Blériot 5190

Blériot 5190
Die Blériot 5190 Santos-Dumont, 1934

Die Blériot 5190 war ein französisches Flugboot, das im November 1934 den ersten französischen kommerziellen Postflug über den Südatlantik und dann von 1935 bis 1937 den Luftpostdienst der Air France über den Südatlantik durchführte. Es gab von ihr nur ein einziges Modell.

Inhaltsverzeichnis

Konzept, Bau und Technische Daten

Die Maschine wurde von Filippo Zappata konstruiert und bei Blériot Aéronautique in Suresnes im Auftrag des französischen Luftfahrtministeriums gebaut, um im Luftpostdienst nach Südamerika eingesetzt zu werden. Es war ein Hochdecker mit einer etwas ungewöhnlichen Form. Der aus Duraluminium gefertigte Rumpf war sehr niedrig gehalten und glich in seiner Form eher einem U-Boot. Die vier-köpfige Besatzung (Kommandant, zwei Piloten, ein Mechaniker) und die Funkanlage waren in einem großen, halbrunden Pylon untergebracht, der einem U-Boot-Turm ähnelte und die große Parasol-Tragflächen mit dem Rumpf verband. Dieser „Kommandostand“ war 4,00 m lang, 1,20 m breit und 2,50 m hoch. Drei der vier Motoren befanden sich an der Vorderseite der Tragfläche, ein vierter mit einem Druckpropeller mittig an deren Rückseite hinter der Pilotenkanzel. Die Tragflächen waren so dick, dass es möglich war, Motorenreparaturen während des Flugs durchzuführen. An beiden Seiten des Rumpfes befand sich je ein Schwimmer von 3 m3 Volumen unter den textil-bespannten Tragflächen. Das Flugzeug war 26,00 m lang und hatte eine Spannweite von 43,00 m. Die Tragflächengröße betrug 236 m2.

Das Flugboot hatte ein Leergewicht von 12.750 kg und eine Startmasse von maximal 22.000 kg. Die vier wassergekühlten Hispano-Suiza Zwölf-Zylinder-V-Motoren des Typs 12Nbr leisteten jeweils 485 Kilowatt (650 PS) und ermöglichten eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h. Für die transatlantischen Flüge konnten in 16 im Rumpf eingebauten Tanks bis zu 11.684 Liter (8500 kg) Treibstoff mitgeführt werden, und die Reichweite betrug damit 5000 km. Die zulässige Nutzlast betrug dabei lediglich 600 kg, da bei diesen Hin- und Rückflügen eine Doppelbesatzung von acht Mann mitflog. Für kürzere Flüge im Mittelmeerraum, die eine geringere Treibstoffmenge benötigt hätten, war eine Passagierkapazität von bis zu 60 Personen geplant, aber dazu kam es nicht.

Die Santos-Dumont

Die Maschine absolvierte ihren Erstflug am 3. August 1933[1] bei Caudebec-en-Caux mit dem Blériot-Chefpiloten Lucien Bossoutrot[2] am Steuerknüppel und dem Konstrukteur, Filippo Zappata, an Bord. Die Maschine, mit einem Startgewicht von 16,2 Tonnen, hob nach 17 Sekunden von der Seine ab. Es folgten etwa fünf Monate Tests bei Caudebec-en-Caux und Cherbourg, die am 6. Januar 1934 beendet wurden.

Die Maschine wurde, als Leihgabe des Luftfahrtministeriums, am 19. November 1934 von der Air France mit der Kennung F-ANLE registriert und zu Ehren des im Juli 1932 aus dem Leben geschiedenen Luftfahrtpioniers Alberto Santos Dumont auf den Namen Santos-Dumont getauft. Bossoutrot verlegte das Flugboot zunächst auf den Étang de Berre bei Marseille und flog es danach am 22. November nach Port-Lyautey in Marokko und am 23. von dort nach Dakar. Am 27. November 1934 flogen er und seine acht-köpfige Besatzung (darunter als Flugingenieur der spätere Admiralstabschef Henri Nomy) dann in 16 Stunden und 15 Minuten nach Natal und vollendeten damit den ersten französischen kommerziellen Postflug über den Südatlantik.

Nachdem eine zweite Testüberquerung im Dezember ebenfalls erfolgreich verlaufen war, nahm die Maschine am 4. Februar 1935 den Linienpostdienst für die Air France über den Südatlantik auf. Bis zum 1. April 1935 machte sie, zu dieser Zeit die einzige dafür verfügbare Maschine, neun planmäßige Hin- und Rückflüge, einen pro Woche. Danach traten eine Latécoère 300 der ehemaligen, im August 1933 übernommenen Aéropostale, die Croix du Sud,[3] und die Farman F.220B[4]namens Le Centaure hinzu, mit denen sie sich diese Aufgabe teilte. Die Santos-Dumont wurde nach dem Eintreffen dieser beiden Maschinen drei Monate lang zwecks Überholung aus dem Verkehr gezogen und nahm ihren Dienst erst im Juli 1935 wieder auf. Im März 1936 wurde sie, nach ihrer 30. Atlantiküberquerung, erneut aus dem Liniendienst abgezogen und zu einer Grundüberholung auf den Étang de Berre bei Marseille gebracht. Sie nahm die Südamerikaflüge erst im April 1937 wieder auf, wurde dann aber bereits im Juni 1937 endgültig ausgemustert, nach insgesamt 38 Dakar-Natal-Dakar Flügen.

Nachspiel

Da Anfang 1935 die Santos-Dumont das einzig verfügbare Transatlantik-Flugboot war, bestellte das Luftfahrtministerium drei weitere Exemplare der Blériot 5190. Um den Bau zu finanzieren, nahm die durch den Bau der ersten Maschine bereits mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfende Blériot Aéronautique hohe Darlehen auf. Als der Bauauftrag dann überraschend ohne Erklärung und ohne Entschädigung im Frühjahr 1936 storniert wurde, zwang dies die Firma in den Bankrott.

Einzelnachweise

  1. In der Literatur wird auch der 11. August genannt.
  2. http://fr.wikipedia.org/wiki/Lucien_Bossoutrot
  3. http://fr.wikipedia.org/wiki/Lat%C3%A9co%C3%A8re_300
  4. http://de.wikipedia.org/wiki/Farman_F.220

Literatur

  • Michael J. H. Taylor: Jane's Encyclopedia of Aviation. London, 1989

Weblinks


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