- Włodzimierz Borodziej
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Włodzimierz Borodziej (* 1956 in Warschau) ist ein polnischer Historiker, der sich auf Zeitgeschichte spezialisiert hat.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sein Studium beendete er 1979 an der Universität Warschau. 1984 erhielt er an derselben Universität den Doktorgrad. Die Habilitation erfolgte 1991 über das Thema Polen in den internationalen Beziehungen 1945–1947/Polska w stosunkach międzynarodowych 1945–1947. 2004 erhielt er den Professorentitel in Humanwissenschaften. In den Jahren 1999–2002 war er Prorektor der Universität Warschau.
Im Jahr 2002 erhielt er zusammen mit Janusz Reiter, Markus Meckel und Rudolf von Thadden den Viadrina-Preis der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Im April 2010 wurde ihm von der Stadt Oldenbourg der Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik verliehen.[1]
Seit Oktober 2010 leitet Borodziej zusammen mit Joachim von Puttkamer das Imre Kertész Kolleg – Osteuropa im 20. Jahrhundert. Historische Erfahrung im Vergleich an der Universität Jena[2]
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Terror i polityka: policja niemiecka a polski ruch oporu w GG 1939–1944 (1985, ISBN 8321107184)
- Od Poczdamu do Szklarskiej Poręby: Polska w stosunkach międzynarodowych 1945–1947 (1990, ISBN 0906601770)
- Polska i Niemcy: krótki przewodnik po historii sąsiedztwa (1999, Mitautor, ISBN 8391034402)
- Der Warschauer Aufstand 1944 (2001, ISBN 3100078063)
- Gdyby… całkiem inna historia Polski: historia kontrfaktyczna (2009, ISBN 9788324716760)
- Geschichte Polens im 20. Jahrhundert (2010, ISBN 9783406606489)
Kontroverse
In einem am 2. Mai 2008 in Rzeczpospolita erschienenen Artikel warf der Historiker Bogdan Musiał Borodziej vor, seine wissenschaftliche Karriere in hohem Maße der Förderung durch den polnischen Staatssicherheitsdienst SB verdankt zu haben. Wiktor Borodziej, sein Vater, war demnach leitender SB-Offizier und habe die Karriere des Sohnes u.a. durch Entsendung in die deutsch-polnische Schulbuchkommission gefördert, die der Kontrolle des Zentralkomitees der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei sowie des SB unterlag. Es folgten weitere Publikationen in den polnischen Medien zu Verbindungen Borodziejs zum SB. Sein Vater war in den achtziger Jahren für Spionage und für Aktionen in der Bundesrepublik verantwortlich.
Die in diesen Veröffentlichungen vorgenommene Verbindung der Geheimdienstvergangenheit des Vaters von Włodzimierz Borodziej und dessen wissenschaftlicher Karriere führten zu Protesten innerhalb der deutschen und polnischen Wissenschaft und Presse. In der Rzeczpospolita-Ausgabe vom 2.–4. Mai 2008 bezeichneten 63 polnische Historiker in einem offenen Brief den Artikel vom 2. Mai 2008 als einen „emotionsgeladenen Angriff, der vermutlich persönlichen Gründen entspringt.“ Die Gleichsetzung heute agierender Personen mit den Biografien ihrer Familienmitglieder wecke bei ihnen die schlimmsten Assoziationen.[3]
Dennoch veröffentlichte die rechtskonservative Gazeta Polska am 17. November 2009 einen ganzseitigen Artikel mit weiteren Materialien zur angeblichen Verbindung zwischen Borodziej und dem SB, indem weiteren Personen aus Borodziejs Familie und beruflichem Umfeld ein Zusammenarbeit mit dem SB vorgeworfen wurde. Demnach habe auch seine Mutter für den SB gearbeitet, ebenso wie sein Doktorvater und die beiden Rezensenten seiner Dissertation. Der SB habe überdies wiederholt die Passbehörden angewiesen, dafür Sorge zu tragen, dass Borodziej rechtzeitig zu den Terminen in der Bundesrepublik seine Reisedokumente erhält.[4] Für eine Zusammenarbeit Borodziejs mit dem SB präsentiert der Autor jedoch keine Belege.
Weblinks
- Rezensionen zu Werken von Włodzimierz Borodziej bei perlentaucher.de
- Nauka Polska: Włodzimierz Wiktor Borodziej
- Profil auf einer Seite des Historischen Instituts der Universität Warschau
- Publikationen von und über Włodzimierz Borodziej bei Litdok Ostmitteleuropa / Herder-Institut (Marburg)
Einzelnachweise
- ↑ Radio Bremen, Auszeichnung der Stadt Oldenburg - Historiker Borodziej erhält Ossietzky-Preis, 4. Mai 2010.
- ↑ Website der Universität Jena, Mitarbeiter, abgerufen am 30. Dezember 2010.
- ↑ Zeitgeschichte Online, Die Debatte um Bogdan Musiałs Artikel „Der unschuldige Stalin und die bösen Polen“, abgerufen am 30. Dezember 2010.
- ↑ Tadeusz Olszak: Z gwiazdozbioru wywiadu PRL. 17. November 2009, abgerufen am 27. Januar 2011.
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