Brennelementfertigungsanlage Lingen

Brennelementfertigungsanlage Lingen

Die Brennelementfertigungsanlage Lingen ist eine Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen (Ems). In der Anlage werden Brennelemente zur Verwendung in Leichtwasserreaktoren hergestellt. Betreiber ist die Advanced Nuclear Fuels GmbH, eine Tochtergesellschaft der Areva NP.

Inhaltsverzeichnis

Brennelement-Fertigung

Betriebsbeginn der Anlage war am 19. Januar 1979.[1] Das angelieferte Uranhexafluorid (UF6) wird in einer Konversionsanlage zu Urandioxid (UO2) in Pulverform reduziert und anschließend zu Tabletten gepresst. Die Tabletten werden gesintert und auf die spezifizierten Abmessungen geschliffen. Nach einer Qualitätsprüfung werden die Tabletten in Brennstabhüllrohre gefüllt und zu Brennelementen montiert.[2]

Die Fertigung der Hüllrohre erfolgt in einer Niederlassung in Duisburg, die Kopf- und Fußstücke sowie Abstandhalter werden in einer Niederlassung in Karlstein am Main hergestellt.

Meldepflichtige Ereignisse

Bis Mitte 2008 ereigneten sich in der Anlage 117 meldepflichtige Ereignisse.[1] Zwei Ereignisse stellten eine Gefährdung der Kritikalitätssicherheit dar.

Am 31. August 1999 wurde im Rahmen einer Inspektion eine Ansammlung von 4 kg Uranoxid in einem Schüttkegel einer Siebeinrichtung entdeckt. Eine Schweißnaht war durch Materialermüdung gerissen, so dass Urandioxid in den Hohlraum des Schüttkegels eindringen und sich dort ansammeln konnte. Dieses Ereignis wurde gemäß der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) als meldepflichtiges Ereignis der Stufe 0 mit Dringlichkeit E (Eilmeldung) eingestuft.[3]

Am 5. Juni 2004 ereignete sich ein Schwelbrand in einem HEPA-Filter, während die Anlage nicht in Betrieb war. Teile der Lüftungsanlage wurden kontaminiert und mussten gereinigt und ausgetauscht werden. Der Brand wurde ebenfalls als meldepflichtiges Ereignis der INES-Stufe 0 mit Meldekategorie E eingeordnet.[4]

Am 7. Juli 2005 kam es durch eine Fehlbedienung einer Anlage zur Überfüllung eines Sammelbehälters für Uranoxid-Tabletten. Statt der zulässigen 18 kg wurde ein 20 l-Behälter mit 28,66 kg befüllt. Die übermäßige Menge wurde anschließend in einen zweiten Behälter umgefüllt, so dass der Füllgrad wieder innerhalb der Spezifikationen lag. Dieses Ereignis wurde als Störung der INES-Stufe 1 mit Meldekategorie E eingestuft.[2]

Politik

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie betrachtet die Versorgungssicherheit mit Uran als sehr hoch. Nicht zuletzt würde durch die in der Brennelementefabrik Lingen und der Urananreicherungsanlage Gronau erbrachte "Veredelung" die Kernenergie "quasi einheimische Energie".[5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Auflistung kerntechnischer Anlagen in der Bundesrepublik Deutschland, Anlagen "In Betrieb". Bundesamt für Strahlenschutz, Februar 2011, abgerufen am 6. April 2011 (PDF).
  2. a b Meldepflichtige Ereignisse in Anlagen zur Kernbrennstoffver- und -entsorgung, Jahresbericht 2005. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 7. Juni 2006, abgerufen am 22. Dezember 2010 (PDF).
  3. Meldepflichtige Ereignisse in Anlagen zur Kernbrennstoffver- und -entsorgung, Jahresbericht 1999. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 12. Dezember 2001, abgerufen am 22. Dezember 2010 (PDF).
  4. Meldepflichtige Ereignisse in Anlagen zur Kernbrennstoffver- und -entsorgung, Jahresbericht 2004. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 6 Juli 2005, abgerufen am 22. Dezember 2010 (PDF).
  5. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie: Detaillierte Darstellung zu Uran. Abgerufen am 22. Dezember 2010.
52.4804157.331507

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