Cajetanus

Cajetanus
Martin Luther (links, stehend) vor Cajetan (rechts, vor dem Buch)

Thomas Cajetan; eigentlich: Tommaso de Vio (* 20. Februar 1469 in Gaëta (daher: Gaëtanus, Cajetan); † 10. August 1534 in Rom) war Dominikaner, Kardinal und Begründer des Neuthomismus in der Renaissance.

Er ist berühmt für seine zweitägige Unterredung mit Luther, bei der er ihn aufforderte seine 95 Thesen über das Papsttum zurück zu nehmen, da er selbst als Theologe den Papst für unfehlbar erklärte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Cajetan trat 1484 in den Dominikanerorden ein. Er wurde schon in jungen Jahren Magister der Philosophie und Doktor der Theologie und lehrte an den Ordensschulen in Padua, Brescia und Pavia. Seit 1500 war er Ordensprokurator in Rom und zugleich Professor der Philosophie und Exegese an der Sapienza. Cajetan wurde 1507 zum Vikarius des Ordens ernannt und 1508 zum General gewählt. Er verteidigte 1511/12 gegen das Konzil der Gallikaner in Pisa-Mailand und auf dem 5. Laterankonzil 1512-17 die Unfehlbarkeit des Papstes und seine Oberhoheit über das Konzil und machte auch ernste Reformvorschläge. Papst Leo X. ernannte ihn 1517 zum Kardinalpresbyter von St. Sisto und verlieh ihm 1518 das Erzbistum Palermo, auf das Cajetan 1519 verzichtete, nachdem er durch Karl V. 1519 das Bistum Gaëta erhalten hatte. Eine Station auf diesem Wege war das "väterliche Verhör" Luthers durch Kardinal Cajetan anlässlich des Augustinerkonvents im Oktober 1518 in Augsburg, nachdem Kurfürst Friedrich die Auslieferung des rebellischen Mönchs nach Rom abgelehnt hatte. Luther sprach selbst vom schwersten Gang seines Lebens, hatte er doch das Schicksal des Jan Hus, d.h. den Scheiterhaufen vor Augen. Aber Luther war nicht bereit zum Widerruf. Der drohenden Verhaftung entzog er sich durch die Flucht aus Augsburg. Cajetan entfaltete eine erfolgreiche Tätigkeit in Sachen der Kaiserwahl zugunsten des Königs Karl I. von Spanien (Karl V.). 1523 wurde Cajetan von Hadrian VI., für dessen Wahl er eingetreten war, nach Ungarn gesandt, um für den Krieg gegen die Türken zu werben. Da er trotz reicher Mittel keinen Erfolg hatte, rief ihn Clemens VII. 1524 nach Rom zurück. 1527 geriet Cajetan bei der Erstürmung Roms (»Sacco di Roma«) durch Georg von Frundsberg in Gefangenschaft, von der ihn der Papst loskaufte.

Er kehrte in sein Bistum Gaëta zurück, war aber seit Ende 1530 wieder in Rom als Berater des Papstes, zum Beispiel in der Ehescheidungsangelegenheit Heinrichs VIII.. In seinem Gutachten sprach er sich gegen die Scheidung, aber für eine Doppelehe mit päpstlichem Dispens aus. Cajetan war der bedeutendste röm.-katholische Theologe seiner Zeit. Er verfasste den als klassisch geltenden Kommentar zur Summa des Thomas von Aquin (1507-20), der auf Veranlassung Leos XIII. 1892 neu herausgegeben wurde.

Werke

  • Opera omnia, 5 Bände, Lyon 1639;
  • Opuscula omnia, Paris 1530;
  • Kommentar zur Summa theologica des hl. Thomas, Lyon 1540, neu herausgegeben in der Ausgabe der Werke des hl. Thomas durch Leo XIII., 9 Bde., 1888-1906.

Neuausgaben

  • De divina institutione Pontificatus Romani Pontificis (1521), neu herausgegeben von Friedrich Lauchert, in: CCath X, 1925; In Porphyrii Isagogen, Rom 1934
  • De comparatione auctoritatis papae und Apologia, ebd. 1936; De Anima, ebd. 1938
  • Scripta philosophica, 6 Bände, herausgegeben von P. Zammit, M.-H. Laurent und J. Coquelle, 1934-39

Literatur

  • Claus Arnold: Die römische Zensur der Werke Cajetans und Contarinis (1558-1601). Grenzen der theologischen Konfessionalisierung. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2008. ISBN 978-3-506-76437-9

Weblinks


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