- Belagerung von Gibraltar (1779–1783)
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Belagerung von Gibraltar Teil von: Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg
Relation von der vergeblichen Belagrung der Haupt Vestung GIBRALTAR. Anno 1782. von 13. bis 17. 7breDatum 24. Juni 1779–7. Februar 1783 Ort Gibraltar Ausgang Festung hielt stand Konfliktparteien Spanien, Frankreich Großbritannien Befehlshaber Armee: Joaquin de Mendoza, Martín Álvarez de Sotomayor, Louis Des Balbes de Berton de Crillon, duc de Mahon, Flotte: Antoni Barceló George Augustus Eliott Truppenstärke Juni 1779: ca.14.000 Mann, September 1782: 33.000 Mann Belagerungstruppen, 30.000 Mann Seeleute und Seesoldaten Juni 1779: ca. 5400 Mann, September 1782: 7500 Mann Verluste 6000 Mann 1300 Soldaten, 1000 Zivilisten Die große Belagerung von Gibraltar von 1779 bis 1783 war der letzte vergebliche Versuch, Stadt und Festung den Briten gewaltsam zu entreißen.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Im Jahr 1704 wurde Gibraltar im Rahmen des spanischen Erbfolgekrieges durch Georg von Hessen-Darmstadt unterstützt von der englischen Flotte eingenommen. Ein erster spanisch-französischer Versuch der Rückeroberung scheiterte 1705. Gibraltar fiel im Frieden von Utrecht an Großbritannien. Damit wurden die Briten zu einer wichtigen Macht auch im Mittelmeer. Eine weitere Belagerung im Jahr 1726 im Rahmen des englisch-spanischen Krieges scheiterte ebenfalls. Nach der Schlacht von Saratoga im Jahr 1777 trat Frankreich aktiv auf der Seite der Amerikaner in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg ein. Ein Jahr später folgte Spanien und 1780 auch die Niederlande diesem Beispiel. Das Hauptinteresse Spaniens war die Zurückgewinnung von Gibraltar. Die spanische Führung hoffte, dass die britische Marine und Armee durch die Kampfhandlungen in Amerika und gegen die Flotten von Frankreich und den Niederlanden so stark in Anspruch genommen waren, dass nicht genügend Kräfte zur Verteidigung und Versorgung eines belagerten Gibraltars aufbringen könnten.
Das Kommando in Gibraltar hatte seit 1777 der erfahrene General George Eliott. Da er um die Bedeutung Gibraltars für Spanien wusste, bemühte er sich erfolgreich um eine Verstärkung der Verteidigung. Die Zahl der Geschütze wurde von 400 auf 663 deutlich erhöht. Da nicht genügend Geschützmannschaften vorhanden waren, wurden während der Belagerung Infanteristen trainiert und an den Geschützen eingesetzt. Die bisherigen zivilen Ingenieure, die in Gibraltar arbeiteten, unterstellte Eliot seinem direkten Kommando. Daraus gingen später das Pionierkorps der Royal Engineers hervor. Die Garnison bestand zu Beginn der Belagerung aus etwa 5400 Soldaten und 760 Seeleuten. Unter den Truppen war auch eine Einheit aus dem Kurfürstentum Hannover unter dem Kommando von August de la Motte. Hinzu kamen 1500 Frauen und Kinder der Soldaten sowie etwa 3200 Bewohner der Stadt.
