- Gneis- und Granitplateau
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Das Österreichische Gneis- und Granitplateau, auch Granit- und Gneishochland, ist eine der drei Großlandschaften Österreichs, und bildet das Mühlviertel Oberösterreichs, und das Waldviertel Niederösterreichs. Es ist der österreichische Anteil an der Böhmischen Masse, und wird darum in der regionalen Literatur auch schlechterdings so genannt.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Landschaft
Österreich umfasst drei grundlegende Naturräume[1][2]: Die Österreichischen Alpen, die Vorländer und randalpinen Becken, und das Gneis- und Granithochland.
Das Granit- und Gneishochland ist die nördlichste und kleinste der österreichischen Großlandschaften, umfasst rund 10% des Staatsgebiets[2] und liegt links der Donau in den Bundesländern Niederösterreich (Weinviertel, Waldviertel) und Oberösterreich (Mühlviertel). Im Süden grenzt es an das Österreichische Alpenvorland (kleine Teil befinden sich dabei südlich der Donau), im Osten an das Tullnerfeld und das Weinviertel. Im Norden gilt die österreichische-tschechische Staatsgrenze als Abschluss der Region. Auf tschechischer Seite schließen sich die Höhenzüge der Böhmisch-Mährischen Höhe (Vysočina), das Gratzener Bergland (Novohradské hory) – dessen Grenzzone zu Österreich man Freiwald nennt – und der Böhmerwald (Šumava) an. Im Westen grenzt Bayern mit dem Bayrischen Wald und dem Neuburger Wald an.
Das Gneis- und Granitplateau ist eine Mittelgebirgsregion, die aus einem teils welligem und kuppigem, an den Rändern gestaffelten, teils stark gefurchten Hochplateau mit Durchschnittshöhen um die 750 m besteht. Das Landschaftsbild wird als Rumpflandschaft bezeichnet, ein über lange geologische Zeiträume stark überprägtes, altes Gebirge, das das böhmische Massiv bildet.
Gliederung
Der Nordwesten ist von den Ausläufern des Böhmerwalds geprägt, mit dem hohen Böhmerwald als Zentralkette, den Süden bildet das Mühlviertler Hochland. Die rund 25 km breite Feldaistsenke zwischen dem Sternstein (1.122 m ü. A.) und dem Viehberg (1.112 m ü. A.) trennt den Böhmerwald und den Freiwald voneinander und ist mit rund 675 m ü. A. (bei Summerau) der niedrigste Übergang vom Donauraum in den Moldauraum im Mühlviertel. Mühl- und Waldviertel sind durch den Freiwald (Gratzener Bergland) und den Weinsberger Wald voneinander getrennt – diese Zone, mit Ostrong und Jauerling nennt man Hohes Waldviertel. Der Osten (das Waldviertel) steigt von der Donau steil an, und fällt gegen Norden ab, um dann wieder in die Böhmisch-Mährische Höhe überzugehen.
Die Gipfel übersteigen selten die kolline Höhenstufe, die höchste Erhebungen ist der Plöckenstein mit 1.379 m ü. A., der in die Kette des hohen Böhmerwalds gehört. Weitere hohe Gipfel sind der markante Sternstein (1.122 m ü. A.) und der Viehberg (1.112 m ü. A.) im Mühlviertel, sowie Tischberg (1.056 m ü. A.), Weinsberg (1.041 m ü. A.) und Ostrong (1.061 m ü. A.) im Waldviertel. Den Ostrand bildet der Manhartsberg (537 m ü. A.).
Eingebettet in diese Hochlagen befinden sich die Zentralräume des Granit- und Gneisplateaus: Im Mühlviertel das Zentralmühlviertler Hochland mit dem Freistädter Becken, die südlichen Böhmerwaldausläufer mit dem Mühltal, die südlichen Mühlviertler Randlagen (Klamer Becken, Gallneukirchner Becken) sowie das Leonfeldner Hochland, das Aist-Naarn-Kuppenland und der Freiwald und Weinsberger Wald.
