Feuerbrauchtum

Feuerbrauchtum

Feuerbrauchtum ist ein Sammelbegriff für das Abbrennen von Feuern im Brauchtum. Dabei handelt es sich durchwegs um Großfeuer, die heute vornehmlich in der Gemeinschaft ländlicher Dorfstruktur veranstaltet werden.

Inhaltsverzeichnis

Übersicht über Brauchformen

Wie die meisten Bräuche ist das Brauchtumsfeuer termingebunden, die wichtigsten Anlässe sind:[1]

Bei manchen dieser Bräuche ist das Verbrennen einer Figur fester Bestandteil.

Allgemeine Formen sind:

  • Feuerrad (Weihnachten, Neujahr, Karneval, Ostern oder Pfingsten)
  • Brauchtum um das Herdfeuer, weltweit seit der Antike überliefert, ist europaweit weitgehend ausgestorben.

Anlassgebunden sind etwa das Notfeuer (wohl germanisch, bis in das 20. Jh. erhalten) oder Erntedankfeuer (in Europa aber naturgemäß an einen Herbsttermin gebunden).

Rechtslage

Österreich

Bisher durften offene Großfeuer zu Veranstaltungszwecken des Brauchtums weitgehend problemlos abgehalten werden, einschlägige Sicherheits- und Brandschutzmaßnahmen wie die Anwesenheit der Feuerwehr – die Freiwilligen Feuerwehren sind aber traditionell eng ins Brauchtumsleben eingebunden – oder Brandwache auch nach Abbrand, wie auch vernünftigen Umgang mit den Brandmaterialien, vorausgesetzt.[2] Mit dem neuen Bundesluftreinhaltegesetz[3] wurden die bisherigen Landes-Luftreinhaltegesetze[4] außer Kraft gesetzt. Seither ist das Abbrennen von „Feuer im Rahmen von Brauchtumsveranstaltungen“ – zeitliche und räumliche Ausnahmegenehmigung durch Verordnung durch den Landeshauptmann vorausgesetzt[5] – nur dann zulässig, wenn die Feuer „ausschließlich mit biogenen Materialien beschickt werden“[6] Das ist insofern problematisch, da es bei manchen Brauchtumsfeuern, wie etwa auch dem in die UNESCO-Liste Immaterielles Kulturerbe in Österreich aufgenommenen Vorarlberger Funkensonntag und auch vielen anderen Feuerbräuchen, bei denen traditionell Figuren oder anderes über ein reines Feuer hinausgehende verbrannt werden, oder zu dem Zweck frisch geschlägertes Holz verwendet wird, nicht möglich ist, die strengen Vorgaben des Gesetzes einzuhalten. Das Gesetz wurde diesbezüglich als „weit über das Ziel [des Unterbindens unnötiger Luftverschmutzung, Anm.] hinausgeschossen“ bezeichnet,[7] von anderer Seite aber eine schärfere Regelung bezüglich des altbekannten Problems österlicher Abfallentsorgung[8] und dem Trend zu immer spektakuläreren Feuern – etwa auch unter Einsatz von Brandbeschleunigern – durchaus begrüßt.[9]

Siehe auch

  • Lärmbrauchtum

Literatur

  • Herbert Rauchenecker: Licht- und Feuerbräuche. Zeichen der Lebenssuche und der Lebensfreude. Verlag Sankt Michaelsbund, 2003, ISBN 978-392-082139-9
  • R. Wolfram: Die Jahresfeuer. In: Österr. Volkskundeatlas. Kommentar und Karten, 3. Lfg., 1968, Bl. 52, und 4. Lfg., 1971, Bl. 68,69.

Einzelnachweise

  1. Jahresfeuer. Institut für Europäische Ethnologie, Universität Innsbruck
  2. etwa Roman Häußl: Über das Verbrennen und Brauchtumsfeuer. In: NÖ Gemeindezeitung. Mai 2005 (Rechtslage vor Novelle 2010, Webrepro, ris.at, abgerufen am 6. Oktober 2010).
  3. Bundesluftreinhaltegesetz Vorlage:§§/Wartung/RIS-Suche 2002 id.g.F. BGBl. I Nr. 77/2010
  4. cf. § 10
  5. § 3 Z. 4
  6. § 1a Begriffsbestimmungen Z. 4
  7. Zitat ÖVP-Volkskultursprecherin LAbg. Walli Ebner, zit. n. Ausnahme für Sonnwendfeuer. In: Salzburger Nachrichten. 6. Oktober 2010, Lokalteil Salzburg Aktuell, S. 6 (Artikelarchiv)., cf. auch „Mit Kanonen auf Spatzen geschossen“. In: Salzburger Nachrichten. (Artikelarchiv). „Irrwitziges Verbot von Brauchtumsfeuern“. In: Salzburger Nachrichten. 30. September 2010 (Artikelarchiv).
  8. Peter Gspaltl, Christoph Sudy: Brauchtum oder Abfallentsorgung?. Projektarbeit zur Dienstprüfung für den höheren technischen Dienst. April 2000 (pdf, feinstaubfrei.at).
  9. vergl. auch Materialiensammlung auf Osterfeuer – Schwerpunkt: Luftverschmutzung im Raum Graz. Bürgerinitiative ALS, 16. Juli 2009, abgerufen am 6. Oktober 2010.

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