Die meisten Kanonen schützen den Hafen. Der Rand der Halbinsel wurde von fünf Bastionen geschützt. Ein Fort verteidigte die Neue Mole und ein weiteres wurde an der Spitze der Halbinsel („Point Europa“) errichtet. Ein beträchtlicher Teil des Hafens lag in der Reichweite der gegnerische Geschütze. Davon nicht betroffen war die Rosia Bucht südlich der Neuen Mole. Während der Belagerung wurden Tunnel in den Felsen des Berges getrieben, in denen Geschütze aufgestellt wurden. Von dort aus konnten die Stellungen der Gegner eingesehen werden und die eigenen Positionen waren geschützt. Diese sogenannten Great Siege Tunnels sind heute Sehenswürdigkeiten von Gibraltar.[1]
Verlauf
Erste Phase
Am 21. Juni kündigte der spanische General Joaquin de Mendoza gegenüber Eliott den Beginn der Blockade an. Aber erst zu Beginn des Oktobers hatten die Spanier einer nennenswerte Streitmacht vor Gibraltar konzentriert. Nach britischen Angaben sollen diese aus 16 Bataillonen Infanterie und 12 Schwadrone Kavallerie mit zusammen 14.000 Mann bestanden haben.
Ziel der Spanier war die Aushungerung. Zusätzlich sollte die Beschießung der Stadt mit Geschützen die Bevölkerung und Besatzung mürbe machen. Um eine Blockade zur See zu gewährleisten, hatten die Spanier neunzehn Linienschiffe in Cádiz und weitere Schiffe in Algeciras auf der anderen Seite der Bucht von Gibraltar zusammen gezogen. Die Spanier verstärkten die vorhandenen Belagerungslinien und versahen sie mit Geschützen.
Anfang Juli 1779 brachten drei britische Schiffe zum ersten Mal Hilfsgüter in die Stadt. Um Nahrung zu gewinnen und Futter zu sparen, wurden gleich zu Beginn der Belagerung alle nicht notwendigen Pferde geschlachtet. Im September vertrieb die britische Artillerie spanische Truppen, die versuchten ihre Belagerungslinien vorzuschieben.
Ende Dezember verließ ein großer stark geschützter Hilfskonvoi für Gibraltar, die ebenfalls belagerte Garnison auf Menorca und Westindien England. Die Begleitflotte unter George Rodney, 1. Baron Rodney, besiegte auf dem Weg am 16. Januar 1780 in der Seeschlacht bei Kap St. Vincent eine spanische Flotte und eroberte spanische Handelsschiffe. Als die stärkere britische Flotte vor Gibraltar ankam, zogen sich die spanischen Blockadeschiffe zurück. Mit dem britischen Konvoi hatte Gibraltar genug Nahrung für ein weiteres Jahr. Außerdem wurde ein Bataillon Infanterie als Verstärkung angelandet. Auch blieb ein kleines Geschwader zurück, dass zwar die Blockade nicht aufheben, aber doch lockern konnte. Für einige Zeit gab es volle Rationen für die Garnison, ehe der Kommandant diese erneut kürzte.
Hunger und Beschießung
Die folgenden Monate verliefen weitgehend ereignislos. Am 6. Juni versuchten die Spanier, sechs Brander in den Hafen zu bringen, um die britischen Schiffe zu zerstören, scheiterten damit aber an der schnellen Reaktion der Seeleute und den britischen Kanonen. In der Folge verstärkten die Belagerer die Abschließung Gibraltars. Am Ende des Jahres waren die Nahrungsmittel knapp. Vor allem die Einwohner der Stadt und die Angehörigen der Soldaten hungerten. Teilweise lebten die Menschen von den wild wachsenden Disteln. Skorbut war weit verbreitet, bis es gelang ein spanisches Handelsschiff, das Orangen geladen hatte, zu kapern. Immer wieder gelangten Blockadebrecher nach Gibraltar. Aber mehr noch wurden abgefangen. Selbst viele Fischer wurden von den Spaniern aufgegriffen und hart bestraft, so dass nur wenige es noch wagten, hinaus zu fahren. Nachdem der Sultan von Marokko sich auf die spanische Seite gestellt hatte, fiel Tanger als Hafen für Blockadebrecher aus.
