Blagoi Popow

Blagoi Popow

Blagoi Simeonow Popow (bulgarisch Благой Симеонов Попов, deutsch-veraltet Blagoi Popoff; * 28. November 1902 in Dren, Gemeinde Radomir, Oblast Pernik, Bulgarien; † 28. September 1968 in Warna) war ein bulgarischer Kommunist. Er wurde bekannt als einer der fünf Angeklagten im Reichstagsbrandprozess von 1933.

Leben und Wirken

Popow war der Sohn eines Dorflehrers. Er besuchte die Realschule und trat in die Kommunistische Jugend, später in die Bulgarische Kommunistische Partei ein. Im Oktober 1924, nach dem Septemberaufstand 1923, emigrierte Popow nach Jugoslawien und ging dann nach Moskau, von wo er erst Ende 1930 nach Bulgarien zurückkehrte. 1932 floh er nach Deutschland.

Wenige Tage nach dem Reichstagsbrand vom Februar 1933 wurde Popow am 9. März 1933 in Berlin verhaftet – angeblich weil die Polizei Hinweise darauf hatte, dass er an der Inbrandsetzung des Gebäudes direkt als Mittäter oder hintergründig-organisatorisch beteiligt gewesen war.

Im Anschluss an die Voruntersuchung durch die Gestapo wurde Popow im sogenannten Reichstagsbrandprozess zusammen mit dem im Reichstag angetroffenen Niederländer Marinus van der Lubbe, sowie seinen beiden bulgarischen Landsleuten Georgi Dimitrow und Wassil Tanew und dem deutschen KPD-Politiker Ernst Torgler vor dem Reichsgericht in Leipzig angeklagt, den Anschlag auf das Reichstagsgebäude durchgeführt beziehungsweise vorbereitet zu haben.

Die Verteidigung von Popow und den anderen beiden Bulgaren übernahm der Rechtsanwalt Paul Teichert. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit galt vor allem van der Lubbe, sowie dem prominenten Politiker Torgler und dem als Haupt-Wortführer der Angeklagten in Erscheinung tretenden Dimitrow.

Am Ende des Prozesses wurde Popow am 23. Dezember zusammen mit Dimitrow, Tanew und Torgler freigesprochen, während van der Lubbe zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Trotz des Freispruchs wurden Popow und die drei übrigen Freigesprochenen nicht auf freien Fuß gesetzt, sondern zunächst in Schutzhaft gehalten. Über die Motive für diese Maßnahme werden in der Literatur unterschiedliche Gründe angeführt: Teilweise weil die NS-Führung über das Urteil des Gerichtes enttäuscht war und die Angeklagten ersatzweise durch Schutzhaft strafen wollte, und teils weil die Regierung sie vor wilden Übergriffen durch die SA schützen wollte, die in der Weltpresse ein negatives Licht auf den NS-Staat geworfen hätten.

Im Frühjahr 1934 bekamen Popow, Tanew und Dimitrow von Josef Stalin die sowjetische Staatsbürgerschaft verliehen. Daraufhin wurden sie zunächst nach Königsberg und von dort nach Moskau ausgeflogen. In der Sowjetunion galt Tanew wie die anderen beiden zunächst als Held, wurde später aber im Zuge der stalinistischen Säuberungen verhaftet.

Von 1956 bis 1959 war er Erster Botschaftsrat der Botschaft der Volksrepublik Bulgarien in der Deutschen Demokratischen Republik.

Literatur

  • Pierre Gregoire: Der Reichstagsbrand, 1978.
  • Sven Felix Kellerhoff: Der Reichstagsbrand, 2008.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Popow — (auch: Popov, kyrillisch Попов) ist ein Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Name ist im russischen Sprachraum verbreitet. Der Name ist ein Berufsname und abgeleitet vom orthodoxen Priesterrang Pope. Die Bezeichnung ist heute eher… …   Deutsch Wikipedia

  • Reichstagsbrand — Feuerwehrleute vor dem brennenden Reichstag Mit Reichstagsbrand wird der Brand des Reichstagsgebäudes in Berlin in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 bezeichnet. Der Brand beruhte auf Brandstiftung. Am Tatort festgenommen wurde Marinus… …   Deutsch Wikipedia

  • Wassil Tanew — Wassil Konstantinow Tanew (bulgarisch Васил Константинов Танев, deutsch veraltet Wassil Konstantinoff Taneff, auch Vasil Taneff; * 21. November 1897 oder 1898 in Gevgelija, Osmanisches Reich; † 9. Oktober 1941 in Evangelistra) war ein… …   Deutsch Wikipedia

  • 1933 — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 19. Jahrhundert | 20. Jahrhundert | 21. Jahrhundert   ◄ | 1900er | 1910er | 1920er | 1930er | 1940er | 1950er | 1960er | ► ◄◄ | ◄ | 1929 | 1930 | 1931 | 1932 |… …   Deutsch Wikipedia

  • 21. September — Der 21. September ist der 264. Tag des Gregorianischen Kalenders (der 265. in Schaltjahren). Zum Jahresende verbleiben 101 Tage. Historische Jahrestage August · September · Oktober 1 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Braunbuch — Unter der Bezeichnung Braunbuch sind mehrere Materialsammlungen erschienen, die nationalsozialistische Täter anprangern oder faschistische Tendenzen aufzeigen sollten. Inhaltsverzeichnis 1 Braunbuch 1933 2 Braunbuch über Naziverbrecher in hohen… …   Deutsch Wikipedia

  • Dimitroff — Dimitrow (rechts) bei Stalin in Moskau, 1936 Georgi Dimitrow Michajlow (bulgarisch Георги Димитров Михайлов; * 18. Juni 1882 in Kowatschewzi, bei Radomir; † 2. Juli 1949 im Sanatorium Barwicha bei Moskau), meist nur Georgi Dimitrow genannt, war… …   Deutsch Wikipedia

  • Georgi Dimitroff — Dimitrow (rechts) bei Stalin in Moskau, 1936 Georgi Dimitrow Michajlow (bulgarisch Георги Димитров Михайлов; * 18. Juni 1882 in Kowatschewzi, bei Radomir; † 2. Juli 1949 im Sanatorium Barwicha bei Moskau), meist nur Georgi Dimitrow genannt, war… …   Deutsch Wikipedia

  • Georgi Dimitrov — Dimitrow (rechts) bei Stalin in Moskau, 1936 Georgi Dimitrow Michajlow (bulgarisch Георги Димитров Михайлов; * 18. Juni 1882 in Kowatschewzi, bei Radomir; † 2. Juli 1949 im Sanatorium Barwicha bei Moskau), meist nur Georgi Dimitrow genannt, war… …   Deutsch Wikipedia

  • Georgi Dimitrow — Dimitrow (rechts) bei Stalin in Moskau, 1936 Georgi Dimitrow Michajlow (bulgarisch Георги Димитров Михайлов; * 18. Juni 1882 in Kowatschewzi, bei Radomir; † 2. Juli 1949 im Sanatorium Barwicha bei Moskau), meist nur Georgi …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”