- Jordan Bikow
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Jordan Bikow (bulgarisch Йордан Биков; * 17. Oktober 1950 in Pasardschik, Bulgarien) ist ein ehemaliger bulgarischer Gewichtheber. Er war Olympiasieger 1972 im Mittelgewicht.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Jordan Bikow begann Ende der 1960er Jahren als Jugendlicher mit dem Gewichtheben. Nach Übernahme des Cheftrainerpostens bei den bulgarischen Gewichthebern durch Iwan Abadschiew zu dieser Zeit wurde in Bulgarien eine intensive Talentsuche- und Talentförderungskampagne gestartet. Jordan Bikow gehörte zu den so entdeckten und geförderten jungen Gewichthebertalenten. Seine wirtschaftliche Basis fand er durch den Eintritt als Achtzehnjähriger in die bulgarische Volksarmee mit der damit verbundenen Mitgliedschaft im Zentralen Sportklub der Armee.
Auf der internationalen Heberbühne erschien er erstmals im Jahre 1969. Er belegte dabei beim Donau-Pokalturnier in Bukarest im Leichtgewicht mit 390 kg (120-120-150) im olympischen Dreikampf den 3. Platz. Im gleichen Jahr wurde er auch schon bei der Welt- und Europameisterschaft in Warschau eingesetzt und kam dort im Leichtgewicht auf den 12. bzw. 9. Platz. Seien Leistung betrug dabei 382,5 kg (115-122,5-145).
1970 startete er bei der Europameisterschaft in Szombathely und kam dort im Mittelgewicht mit 430 kg (137,5-127,5-165) hinter Wiktor Kurenzow, UdSSR, 465 kg, György Szarvas, Ungarn, 452,5 kg u. Smirnow, UdSSR, 445 kg auf einen hervorragenden 4. Platz. Fast genauso gut schnitt er bei der Weltmeisterschaft des gleichen Jahres in Columbus (Ohio) ab, denn dort steigerte er sich im olympischen Dreikampf auf 440 kg (140-130-170) und erreichte den 5. Platz. Sieger wurde auch dort Wiktor Kurenzow mit 462,5 kg.
Ausgerechnet bei der Europameisterschaft 1971 in Sofia musste Jordan Bikow dann den ersten Rückschlag in seiner Laufbahn hinnehmen, denn er fabrizierte im Drücken drei Fehlversuche und blieb damit in der Gesamtwertung unplatziert. Gut erholt zeigte er sich bei der Weltmeisterschaft 1971 in Lima, denn dort konnte er seine persönliche Bestleistung im olympischen Dreikampf auf 452,5 kg (140-132,5-180) steigern und erreichte damit wieder den 5. Platz. Im Stoßen wurde er mit 180 kg sogar Weltmeister.
Im Jahre 1972 steigerte sich Jordan Bikow weiter. Nachdem er beim vor-olympischen Turnier in Ulm seine persönliche Bestleistung auf 462,5 kg (150ß-135-177,5) gesteigert hatte und damit Zweiter hinter dem Russen Galkin, 465 kg, wurde, holte er sich bei der Europameisterschaft 1972 in Constanta mit 477,5 kg (155-137,5-185) den ersten Titel. Er wurde Europameister vor Ex-Weltmeister Wiktor Kurenzow, 472,5 kg und Anselmo Silvino aus Italien, 460 kg. Bei den Olympischen Spielen 1972 in München setzte er dann seiner Laufbahn die Krone auf, denn er wurde mit dem neuen Weltrekord von 485 kg (160-140-185) im Zweikampf Olympiasieger. Er profitierte dabei etwas davon, dass der amtierende Weltmeister und Favorit Wiktor Kanygin aus der UdSSR im Reißen drei Fehlversuche zu verzeichnen hatte und damit aus der Wertung fiel.
Da Jordan Bikow bei seinem Olympiasieg noch nicht einmal ganz 22 Jahre alt war, ging man in der Gewichtheberszene davon aus, dass er über lange Zeit das Geschehen im Mittelgewicht diktieren würde. Es kam aber anders. Er startete 1973 noch bei der Europameisterschaft in Madrid, war aber dort nicht mehr ganz in der Form des Jahres 1972. Er erzielte im Zweikampf, der 1973 anstelle des olympischen Dreikampfes eingeführt wurde, 322,5 kg (142,5-180) und musste sich damit hinter seinem jungen Landsmann Nedeltscho Kolew, 330 kg (145-185) mit dem 2. Platz begnügen.
Sein letzter Wettkampf auf der internationalen Gewichtheberbühne war die Teilnahme an der sog. SKDA-Meisterschaft (Meisterschaft der Armeen der Warschauer Pakt-Staaten) in Trencin/CSSR. Er erzielte dort 305 kg im Zweikampf und musste sich dem Russen Galkin, 310 kg, geschlagen geben. Der Grund für sein plötzliches Karriereende sollen Differenzen mit dem Cheftrainer Iwan Abadschiew gewesen sein, der ihm vorwarf, nach dem Olympiasieg nicht mehr hart genug zu trainieren. Es kam jedoch nach einiger Zeit zu einer Versöhnung zwischen Bikow und Abadschiew, was zur Folge hatte, dass Jordan Bikow die Sporthochschule in Sofia besuchen konnte und nach Absolvierung derselben Gewichtheber-Trainer wurde.
