Botschaftsfunk

Botschaftsfunk
Kurzwellenrichtantenne auf der Botschaft der VR China in Berlin
Antennen der Bundeswehr-Fernmeldeaufklärung in Gablingen. Mit ihr können auch Signale von diplomatischen Vertretungen überwacht werden.

Als Botschaftsfunk wird der Funkverkehr zwischen den diplomatischen Niederlassungen (Botschaften, Konsulate u.a.) eines Landes und dem Heimatland. Zweck ist eine sichere und störungsunanfällige Kommunikation zwischen den Niederlassungen (in der Regel Botschaften) und dem Mutterland zu gewährleisten, unabhängig von nationalen Kommunikationsnetzen und kommerziellen Anbietern. In vielen Fällen nutzen Botschaften auch militärische und nachrichtendienstliche Funktechnik zur Nachrichtenübermittlung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden in vielen Botschaften Kurzwellen-Röhrensender installiert, die mittels Morsetelegraphie Botschaften in das jeweilige Heimatland sendeten. Politische und strategische Nachrichten wurden meist verschlüsselt. Da Botschaften schon immer auch ein wichtiger Standort für nachrichtendienstliche Aktivitäten war, gewann die Übermittlung von Nachrichten von diplomatischen Vertretungen an das Heimatland im Vorfeld und während des 2. Weltkrieges zunehmend an Bedeutung.

Mit Beginn des Kalten Krieges wurde auf eine vom Gastland unabhängige Kommunikationsinfrastruktur geachtet und weltweit systematisch Kurzwellennetze zwischen den Botschaften und dem Heimatland installiert.

Als am 11. September 2001 im Raum Washington und New York alle öffentlichen Kommunikationsmittel inklusive Satellitenverbindungen ausfielen, hielt die Schweizer Regierung über ihr Botschaftsfunksystem Kontakt zu der Schweizer Botschaft in Washington.[1]

Auch bei dem schweren Erdbeben in Chile im Mai 2010 fielen die regulären Kommunikationswege aus oder waren überlastet. Die deutsche Botschaft in Santiago blieb über Funk mit dem Auswärtigen Amt in Berlin verbunden und koordinierte ihre Mitarbeiter in Chile über ein internes Funknetz.

Technik

Traditionell wird im Botschaftsfunk Kurzwellenfunk eingesetzt. In der Anfangszeit wurden Botschaften per Morsetelegraphie übermittelt, später per Fernschreiber (z.B. PACTOR) und Fax (Bildübertragung). Zunehmend spielt der internationale Satellitenfunk eine Rolle, wobei dieser leicht abgehört werden kann. Funksignale von Botschaften sind häufig für die Fernmeldeaufklärung (Signals Intelligence) anderer Länder von Interesse. Die elektronische Aufklärungsorganisationen von Regierungen, wie die National Security Agency (USA), das Government Communications Headquarters (UK), die Försvarets Radioanstalt (Schweden), die "Bundesstelle für Fernmeldestatistik" (Abteilung 2 des Bundesnachrichtendienstes) und andere hören den Funkverkehr von Botschaften in ihren Ländern ab und werten gewonnen Informationen aus.

Deutschland

Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland betreibt ein Kurzwellenfunknetz, um mit seinen Botschaften und Konsulaten weltweit in Verbindung zu bleiben. Zunehmend gewinnt Satellitenkommunikation an Bedeutung. Auch die regulären Kommunikationswege (Internet, FAX, Telefon) werden verwendet. Funkkommunikation steht aber meist für Krisensituation weiter zur Verfügung.

Schweiz

Die Schweiz betreibt ein Kurzwellenfunknetz für ihre Botschaften. Dieses wird vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und dem Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) betrieben.

Die Schweizer Armee stellt auch die Aus- und Weiterbildung militärischer Spezialisten für den Einsatz in ausserordentlichen Lagen sicher. Hierfür ist die Führungsunterstützungsbrigade 41 (FU Br 41) zuständig.

Einzelnachweise

  1. Botschaftsfunk, Website des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport.

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