Das östliche niedere Waldviertel wird gebildet vom Zwettler Land mit Ottenschlager Hochland, dem Kamp-Kremser Hochland, und der Gföhler Hochfläche. An der Nordgrenze finden sich noch die Senke von Gmünd, die den Südteil des sich ins tschechische erstreckenden Wittingauer Beckens (Třeboňská) bildet, das Litschauer Ländchen und – durch Wieningerberg (Predigtstuhl) und die Wild getrennt – das Thayahochland und das obere Thayatal. An der Grenze zum Weinviertel liegt das weitläufige Horner Becken.Zum Gneis- und Granithochland zählen auch die von der Donau abgeschnittenen Gesteinsmassen sowie deren Durchbruchstäler: Der Sauwald (895 m ü. A.) zwischen Eferding und Passau mit dem namentlich nicht benannten Tal der Donau über die Schlögener Schlinge bis Aschach, der Kürnberger Wald (Linzer Durchbruch) bei Linz, der Kristallinsporn von Wallsee, die Neustadtler Platte und der Strudengau (Greiner Durchbruch), der Hiesberg südlich des Nibelungengaus (der als Randbucht gilt), sowie Dunkelsteinerwald (725 m ü. A.) und die Wachau
Vegetation und Klima
In den weiten Mulden und Talungen prägt Landwirtschaft das Bild, auf den Hochflächen und Rücken herrscht Fichten-Tannen-Buchen-Mischwald (subherzynischer Typus) vor, in weiten Bereichen aber forstwirtschaftliche Fichten-Ersatzkulturen. In den Tieflagen dominieren diverse Buchenmischwald-Formen, es findet sich auch Stieleichen-Hainbuchenwald und gegen Osten Rotföhren-Eichenwald. Hochmoor-Bildung ist häufig, im Waldviertel sind Hoch- und Anmoore landschaftsbildend. Dort finden sich zunehmend Heideland.
Das Klima zeigt sich rau und kühl, atlantisch von borealem Typus, im feuchteren Westen auch mitteleuropäisches Übergangsklima genannt, im trockeneren Ostbereich (Weinviertel) zunehmend polar-subpolar und kontinental-pannonisch beeinflusst. Die Klimastufen liegen um 100 bis 250 m tiefer als in den Randalpen, das Jahresmittel um bis zu 1 °C niedriger[3]. Andererseits zeigt sich das Klima gleichmässiger als in den Nordalpen, und in Höhen um 900–1000 m ist noch Ackerbau möglich (in den Voralpen nurmehr Grünlandwirtschaft)[2]. Nebel ist häufig, die Niederschlagsmenge mit 700–1100 mm aber vergleichsweise gering, und nimmt gegen Osten an Regenmenge um grob 200 mm ab, und an Dauerwind – vorherrschend aus Nordwest bis Nord – zu. Innerhalb der Zone zeigt sich jedoch ein extremes Klimagefälle: Der äußere Nordwesten gehört mit 1500 mm zu den regenreichen Zonen Österreichs, der Nordosten mit 560 mm (Horner Mulde) zu den trockensten; bei Zwettl liegt ein Kältepol Österreichs (Jahresmittel 6–7 °C[4]; −36,6 °C, Februar 1929[5]), und nur knapp 50 km entfernt die Wachau als Weinbaugebiet von Weltruf (9 °C Mittel[6]).
Die Böden zählen vornehmlich zur Braunerde-Podsolreihe und sind als Verwitterungsgrus nur selten fruchtbar, nur im Osten kommt auch schwerer Boden vor, an der Flanke zum Weinviertel tertiäre Strandterassen mit periglazialen Lössdecken.
Geologie
Namensgebend sind die Granite und Gneise, die die böhmische Masse aufbauen. Im Zentrum überwiegt der Granit (steinige Böden) und im Westen und Osten Gneis mit tiefgründigen Böden. Als Besonderheit treten schmale lange Züge von Marmor[2] auf, sowie Kaolin (bei Schwertberg[1]). Die Granite und Gneise werden zahlreich abgebaut (Herschenberger Granit, Neuhauser Granit, Aalfanger Granit, Hartberger Granit, Schremser Granit Feinkorn, Gebhartser Syenit, Wachauer Marmor).[7] Besonders im Granit tritt häufig Wollsackverwitterung auf, typische Geländeformbildungen sind Felsenmeere, Wackelsteine und Felskanzeln.
Die Böhmische Masse ist ein geologisch altes Gebiet Zentraleuropas, der Rumpf eines variszischen Gebirgs, welches durch diverse Brüche in Schollen zerlegt wurde. Der Hauptteil des österreichischen Hochlands wird vom Moldanubikum, einer frühen Phase vor etwa 350–400 Millionen Jahren, gebildet. Es hat das Moravikum, die Ostmasse, entlang einer S-förmigen Linie Schönberg am Kamp – Geras – Frain (Vranov) überschoben. Sie zeichnet sich durch niedrigeren Metamorphosegrad und einen höheren Anteil von vorvariszischen Granitgneisen (cadomische Orogenese 650–545 mya). Ältestes bekanntes Relikt ist aber der Dobra-Gneis, datiert auf 1377 mya.