Internationale Erfolge
Jahr Platz Wettbewerb Gewichtsklasse 1969 3. Donau-Pokal-Turnier in Bukarest Leicht mit 390 kg (120-120-150) hinter Fitzi Balas, Rumänien, 407,5 kg u. Janos Bagocs, Ungarn, 390 kg 1969 12. WM + EM (9.) in Warschau Leicht mit 382,5 kg (115-122,5-145); Sieger: Waldemar Baszanowski, Polen, 445 kg vor Janos Bagocs, 430 kg 1970 5. Intern. Turnier in Minsk Mittel mit 415 kg (135-120-160), Siegter: J. Smirnow, UdSSR, 447,5 kg 1970 4. EM in Szombathely Mittel mit 430 kg (137,5-127,5-165), hinter Wiktor Kurenzow, UdSSR, 465 kg, György Szarvas, Ungarn, 452,5 kg u. J. Smirnow, 445 kg 1970 5. WM in Columbus (Ohio) Mittel mit 440 kg (140-130-170), hinter Wiktor Kurenzow, 462,5 kg, Leif Jensen, Norwegen, 455 kg, György Szarvas, 445 kg u. Werner Dittrich, DDR, 442,5 kg 1971 unpl. EM in Sofia Mittel nach 3 Fehlversuchen im Drücken 1971 5. WM in Lima Mittel mit 452,5 kg; Sieger: Wiktor Kanygin, UdSSR, 477,5 kg vor Leif Jensen, 467,5 kg 1972 2. Vor-olympisches Turnier in Ulm Mittel mit 462,5 kg (150-135-177,5), hinter A. Galkin, UdSSR, 465 kg, vor Werner Dittrich, 355 kg u. Uwe Kliche, BRD, 437,5 kg 1972 1. EM in Constanta Mittel mit 477,5 kg (155-137,5-185), vor Wiktor Kurenzow, 472,5 kg u. Anselmo Silvino, Italien, 460 kg 1972 Gold OS in München Mittel mit 485 kg (160-140-185), vor Mohamed Trabulsi, Libanon, 472,5 kg (160-140-172,5) u. Anselmo Silvono, 470 kg 1973 1. Intern. Turnier in Berlin (Ost) Mittel mit 310 kg, vor Peter Wenzel, DDR, 302,5 kg 1973 1. Intern. Turnier in Paris Mittel mit 315 kg (140-175), vor Fred Lowe, USA, 292,5 kg u. Aime Terme, Frankreich, 290 kg 1973 2. EM in Madrid Mittel mit 322,5 kg (142,5-180), hinter Nedeltscho Kolew, Bulgarien, 330 kg (145-185), vor W. Michailow, UdSSR, 320 kg 1973 2. SKDA-Meisterschaft in Trencin//CSSR Mittel mit 305 kg, hinter A. Galkin, 310 kg, vor Ondrej Hekel, CSSR, 302,5 kg WM + EM-Einzelmedaillen
- WM-Goldmedaillen: 1971/Stoßen/Mittel - 1972/Stoßen/Mittel
- WM-Bronzemedaillen: 1970/Stoßen/Mittel - 1972/Drücken/Mittel
- EM-Goldmedaillen: 1972/Stoßen/Mittel
- EM-Silbermedaillen: 1971/Drücken/Mittel - 1973/Stoßen/Mittel
- EM-Bronzemedaillen: 1970/Stoßen/Mittel - 1972/Reißen/Mittel
Weltrekorde
Datum Ort Disziplin Leistung 31.8.1972 München Olympischer Dreikampf 485 kg (160-140-185) Erläuterungen
- bis 1972 alle Wettkämpfe im olympischen Dreikampf, bestehend aus Drücken, Reißen und Stoßen
- ab 1973 alle Wettkämpfe im Zweikampf, bestehend aus Reißen und Stoßen
- OS = Olympische Spiele
- WM = Weltmeisterschaft
- EM = Europameisterschaft
- Leichtgewicht, damals bis 67,5 kg Körpergewicht
- Mittelgewicht, damals bis 75 kg Körpergewicht
- Die Ergebnisse der Olympischen Spiele 1972 galten gleichzeitig als Ergebnisse der WM 1972
Literatur
- Fachzeitschrift Athletik
Weblinks
- Porträt von Jordan Bikow
- Jordan Bikow in der Datenbank von Sports-Reference.com (englisch)
Olympiasieger im Gewichtheben (Mittelgewicht)1920–1992: 67,5–75 kg, 1996: 70–76 kg, 2000–2008: 69–77 kg
1920: Henri Gance | 1924: Carlo Galimberti | 1928: Roger François | 1932: Rudolf Ismayr | 1936: Khadr Sayed El Touni | 1948: Frank Spellman | 1952: Peter George | 1956: Fjodor Bogdanowski | 1960: Alexander Kurynow | 1964: Hans Zdražila | 1968: Wiktor Kurenzow | 1972: Jordan Bikow | 1976: Jordan Mitkow | 1980: Assen Slatew | 1984: Karl-Heinz Radschinsky | 1988: Borislaw Gidikow | 1992: Tudor Casapu | 1996: Pablo Lara | 2000: Zhan Xugang | 2004: Taner Sağır | 2008: Sa Jae-Hyouk
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