Bruno Adler

Bruno Adler

Bruno Maria Adler, Anagramm und Pseudonym Urban Roedl (* 14. Oktober 1889 in Karlsbad; † 27. Dezember 1968 in London) war ein deutscher Kunsthistoriker, Literaturwissenschaftler und Rundfunkredakteur im deutschen Programm der BBC.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Das Studium in Wien, Erlangen und München schloss Adler 1917 mit der Promotion ab. Zwischen 1920 und 1930 war er Lehrer für Kunstgeschichte an der Staatlichen Kunstakademie Weimar. Für den am Bauhaus tätigen Johannes Itten war Adler 1921 der Verleger des Utopia-Verlages und Herausgeber einer programmatischen Schrift Utopia : Dokumente der Wirklichkeit (Itten: Ein Kunstwerk erleben heißt, dieses wiedererleben), für die Adler Übersetzungen aus Rigveda und Nikolaus von Kues erstellte. Adler war in dieser Zeit auch Herausgeber von Werken Adalbert Stifters und Matthias Claudius.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland musste Adler nach Prag flüchten. 1936 ging er nach England. Als Ernst Rowohlt die Biografie zu Adalbert Stifter unter Adlers Pseudonym Urban Roedl herausgab, führte das zum Berufsverbot Rowohlts, da dem Verleger vorgehalten wurde, jüdische Schriftsteller zu tarnen. Adler war zeitweise Lehrer an der New Herrlingen School (auch Bunce Court School genannt), einer von den Quäkern gegründeten Landschule für emigrierte jüdische Kinder.

Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete Adler in der deutschsprachigen Abteilung der BBC. Adler war der Erfinder der "Frau Wernicke", die im Frauenprogramm des „Deutschen Dienstes“ zwischen dem Sommer 1940 und Januar 1944 gesendet wurde. Frau Wernicke, gesprochen von der emigrierten Berliner Schauspielerin Annemarie Hase, war eine Berliner Kleinbürgerin, die mit einem losen Mundwerk und gesundem Menschenverstand ausgestattet, die Nazis lächerlich machte. "Kurt und Willi" schrieb Roedl gemeinsam mit dem englischen Lyriker Norman Cameron[1], auch diese Serie ging vom Alltag der deutschen Bevölkerung aus.[2] Er war Herausgeber der Zeitschrift „Neue Auslese“, die vom Alliierten Informationsdienst herausgegeben wurde.

Die seiner Frau Ilse Katz zugeeignete Stifterbiografie wurde 1958 in Deutschland wieder aufgelegt und Adler erinnerte im Vorwort daran, dass seinerzeit einer der Rezensenten „den Verfasser kurzerhand unschädlich machen“ lassen wollte. Roedl war er auch der Autor der Rowohlt-Monografie über Adalbert Stifter, die er Erich Heller widmete.

Werke

als Bruno Adler:

  • Gustave Flaubert, Die Sage von St. Julian, dem Gastfreien, Übers. von Bruno Maria Adler. Eingedr. Holzschn. von Walther Klemm . Weimar : M. Biewald 1923
  • Das Weimarer Bauhaus, Darmstadt : Bauhaus-Archiv 1965
  • (Hrsg.) Utopia : Dokumente der Wirklichkeit, Martin Biewald : Weimar 1921; Mün̈nchen : Kraus-Reprint 1980
  • Matthias Claudius.Werke, Utopia-Verl. Weimar 1924
  • Frau Wernicke : Kommentare einer "Volksjenossin"

als Urban Roedl:

  • Adalbert Stifter  : Geschichte seines Lebens, Bern  : Francke , 1958
  • Matthias Claudius  : sein Weg und seine Welt, Berlin  : Wolff , 1934
  • Adalbert Stifter in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, dargestellt von Urban Roedl, Rowohlt: Reinbek bei Hamburg . 1965
  • Jodel-Franz, (mit Billy Dongen). München : Ed. Insel-Ton, 1955
  • Frau Wernicke : Kommentare einer "Volksjenossin, Mannheim : Persona-Verl. 1990
  • Kampf um Polna : ein Tatsachenroman, Prag : Kacha Prag 1934