Die Böhmische Masse war „Widerlager“ der Alpenbildung; sie reicht unter der Molasse des Alpenvorlandes bis weit unter den Alpenrand.
- Siehe auch: Erdgeschichte Niederösterreichs
Hydrologie
Das Gebiet entwässert fast gänzlich zur Donau und ins Schwarzen Meer, die Südflanke mit tiefen, teils schluchtartigen, mäandrierenden Tälern direkt, im Norden kleine Anteile über die Moldau zur Elbe und in die Nordsee: Die europäische Hauptwasserscheide verläuft durchs Granit- und Gneisplateau.
Die wichtigsten Flüsse sind Donauabwärts von West nach Ost (Donauabwärts):
- Südabbruch direkt zur Donau: Ranna, Kleine Mühl, Große Mühl, Große Rodl mit Kleiner Rodl, Große Gusen mit Kleiner Gusen, Aist mit Feldaist und Waldaist, Naarn, Schwarzaubach, Große Ysper mit Kleiner Ysper (Ysperklamm), Große Krems mit Kleiner Krems, Kamp mit dem Ottensteiner Stausee, Purzelkamp (kleiner Kamp) und Ritterkamp (dem zweiten kleinen Kamp) sowie Zwettl
- Horner Becken: Taffabach und Pulkau zur Schmida in die Donau
- Nordteil: Thaya zur March in die Donau
Zur Nordsee:
- Lainsitz (Lužnice) mit Braunaubach über Moldau zur Elbe
- sowie ein kleiner Anteil am Lipnostausee der Moldau
Alle diese Flüsse zeichen sichdurch ein rötlichbrauens, stark eisenhaltiges und kalkfreies Wasser aus, von – im Bereich des Granit- und Gneislandes – ausgezeichneter Wasserqualität im limnologischen Sinne.
Literatur
- W. Kilian, F. Müller, F. Starlinger; Forstliche Bundesversuchsanstalt (Hrsg.): Die forstlichen Wuchsgebiete Österreichs. Eine Naturraumgliederung nach waldökologischen Gesichtspunkten. Wien 1993, ISSN 0374-9037, Hauptwuchsgebiet 9: Mühl- und Waldviertel, S. 83ff (Webdokument, pdf; online: Hauptwuchsgebiet 9. Institut für Waldökologie und Boden, BfW, 2000-09-08. Abgerufen am 6. März 2008.).
- Max H. Fink, Otto Moog, Reinhard Wimmer; Umweltbundesamt (Hrsg.): Fliessgewässer-Naturräume Österreichs. Wien 2000, ISBN 3-85457-558-0, Fliessgewässer-Naturräume 5: Granit – und Gneishochland, S. 83ff (link auf pdf. Umweltbundesamt. Abgerufen am 6. März 2008. ; = Monographien Band 128).
Weblinks
- Die Böhmische Masse: Österreichs Ältestes Gebirge, RockyAustria, Geologische Bundesanstalt Wien
Einzelnachweise
- ↑ a b Gemeinschaftsinitiative LEADER + Programmplanungsdokument Österreich. Strukturfondsperiode 2000 - 2006. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. Genehmigt 26. März 2001 K(2001)820 (Webdokument, pdf 1,1 MB)
- ↑ a b c d Fink, Moog, Wimmer: Fliessgewässer-Naturräume 6.1 Die Grosslandschaften, S. 26ff
- ↑ Kilian, Müller, Starlinger: Hauptwuchsgebiete, S. 29
- ↑ Gebietsbeschreibung Zwettl. Proseminar Angewandte Geoinformation, 2004. Abgerufen am 2008-03-06.
- ↑ Reinhard Müller: Große Chronik von Gramatneusiedl, Marienthal und Neu-Reisenberg 1928 bis 1929. Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich, 2007. Abgerufen am 2008-03-06.
- ↑ Karte 40 Jänner/Juliisothermen. In: Konzenn-Atlas, Ed.Hölzel, Wien, 101. Auflage 1975
- ↑ Natursteine in Österreich, Vereinigung Österreichischer Natursteinwerke, naturstein.at
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