich nach Dessau-Roßlau, um die weltberühmten Bauhausbauten von Walter Gropius, Hannes Meyer, Carl Fieger, Georg Muche und Richard Paulick zu besichtigen. Im Rahmen von über 5.000 Führungen im Jahr wird hierbei Wissen über das kulturelle Erbe vermittelt. Den Gästen des Bauhauses bietet die Stiftung ein breites Programm – vom Tagesbesuch bis zum einjährigen Kollegaufenthalt. Neben den Besichtigungen von Bauten und Ausstellungen können sie an den zahlreichen Veranstaltungen, Workshops und weiteren Bildungsangeboten teilnehmen, im Archiv forschen oder auch im Atelierflügel des Bauhausgebäudes im Weltkulturerbe übernachten.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Stiftungsgesetz

Wikimedia Foundation.

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