Literatur

  • Werner Röder, Herbert A. Strauss, Institut für Zeitgeschichte München (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. (International biographical dictionary of Central European emigrés 1933-1945.) 4 Bände, Saur, München 1983.
  • Joseph Walk (Hrsg.), Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. München : Saur, 1988 ISBN 3-598-10477-4
  • Joachim W. Storck, Adalbert Stifter im Exil. Urban Roedl (Bruno Adler) als Stifter-Biograph und Stifter-Interpret, in : Johann Lachinger [Hrsg.], Adalbert Stifter - Studien zu seiner Rezeption und Wirkung, Kolloquium II Schriftenreihe des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich ; 40 2002
  • Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler. Saur : München 1999, ISBN 3-598-11339-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. zu Norman Cameron siehe englische Wikipedia en:Norman Cameron
  2. Die Serie "Briefe des Gefreiten Hirnschal" mit dem emigrierten Wiener Schauspieler Fritz Schrecker als Sprecher stammte von Robert Lucas. Siehe Ulrike Oedl, Theater im Exil - Österreichisches Exiltheater sbg

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Adler (Familienname) — Adler ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Als Symbol des Evangelisten Johannes diente der Adler häufig als Hauszeichen. Daraus wurde die Bezeichnung für die Bewohner abgeleitet. Zudem entwickelte sich der Familienname als… …   Deutsch Wikipedia

  • Adler Mannheim — Größte Erfolge Deutscher Meister 1980, 1997, 1998, 1999, 2001, 2007 Deutscher Vizemeister 1982, 1983, 1985, 1987, 2002, 2005 Deutscher Pokalsieger 2003, 2007 Deutscher Vizepokalsieger 2006 …   Deutsch Wikipedia

  • Bruno Möhring — (* 11. Dezember 1863 in Königsberg (Ostpreußen); † 25. März 1929 in Berlin) war ein deutscher Architekt, Stadtplaner und Designer. Er zählte zu den bedeutendsten Architekten des Jugendstils in Deutschland. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Mitarbeiter …   Deutsch Wikipedia

  • Bruno Wille — (* 6. Februar 1860 in Magdeburg; † 31. August 1928 auf Schloss Senftenau in Aeschach bei Lindau am Bodensee) war ein deutscher Prediger, Journalist und belletristischer sowie populärphilosophischer Schriftsteller …   Deutsch Wikipedia

  • Adler (Bande Dessinée) — Pour les articles homonymes, voir Adler. Adler est une série de bande dessinée de René Sterne. Parue pour la première fois dans le journal Tintin en 1985, elle comporte 10 albums. Le titre de la série vient du nom du personnage principal Adler… …   Wikipédia en Français

  • Adler (bande dessinee) — Adler (bande dessinée) Pour les articles homonymes, voir Adler. Adler est une série de bande dessinée de René Sterne. Parue pour la première fois dans le journal Tintin en 1985, elle comporte 10 albums. Le titre de la série vient du nom du… …   Wikipédia en Français

  • Bruno Brazil — est une série de bande dessinée. Scénarisée par Greg sous le pseudonyme de Louis Albert, cette série a été adaptée en roman par Acar. Scénario  : Louis Albert Dessin  : William Vance Sommaire 1 Synopsis 2 Personnages 3 …   Wikipédia en Français

  • Bruno Bieler — (* 18. Juni 1888 in Gumbinnen; † 22. März 1966 in Dorfmark) war ein deutscher Offizier, zuletzt General der Infanterie und Kommandierender General mehrerer Armeekorps im Zweiten Weltkrieg. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen (Auszug) …   Deutsch Wikipedia

  • Bruno Büchner — Büchner als Radrennfahrer (ca …   Deutsch Wikipedia

  • Bruno Baum — 1950 Bruno Baum (* 13. Februar 1910 in Berlin; † 13. Dezember 1971 in Potsdam) war deutscher KPD und SED Funktionär sowie KZ Häftling im Nationalsozialismus …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”