Fackelzug

Fackelzug
Fackelzug von Nationalsozialisten am Abend des 30. Januars 1933 (Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler), Aufnahme aus dem Bundesarchiv
Fackelzug der FDJ zum 40.Jahrestag der DDR
Fackelzug zur Lewes Bonfire night (England)

Der Fackelzug – ein nächtlicher Umzug vieler Personen mit brennenden Fackeln – ist ein bis etwa 1960 häufiger Brauch. In Europa wurden Fackelzüge vor allem von Jugendlichen veranstaltet - einerseits zur Unterhaltung oder als gestaltendes Element für Ferienlager, etwa bei Pfadfindern, der Jungschar, den Falken, bei Nachtübungen oder als Abschluss von Lagerfeuern, andrerseits für religiöse Zwecke oder für politische Demonstrationen.

Fackeln haben in der europäischen und asiatischen Kulturgeschichte oft eine hervorgehobene, feierlichere Bedeutung als z. B. Öllampen oder Kerzen. Sie symbolisieren das Licht als Bewegung, als Ziel der Sehnsucht (Warten auf den Sonnenaufgang) oder zur Anbetung von Gottheiten - etwa in Religionen der Antike und im Feuer- oder Mithraskult. Im Christentum symbolisiert die Fackel die Tugend der Weisheit und ein Fackelzug die bewusste Bewegung hin zu Gott. In der Aufklärung kam zur Symbolik des Wissens auch jene der Freiheit dazu.

Die emotionale Bedeutung einer großen Zahl von Fackeln in der Dunkelheit liegt auch in der Verbundenheit der Menschen, die im Zug mitgehen, und in der Neugier, dem Staunen oder der Kritik der Zuseher. Auch ein gewisses Element der Gefahr ("Zündeln", in Brand geraten) spielt eine Rolle.

Im 19. und 20.Jahrhundert wandelte sich die Bedeutung von Fackelzügen etwas in Richtung demonstrativer und revolutionärer Aktion - etwa in den Fackelzügen mancher sozialrevolutionärer oder marxistischer Bewegungen. Als Symbol der religiösen Verkündigung wiederum dienten die Umzüge bei Katholikentagen - entweder am Vorabend oder als Abschlussfeier. Auch im jahreszeitlichen Brauchtum sind bzw. waren nächtliche Umzüge üblich, etwa zur Sonnenwende, manchmal in den Rauhnächten oder in der Osternacht, bei der Walpurgisnacht oder zu manchen Familienfesten (Taufe, Nikolaus usw).

Das deutsch-studentische Brauchtum kannte bis etwa 1965 den Fackelzug zur Ehrung von Persönlichkeiten oder zur Unterstreichung politischer Ziele. Unter den Nationalsozialisten waren Fackelumzüge besonders häufig und konnten durch den emotionalen Erlebnis-Anteil zusätzliche Jugendliche und Kinder, vor allem Knaben, in die Vorfeldorganisationen der Partei locken. Nach dem Krieg waren Fackelzüge auch ein gern genütztes Gestaltungselement für die sozialistische und die katholische Jugend.

Bedeutsame Fackelzüge der letzten Zeit waren jene des Wendejahres 1989 in der DDR und des Lichtermeeres in Wien. Kleinere Fackelzüge gehören nach wie vor zur Gestaltung von Jugendlagern oder religiösen Pfingstfeiern.
Bei letztgenannten entsteht vereinzelt ein neuer Brauch - die Fackeln als Symbol der Inspiration durch den Heiligen Geist, wie die Feuerzungen, die sich am Pfingstfest auf die Apostel herabließen. Eine andere Neuheit sind Solar-Fackelzüge, die das Engagement für verantwortungsvollen Umweltschutz verdeutlichen sollen.

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