Die Lage war verzweifelt, als am 12. April 1781 ein militärisch gesicherter Konvoi aus hundert Transportschiffen ankam. Danach verstärkten die Belagerer den Druck von Land aus. Wurden bislang militärische Stellungen unter Beschuss genommen, bombardierten die Spanier nunmehr auch die Stadt. Neben den Belagerungsgeschützen an Land wurde Gibraltar auch von Kanonenbooten beschossen. Die Stadt wurde zu einem Großteil zerstört. Es kam zu Unruhen in der Stadt, die Eliott gewaltsam niederschlagen ließ. Obwohl ein weiterer kleiner Konvoi Gibraltar erreichte, gingen die Nahrungsmittelvorräte im Spätsommer zur Neige.
Die Beschießung der Stadt ging weiter und die Spanier stockten ihre Belagerungstruppen auf 21.000 Mann auf. Sie hofften, die Belagerungslinien so weit vortreiben zu können, dass die gesamte Halbinsel in der Reichweite der spanischen Kanonen lag. Durch einen Ausfall am 26. November 1781 konnte Eliott dies verhindern. Dadurch nahm die spanische Moral Schaden, und die Belagerer beschränkten sich wieder auf die Beschießung. In der ersten Hälfte des Jahres 1782 mussten Bevölkerung und Garnison erneut Hunger leiden. Im Mai erreichten Verstärkungen Gibraltar.
Gescheiterte Eroberung
Der Fall von Menorca machte allerdings französische Einheiten frei. Etwa 9000 Mann unter Louis Des Balbes de Berton de Crillon, duc de Mahon beteiligten sich nunmehr an der Belagerung. Crillon plante einen kombinierten Angriff von See und von Land. Um den Hafen unter schweres Feuer nehmen zu können, ließ er schwimmende Geschützplattformen bauen. Hinzu kamen 29 Linienschiffe. Der Angriff wurde abgebrochen, nachdem es den Briten mit Hilfe glühender Kanonenkugeln gelungen war, die Plattformen und Kriegsschiffe zu zerstören. Andere wurden erobert. Daraufhin wurde Gibraltar erneut von Land unter Dauerbeschuss genommen. Am 13. Oktober erreichte ein weiterer großer britischer Konvoi Gibraltar. Der Admiral der Begleitflotte Richard Howe, 1. Earl Howe, besiegte in der Seeschlacht am Kap Spartel eine spanisch-französische Flotte. Dies war die letzte bedeutende Kampfhandlung der Belagerung.
Folgen
Am 3. September 1783 wurde der Friede von Paris unterzeichnet. Florida und Menorca fielen zurück an Spanien. Gibraltar blieb aber weiter britisch. Die Verteidiger verloren 333 Mann durch direkte Kampfhandlungen und weiter 1000 Mann durch Krankheiten insbesondere durch Skorbut. Außerdem starben tausend Zivilisten an Seuchen. Es dauerte Jahre, bis sich die Stadt Gibraltar von den Zerstörungen erholt hatte.
Rezeption
Die Belagerung sorgte europaweit für Aufmerksamkeit. Wolfgang Amadeus Mozart schrieb auf die Verse von Michael Denis 1782 den Bardengesang auf Gibraltar: O Calpe! Dir donnert's am Fusse[2] Georg Christoph Lichtenberg beschäftigte sich intensiv mit dem Thema.[3] Auch in den Geschichten des Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen spielt die Belagerung sowohl in der Fassung von Rudolf Erich Raspe wie auch von Gottfried August Bürger eine Rolle.[4]
Literatur
- Paul K Davis: Besieged : an encyclopedia of great sieges from ancient times to the present Santa Barbara, 2001 S.183-187
- René Chartrand; Patrice Courcelle: Gibraltar 1779–1783: the great siege. Oxford, 2006
- Gerhard von Scharnhorst: Geschichte der Belagerung am Giberaltar, vom Anfange derselben im Jahr 1779 bis zur Beendigung durch den Friedensschluß 1782. Hannover, 1834
Quellen
- Nachrichten von Gibraltar in Auszuegen aus Original-Briefen eines hannoeverischen Offiziers aus Gibraltar, vor und waehrend der letzten Belagerung : Nebst einer Charte. Frankfurt, Leipzig, 1783 Digitalisat
Einzelnachweise
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