Boreal (Klimastufe)

Boreal (Klimastufe)
Serie Klimastufe Pollen-
zone
Zeitraum
Holozän Subatlantikum X 450 v.Chr. bis heute
IX
Subboreal VIII 3.710–450 v.Chr.
Atlantikum VII 7.270–3.710 v.Chr.
VI
Boreal V 8.690–7.270 v.Chr.
Präboreal IV 9.610–8.690 v.Chr.
Pleistozän
Jüngere Dryaszeit III 10.730–9.700 ± 99 v.Chr.

Das Boreal ist in der Erdgeschichte der zweitälteste Zeitabschnitt des Holozäns in Nordwesteuropa. Es dauerte von 8690 bis 7270 v. Chr.[1] und bildet einen Teil der Blytt-Sernander-Klassifikation, einer Einteilung der letzten 14.000 Jahre anhand von Torfmoorablagerungen durch den Norweger Axel Blytt und den Schweden Rutger Sernander. Dem Boreal geht das Präboreal voraus, es folgt das Atlantikum. Das Boreal entspricht den Pollenzonen II von W. H. Zagwijn[2] und V. von Litt et al. 2001.[3]

Inhaltsverzeichnis

Klima

Das Boreal fällt im Rahmen der holozänen Warmzeit in die Phase vor dem ersten Temperaturmaximum, dem Früh-Atlantikum. Die Temperaturen liegen bereits deutlich über den heutigen.

Geologie

Der Meeresspiegel stieg infolge des weltweiten Abschmelzens des Eises langsam an: das Boreal war der letzte Zeitraum des Holozäns, in dem England mit dem europäischen Festland verbunden war. Die Nordsee erweiterte sich zunehmend.

Pflanzen- und Tierwelt

Während des Boreals wuchsen zunehmend mehr wärmeliebende Pflanzen in Nordeuropa. Beispiele dafür sind der Gemeine Efeu und die Weißbeerige Mistel, die sich in dieser Zeit bis nach Dänemark verbreiteten. Innerhalb der Pollenzone V wurden die Pionierpflanzen des Präboreals zunehmend ersetzt durch Kiefernwald im Verein mit Beständen der Gemeinen Hasel (Corylus avellana), eine Vergesellschaftung, die von Palynologen Kiefern-Haselwald genannt wird. Gegen Ende des Boreals änderte sich die Zusammensetzung der Vegetation durch das zunehmende Aufkommen von verschiedenen Eichenarten, so dass der Eichen-Mischwald zur bestimmenden Waldform wurde. Kiefer, Birke und Hasel wurden durch Eichen, Ulmen, Linden und Erlen ersetzt. In den Mooren wuchsen Arten wie der Breitblättrige Rohrkolben (Typha latifolia).

Die Wälder wurden bevölkert von Hirschen, Wildschweinen, Wölfen, Bären, Luchsen und Auerochsen. In Sumpfgebieten und an Flüssen lebten Biber (Castor fiber) und Otter (Lutra lutra), Fischarten wie Hechte und Welsartige kamen in großer Anzahl vor.

Der Mensch im Boreal

Hauptartikel: Mittelsteinzeit

Das Boreal fällt in die Mittelsteinzeit, in der die Menschen in Mittel- und Nordeuropa immer öfter und länger die gleichen Siedlungsplätze bewohnten, und von dort aus als Jäger und Sammler ihre Nahrung beschafften. Auch wenn im Nahen Osten und in Südeuropa die Landwirtschaft schon in größerem Stil verbreitet war, sollte dieser Umschwung in Nordeuropa erst tausende Jahre später stattfinden. Dies wird darauf zurückgeführt, dass der Wald Nahrung in ausreichender Menge bot, so dass es hier nur zur Brandrodung kleiner Gebiete kam.[4]

Unter anderem durch den an der Wytschegda liegenden archäologischen Fundplatz Vis I sind einige Einzelheiten vom Leben der Menschen während des Boreals bekannt geworden.[5][6] Die Bewohner der Siedlung konnten Körbe und Netze aus Pflanzenfasern herstellen, und Funde von Paddeln lassen regelmäßig unternommene Bootstouren schließen. Im Winter wurden Schlitten als Fortbewegungsmittel verwendet. Waffen wie Bogen, Pfeile und Speere wurden gefunden und Gebrauchsgegenstände waren mit Motiven wie Schlangen, Menschen und Tieren verziert.

Einzelnachweise

  1. Gliederung des Holozän. Geozentrum Hannover (pdf-Datei, 405 kB)
  2. Waldo Heliodoor Zagwijn: Nederland in het Holoceen. In: Rijks Geologische Dienst Haarlem (Hrsg.): Geologie van Nederland. Deel 1, 46 S., Staatsuitgeverij, 's-Gravenhage 1986.
  3. T. Litt, A. Brauer, T. Goslar, J. Merkt, K. Balaga, H. Müller, M. Ralska-Jasiewiczowa, M. Stebich & J. F. W. Negendank: Correlation and synchronisation of Lateglacial continental sequences in northern central Europe based on annually laminated lacustrine sediments. In: Quarternary Science Reviews. 20, 2001, S. 1233–1249.
  4. J. A. A. Bos: Aspects of the Lateglacial-Early Holocene vegetation development in Western Europe. Palynological and palaeobotanical Investigations in Brabant (the Netherlands) and Hessen (Germany). In: LPP Contributions Series. 10, Utrecht 1998 (Dissertation).
  5. G. M. Burov: Die Holzgeräte des Siedlungplatzes Vis I als Grundlage für die Periodisierung des Mesolithikus im Norden des Europäischen Teils der UdSSR. In: P. M. Vermeersch und P. van Peer (Hrsg.): Contributions to the Mesolithic in Europe. University Press, Leuven 1990, S. 335–344.
  6. G. M. Burov: On Mesolithic means of water transportation in northeastern Europe. In: Mesolithic Miscellany. 17, Nr. 1, 1996, S. 5–15 (Online-Version; pdf-Datei; 1,2 MB).

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