Bildhauersymposion Kaisersteinbruch

Bildhauersymposion Kaisersteinbruch
Karl Prantl: Die Fünf Parallelen aus Kirchheimer Muschelkalk
Detail der Fünf Parallelen

Das Bildhauersymposion Kaisersteinbruch bei Gaubüttelbrunn in der Nähe von Kirchheim in Unterfranken war das erste internationale Bildhauersymposion in der Bundesrepublik mit Bildhauern aus sieben Ländern.[1] In diesem Symposion, das ab dem 12. Juni 1961 stattfand[2] und insgesamt drei Monate dauerte, wurden von zehn Künstlern aus sieben Ländern 18 Skulpturen geschaffen.

Diese Form der Bildhauerei geht auf das erste Europäische Bildhauersymposion, das Bildhauersymposion St. Margarethen, aus dem Jahre 1959 in Sankt Margarethen im Burgenland in Österreich zurück, auf das sich noch heute mehr als 150 Symposien beziehen.

Inhaltsverzeichnis

Symposion

Die Berliner Bildhauer Herbert Baumann, Erich Reischke und Joachim-Fritz Schultze-Bansen begannen mit der Unterstützung ihrer Bildhauer-Professoren Karl Hartung und Alexander Gonda mit der Organisation von Bildhauersymposien in Deutschland.[3] Hellmuth Metzing, Geschäftsführer der Steinmetzfirma Zeidler & Wimmel, Eigentümer des Gaubüttelbronner Kaisersteinbruchs, stand diesem Gedanken positiv gegenüber und sponserte das Symposion.[4] In Gaubüttelbrunn arbeiteten die Steinbildhauer aus verschiedenen Ländern und Nationen zusammen und schufen große Skulpturen aus Kirchheimer Muschelkalk. Sie tauschten sich aus über ihre unterschiedlichen künstlerischen Erfahrungen und Techniken, ihre Vorstellungen und Pläne. Als am 13. August 1961 der Mauerbau in Berlin begann, beschlossen einige Steinbildhauer, dorthin zu fahren, und bei ihrer Rückkehr wurde vereinbart, dass sie im Oktober 1961 ein weiteres Symposion in der Nähe der Berliner Mauer abhalten werden. Diese Idee wurde verwirklicht und es fanden Bildhauersymposien in den Jahren 1961–1963 in Berlin-Tiergarten statt, die auch Mauerbausymposien genannt wurden.

Diese Vorgehensweise entsprach dem Konzept der Europäischen Bildhauersymposien: neben dem Erfahrungsaustausch mit Kollegen aus aller Welt – die später nach dem Vorbild des Bildhauers Karl Prantls, dem Initiator der Europäischen Bildhauersymposien, häufig auch in ihren Heimatländern ähnliche Treffen organisieren – stand immer auch eine politische Intention im Vordergrund. Gegen den „Eisernen Vorhang“ kämpfte Prantl von Anfang an, ebenso wie gegen die Berliner Mauer.[5] Die Organisatoren des ersten Europäischen Bildhauersymposions verfassten bereits im Jahre 1959 ein Manifest, in dem sie den politischen und gesellschaftspolitischen Anspruch ihrer Vorstellungen kundtaten, nämlich durch ihre grenzübergreifende Gemeinschaft ein Signal zur Völkerverständigung zu geben.[6]

Teilnehmer

Die zehn Bildhauer im Gaubütteler Muschelkalk-Steinbruch, die Steinskulpturen aus diesem Muschelkalkstein schufen, waren

Fotogalerie

Kaisersteinbruch

Ehemaliges Steinbruchsgelände in Gaubüttelbrunn mit Skulpturen
Wegstein auf dem Waldweg zum Steinbruchsgelände

Das Symposion fand im Kaisersteinbruch statt und dieser Name geht offenkundig auf eine Kaisersteinbruch-Aktiengesellschaft aus dem Jahre 1912 zurück.[7] Diese Aktiengesellschaft war Besitzer des Geländes, bevor die Firma Zeidler&Wimmel den Steinbruch übernahm. Heute ist der Steinbruch in der Liste der bayerischen Geotope eingetragen.[8]

Im Verlauf des Symposions wurde 18 Skulpturen geschaffen, von denen 11 im Kessel des ehemaligen Steinbruchs aufgestellt sind.

Zum 50sten Jahrestag des Symposions werden am 11. September 2011 im Rahmen des Tag des offenen Denkmals 2001 eine Ausstellung mit Fotos der Skulpturen, die die Witwe von Karl Prantl zur Verfügung stellt, und Führungen über das ehemalige Steinbruchgelände mit den Skulpturen in Gaubüttelbrunn stattfinden.[2]

Die Steinskulpturen befinden sich an der Bahnstraße am Ortsausgang von Gaubüttelbrunn und sind zu Fuß in einem Wald über einen etwa 300 Meter langen Waldweg erreichbar, vor dem sich eine Schranke befindet. Auf dem Waldweg befindet sich rechter Hand ein etwa 1,30 Meter hoher Wegstein mit zwei Symbolen, einer Gans und einem Mond.

Literatur

  • Wolfgang Hartmann (Hrsg.): Das Bildhauersymposion: Entstehung und Entwicklung einer neuen Form kollektiver und künstlerischer Arbeit. Stuttgart 1988, ISBN 3-7757-0263-6
  • Jutta Birgit Wortmann: Bildhauersymposien: Entstehung – Entwicklung – Wandlung. Frankfurt am Main, 2006, ISBN 3-631-55273-4
  • Zeidler & Wimmel (Hrsg.): Bauen in Naturstein. 200 Jahre Zeidler & Wimmel. Steinbrüche, Steinmetzbetriebe, Steinindustrie. S. 100 f. Bruckmann. München 1976 o. A.

Weblinks

 Commons: Bildhauersymposion Kaisersteinbruch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jutta Wortmann: Bildhauersymposien: Entstehung – Entwicklung – Wandlung. S. 133–135 (siehe Literatur)
  2. a b mobil.mainpost.de: Edmund Gumpert: Fünf Parallelen an einem magischen Ort, vom 23. Juni 2011, abgerufen am 2. Juli 2011
  3. Jutta Wortmann: Bildhauersymposien: Entstehung – Entwicklung – Wandlung. S. 133
  4. Zeidler&Wimmel: Bauen mit Naturstein. S. 100 (siehe Literatur)
  5. Tiroler Tageszeitung vom 29. Oktober 2003. Abgerufen am 22. August 2010
  6. Jutta Wortmann: Bildhauersymposien: Entstehung – Entwicklung – Wandlung. S. 53–55
  7. Information über die Kaisersteinbruch-Aktiengesellschaft. Abgerufen am 22. August 2010
  8. Bayerisches Landesamt für Umweltpflege: Geotopkataster Bayern: Kaisersteinbruch bei Gaubüttelbrunn. Abgerufen am 22. August 2010
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