- Heischebrauch
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Ein Heischebrauch ist ein Brauch, bei dem es um das Fordern oder Erbitten von Gaben geht. Eine Sonderform ist der Einkehrbrauch, bei der man sich in der Stube des Gastgebers bewirten lässt.
Grundformen
Oft ziehen Kinder rituell durch die Straßen, das Erbitten (Heischen) erfolgt häufig durch das Aufsagen von Heischeversen. Eine andere Form ist die, in der die Jungmänner von Haus zu Haus ziehen. Dritte Form die, bei der es berufständische Mitglieder machen.
Anlässe für Heischebräuche sind Hochzeiten, Fastnacht, Neujahr oder der Ernteabschluss.
Zünftisches Heischebrauchtum
Noch bis in die 1960er Jahre wünschten die Müllmänner und die Schornsteinfeger ein Gutes Neues Jahr, um ein Trinkgeld zu erbitten. Neujahrstrinkgeld ist in weiten Landstrichen aber noch üblich, ebenso für Funktionen wie die Feuerwehr, oder Dienstleistungen wie Zeitungszusteller.
Regionale Heischebräuche
vor dem Winter, Kontext des Erntedanks:
- Äppelken poop Äppelken (‚Äpfelchen, kleine Äpfelchen‘): Bei diesem alten Heischebrauch, der jedes Jahr am Tag des Erzengels Michael (29. September) stattfindet, ziehen die Kinder in den Nachbarschaften, der Stadt Gescher, von Haus zu Haus und singen ein altes plattdeutsches Lied, worauf hin sie von den Bewohnern des Hauses Süßigkeiten bekommen. Bei diesem alten Brauch, der so wohl nur in Gescher erhalten geblieben ist, wurden den Kindern Äpfel geschenkt, z.B. das Fallobst oder zu kleine, für die Eigenverwertung nicht brauchbare Äpfel.
- Rübengeistern, auch Flenntippln, Rubebötz, o.ä.: Bei diesem traditionellen Brauch werden Futter- oder Zuckerrüben nach der Erntezeit ausgehöhlt und an einer Seite Fratzen hineingeschnitten. Mit einer Kerze von innen beleuchtet, werden die Rübengeister ans Fenster oder vor Häuser gestellt, oder die Kinder erheischen damit kleine Gaben.
- Halloween (1. November), ursprünglich irisch, über das US-amerikanische heute weltweit zu finden
- Andreasnacht in bestimmten Regionen
- Anklöpfeln in der Adventszeit im Alpenraum
- Einkehrbrauchtum des Nikolaus und seiner Begleiter: Buttnmandllauf, Berchtesgadener Land
- Nikolauslaufen der Kinder: Glowesabend im Kasseler Raum, Sunnerklauslaufen in und um Bremen
- Martinssingen: bezogen auf den Heiligen Martin (auch: Gripschen, Dotzen, Schnörzen, Mätensingen oder Mattenherrn genannt; in katholischen Gebieten)
- Martinisingen: bezogen auf Martin Luther (in evangelischen Gebieten, vor allem im norddeutschen Raum)
Weihnachten/Rauhnächte Vorweihnacht (Thomasnacht)/Anfang Januar (Dreikönigstag):
- Julklapp in Skandinavien zur Weihnachtszeit
- Perchtenläufe, regional mit Einkehrbrauchtum: Glöckler im Salzkammergut und Nachbarregionen
an Silvester
- Rummelpottlaufen in Norddeutschland
speziell Dreikönigstag (Epiphanias):
- Sternsingen, inzwischen zur karitativen Veranstaltung umgewandelt
Karneval, Fastnacht und Fasching:
- Faschingsrennen im Murtal/Steiermark
- Heischesingen der Kinder während der Faschingstage in der Eifel
- Faslam in Nordwestdeutschland
im Frühjahr und Ostern:
- Klappern in der Karwoche mit darauf folgendem Einsammeln
- Maisingen in der Schweiz
- Pfingstquaak in Altstadt/Saarland
jahreszeitenunabhängig:
- Rummeln in Norddeutschland nach dem Spruch : Rummel, rummel, roken, giv mi nen Appelkooken.
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